Steve Hackett live mit Orchester: Dieser Rausch trifft ins Herz

Steve Hackett FOTO: Press-Photos

Um es kurz zu machen: Das neue Live-Album von Steve Hackett ist ein Fest für Prog-Rock-Fans. Viele, die im vergangenen Oktober in der Londoner Royal Festival Hall dabei waren, äußern sich beseelt von der Mischung aus Rock- und Orchestermusik. Zu Recht.

Von Richard Bongartz

Es ist erstaunlich, wie leicht komplizierte und anspruchsvolle Rockmusik eine Symbiose mit dem aus 41 Musikern bestehenden klassischen Heart Of England Philharmonic Orchestra unter Leitung von Bradley Thachuk eingehen. Dieses Konzert „Genesis Revisited Band & Orchestra: Live“ kommt nicht aus den Boxen, nein: Es saugt den Zuhörer viel mehr vom ersten Track an in sie hinein. Spätestens bei „Out of the Body“ haben sich alle aufeinander eingespielt, um dann bei Hacketts eigenem Song „The Steppes“ nach einem krächzenden Saxophonsolo in ein brachiales, mitreißendes Epos mit Anleihen aus Tausendundeiner Nacht zu einer Einheit zu verschmelzen. Ach, wäre man gern dabei gewesen.

Der ehemalige Genesis-Gitarrist geht regelmäßig mit den 70er-Jahre-Songs seiner alten Band auf Tour und setzt dem Ganzen mit der klassischen Begleitung nun die Krone auf. Irgendwie schaffen die Musiker es, dass selbst die kompliziertesten Soundgewebe so leicht wie ein in Milch schwimmendes Milky Way klingen. Mit jedem Break gehen entstehen neue Klangwelten, einnehmend und vor allem melodiös. Etwa beim Solo von „Firth of Fifth“. Treibende Drums, kraftvolle Bläser, gefühlvolle Streicher und hier und da ein Chor (ok, aus dem Synthesizer) lassen keine Wünsche offen. Zugegebenermaßen muss man es mögen, das hier konsequent dick aufgetragen wird.

„Shadow Of The Hierophant“

Wer in der Hinsicht sein blaues Wunder erleben will, sollte sich das berauschende „Shadow Of The Hierophant“ von A bis Z anhören (dauert halt 11:27 Minuten). Hier singt anstelle des charismatischen Nad Sylvan Hacketts Schwägerin Amanda Lehmann, setzt nach der jaulenden Gitarre des 69-jährigen Briten ein. Strophe für Strophe breitet sich ein immer breiterer Soundteppich aus, auf dem man sich gerne hinlegen möchte und die Augen schließen darf. Wer aber jetzt denkt, die Glöckchen wiegen einen in den Schlaf: Pustekuchen.

So schaltet der zweite Konzertteil erst mal einen Gang runter, ist etwas weniger imposant. Los geht es hier mit In That Quiet Earth und der Ballade „Afterglow“. Eine halbe epische Stunde „Supper’s Ready“ und „The Musical Box“ beenden dann den Musikabend daheim, gegen den Netflix eigentlich keine Chance hat.

In eigenen Worten…

Steve commented: “It was a fantastic experience for both the band and myself to play alongside an orchestra and to feel the power of the sound this extraordinary combo created. It sounds equally compelling on both film and audio. I’m proud to release this exciting product.”

Das Konzert gibt es als Doppel-CD plus Blu-Ray mit Stereo- und 5.1-Mix samt Bonusmaterial.