Starker Auftritt beim Crossroads Festival in Bonn: Siena Root

Siena Root beim Rockpalast in der Harmonie Bonn FOTO: Dylan Akalin

Jetzt also Solid Zubaida. Die schwedischen Psychedelic-Prog-Rocker Siena Root sind wieder mal in der Harmonie. Zum dritten Mal nach 2006 beim Rockpalast und 2018 im Doppelkonzert mit Pristine. Da hatte gerade Samuel Björö, der den Staffelstab von Jonas Åhlén übernommen hatte, noch auf dem Album „A Dream Of Lasting Peace“ mitgearbeitet. Zuletzt hörten wir die Truppe mit Sängerin Lisa Lystam, die eindeutig den Blues betonte. Die Truppe hat sich weiterentwickelt – sehr zu ihrem Vorteil. Der Auftritt war ein einziger Hochgenuss

Von Dylan C. Akalin

Die Musik von Siena Root, die sich 2003 in Stockholm gründete, ist eine Mischung aus klassischem Rock, Psychedelic Rock und Blues mit Einflüssen aus der traditionellen Volksmusik, durchsetzt mit ungewöhnlichen Sounds der Sitar. Der Grundsound bekommt diesen 1970er-Vintage-Touch durch Verwendung der Hammond-Orgel, von Fender Rhodes und Mellotron, aber auch den Klang des Rickenbacker-Basses von Samir Eriksson. Die Band war am dritten Abend des Crossroads-Festivals super aufgelegt. Am Zusammenspiel und dem Einsatz der Sologitarre durch den fantastischen Johan Borgström, die Sitar von Stian Grimstad und die Gesangseinlagen ist absolut nichts auszusetzen. Love Forsberg Ist zudem ein dynamischer Drummer mit einem kräftigen, aber eleganten Stil.

Siena Root beim Rockpalast in der Harmonie Bonn FOTO: Dylan Akalin

Im Laufe der Jahre hat sich die Musik von Siena Root weiterentwickelt und verändert, vor allem eben der unterschiedlichen Besetzung der Sänger*innen und einem wechselnden Sound. Auf ihren frühen Alben wie „A New Day Dawning“ (2004) und „Kaleidoscope“ (2006) hatten sie einen traditionelleren klassischen Rock-Sound mit markanten Gitarrenriffs und bluesigen Soli. Auf späteren Alben wie „Different Realities“ (2009) und „Pioneers“ (2014) experimentierten sie mit psychedelischeren und progressiveren Elementen, wobei Sitar, Tablas und andere östliche Instrumente einbezogen wurden –das konnte live bisweilen zu Ermüdungserscheinungen führen. Das war diesmal anders. Für mich hätte die Band gerne noch weiterspielen können. Einfach klasse. Streckenweise erinnerte Siena Root frappierend an Jefferson Airplane, und Solid Zubaida hat zwar eine andere Tonlage als Grace Slick, aber eine ähnliche Technik. Die Band hätte gut auf die Woodstock-Bühne gepasst.

Siena Root beim Rockpalast in der Harmonie Bonn FOTO: Dylan Akalin

2020 veröffentlichten Siena Root ihr Album „The Secret of Our Time“, das ein neues Kapitel in der Bandgeschichte aufschlug. Auf dem Album erscheint Solid Zubaida erstmals als Leadsängerin, die da Sänger Samuel Björö ersetzte. Zubaidas Gesang ist gefühlvoller und emotionaler als der von Björö, und das Album hat einen ausgefeilteren, moderneren Sound als einige ihrer früheren Veröffentlichungen. Das Album enthält immer noch die typischen Vintage-Instrumente von Siena Root, bietet aber auch elektronische und Ambient-Texturen.

Zubaida scheint stark an der Musik der Band beteiligt zu sein. Das Album wurde sowohl von Fans als auch von Kritikern gut aufgenommen und deutet darauf hin, dass Siena Root die Kraft hatte, sich weiterzuentwickeln und die Grenzen ihrer Musik zu erweitern.

Siena Root beim Rockpalast in der Harmonie Bonn FOTO: Dylan Akalin

Aus ihrem gerade erschienenen Album „Revelation“ spielen sie immerhin drei Stücke: „Coincidence  And Fate“, „Dusty Roads“ und „Keeper Of The Flame“ am Ende des Sets. Wenn das Album schon unverhohlen die Luft der 1970er Jahre ausdünstet, dann ist er live gar noch stärker. Da liegt das Aroma von Led Zeppelin, Fairport Convention, Jefferson Airplane und insbesondere bei „Coincidence And Fate“ von Deep Purple im wohlgereiften Wein der Schweden, während der Opener „Rasayana“ ein wenig Folk-Rock in sich birgt. Bei „Above The Trees“ bezaubert uns Borgström mit einem feinen Gitarrensolo, auf „Wishing For More“ überrascht Solid Zubaida mit ihrem tiefen, rauen Ausdruck, und „Mountain II“ ist ein Musterbeispiel für hervorragendes Songwriting. Der fette Einstieg von Bass und Drums nach einem filigranen Gitarren-Intro, die Flower-Power-Stimmung, das kurze, aber effektive Drumsolo – da stimmte einfach alles. Und bei „Bhimpalasi“ kommt sogar etwas Bollywood-Tanzstimmung im Publikum auf. Toller Auftritt!