Cass: „Slower, Smaller, Happier“
Label: ConceptPool, Belgium
VÖ: 23.2.2018
Kennt noch jemand Gino Vannelli? Der heute 65-Jährige hatte insbesondere in den 80er Jahren Erfolg mit seinem souligen Rock-Pop. Der erste Song „In a different way“ auf CASS‘ Debütalbum Slower, Smaller, Happier lässt sofort die Assoziation an den erfolgreichen Kanadier wach werden. Da ist dieser relaxte Groove, die Melodie, die gleich zum Mitsingen animiert und eine entfernte Jazzattitüde, die wirklich hinreißend ist.
Cass heißt eigentlich Dirk Cassiers (52), ist Belgier und verdient seinen Lebensunterhalt mit seiner Kommunikationsagentur Dallas. 2012 schaffte er es in seiner Heimat bis ins Halbfinale von „The Voice“. „Ich habe das Gefühl, dass ich nach meinem ersten Auftritt in The Voice vielleicht etwas zu lange gewartet habe, um solo zu spielen. Vielleicht müssen der Drang und die Lust gerade jetzt reifen, um wirklich etwas damit zu tun. Es gab immer einen Grund zu verschieben: zu beschäftigt mit der Arbeit, zu beschäftigt mit meinen anderen musikalischen Projekten wie De Grungblavers und Wednesday Night Jams, zu beschäftigt mit einem sozialen Leben, … aber: Jetzt ist die Zeit“, sagt er und meint: „Das wäre ein guter Titel für einen meiner neuen Songs.“
Tatsächlich sind auf dem Album ein paar wirklich gute Songs drauf – freilich nicht durchgängig, zwischendurch kippt es auch schon mal ins Belanglose. Diese Momente sind aber durchaus selten. Das Niveau ist erstaunlich hoch. Die Songs sind in einem angenehmen Mid- und Uptempo-Bereich angelegt, so dass sie jede Cocktailparty verzücken könnten. Der Belgier lässt sich bei seinen Kompositionen vom amerikanischen Discosoul und vom 80’s soul, boogie funk, modern soul sowie von harmonischen Melodien elektronischer Popularmusik des neuen Jahrtausends inspirieren.
Der Titel „Slower, Smaller, Happier“ ist Programm. Der Titel beschreibt, was Singen dem vielbeschäftigten Unternehmer bedeutet: „Singen ist meine Pause, mein Yin zum Yang, oder das Yang zum Yin?“ Es ist Musik, die nicht ins Schwitzen bringt, aber durchaus auch im Cabrio bei einem lauen Sommerabend gut zu hören ist.
Zum Background von Cass:
Mit jungen 16 Jahren performt er mit seinem Bruder Jo in einer Simon & Garfunkel Coverband in Jugendzentren und auf kleineren Veranstaltungen. Diese musikalische Ader haben die beiden Cassiers Brüder wohl von ihrer Großmutter, Maria Govaers, einer ehemaligen Opernsängerin, geerbt. Von 1997-1998 gründeten Jo & Dirk die Band „Orphan“. Damit schafften sie es auf die Bühne der Royal Academy in Hollywood. Dort konnten die jungen Musiker einen Filmemacher für sich gewinnen, der vier Songs ihres Albums „September Rain“ für den Film Friends & Lovers (u.a. mit Robert Downey Jr., Claudia Schiffer, Stephen Baldwin & Danny Nucci) wählte.
Außerdem wurde er Mitglied der Band „De Grungblayer“, ein Zusammenschluss von 9 bekannten belgischen Profis aus der Werbebranche, dem Showbizz und aus der Theater-Landschaft, die „Evergreens“ in den lokalen Antwerpen-Dialekt übersetzen und performten. Ende 2016 schafften sie es sogar die neu renovierte Elisabeth Hall in Antwerpen ganze sieben Mal zu füllen.