Starker Abschluss der Tour: Long Distance Calling im Tanzbrunnen in Köln

Long Distance Calling in Köln FOTO: Peter "Beppo" Szymanski

Streckenweise fühlten wir uns zurückversetzt in die Meddle-Phase von Pink Floyd, mussten an die Sounds von Philip Glass zum Experimentalfilm „Koyaanisqatsi“ denken. Long Distance Calling, das Quartett aus Münster, beendete am Donnerstag ihre Tour mit einem fulminanten Konzert im Theater am Tanzbrunnen in Köln – vor enthusiastisch feiernden Fans.

Von Dylan Cem Akalin

Zu Hause heißt es: Augen zu und genießen. Hier im Saal des Theaters am Tanzbrunnen bekommt das Publikum auch etwas fürs Auge geboten. Dass die Münsteraner Klangästheten sind, das weiß man von ihren wunderschönen Alben. Und auf erstklassigen Sound legen die beiden Gitarristen David Jordan und Florian Füntmann, Bassist Jan Hoffmann und Drummer Janosch Rathmer offenbar auch live großen Wert. Der Gesamtklangeindruck war einfach zum mit der Zunge schnalzen. Auch optisch legten die Jungs Wert auf Qualität. Auf drei hochformatigen Screen liefen Bilder, Filmsequenzen zu den einzelnen Stücken, das Licht war geprägt von düsteren Blau- und Rottönen, schrillen, gleißenden Lichtkegeln oder bombastischen Scheinwerferattacken als wäre man auf dem Rollfeld eines Flughafens.

Long Distance Calling in Köln: Florian Füntmann FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Die ersten drei Stücke des Abends sind vom letzten Album „How Do We Want To Live?“ – beginnend mit der Roboterstimme, die aus dem Off in die Dunkelheit dröhnt: “Curiosity is a real bastard“. Rauch umhüllt die vier blauen Lichtkegel als die Musiker auf die Bühne kommen und zugleich eine Klanglandschaft erschaffen, die stark an Pink Floyds „One Of These Days“ erinnert – inklusive des widerhallenden brausenden Basses. Die Gitarren auf „Curiosity, Pt. 2“ bohren sich mit genussvoller Intensität in die Eingeweide. Während auf dem Screen die Zerlegung eines digitalen Frauenkopfes erfolgt, fluten zu fetten Riffs der Gitarren die grellen Scheinwerfer die Halle in weißes Licht.

Mannigfaltige Strukturen

Der Post-Rock von Long Distance Calling ist ein wohl durchdachtes Konzept aus mannigfaltigen Strukturen, voller überraschender, sehr effektvoller Rockriffs. So konstruiert die Struktur der Songs aus Arpeggio-Netzen, eingängigen Hooks, mehrstimmigen Gitarrenlinien, Soundflocken aus dem Sequenzer und Voice-Over-Schnipseln ist, die Band verliert niemals den emotionalen Faden in all ihrer kompositorischen Eigensinnigkeit. Die hart am Metal-Rand liegenden, gitarrenlastigen Ausbrüche sorgen noch dazu, dass die Musik niemals in gefühlsduselige Gefilde abdreht. Dazu zählt aber nicht nur die hervorragende Bassarbeit, sondern die stets präsenten, fast durchgängig knalligen Drums. „Sundown Highway“ leitet Janosch Rathmer mit so stahlharten Trommelspiel ein, dass man fast fürchten muss, dass ihm die Felle platzen. Das Stück ist eh ein unglaublicher Brecher rasanter übereinandergelegter Instrumentalschichten – mit einem fulminanten Schluss.

Long Distance Calling in Köln: David Jordan FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Die vier Musiker wirken konzentriert, das Zusammenspiel wirkt geradezu intuitiv. Der Long Distance Calling-Sound verlangt auch eine gewisse Achtsamkeit, denn es sind bei aller Vielschichtigkeit kristalline Strukturen, die Fehler kaum verzeihen. Die wohl kalkulierte Wirkung von Hochdruck und Entspannung, von Symmetrie und Dekonstruktion verlangt ein hohes Maß an Perfektion an Sound und Zusammenspiel. Und es ist faszinierend, wie gut die Münsteraner das live rüberbringen.

Kein Wunder, dass die 2006 gegründete Band längst zu einer Kultband mit extrem loyaler Fangemeide geworden ist. Das zeigte mal wieder ihr Auftritt in Köln. Die Band wurde ausgelassen gefeiert. Zu Recht, es war ein sensationeller Auftritt.

Long Distance Calling in Köln: Bassist Jan Hoffmann FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Setlist Long Distance Calling in Köln

Curiosity, Pt. 1
Curiosity, Pt. 2
Hazard
In the Clouds
Sundown Highway
Voices
Black Paper Planes
Immunity
Sharing Thoughts

Pause

Into the Black Wide Open
Out There
The Very Last Day
Apparitions
Ashes

Encore:

Metulsky Curse Revisited

Long Distance Calling in Köln: Drummer Janosch Rathmer FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Long Distance Calling in Köln: Florian Füntmann FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Long Distance Calling in Köln: Bassist Jan Hoffmann FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Long Distance Calling in Köln: Florian Füntmann FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Long Distance Calling in Köln FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Long Distance Calling in Köln: Drummer Janosch Rathmer FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Long Distance Calling in Köln: Bassist Jan Hoffmann FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Long Distance Calling in Köln: David Jordan FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski