Ein wunderbarer Soloabend mit Mark Gillespie in der Harmonie in Bonn – und das Publikum wollte den Musiker einfach nicht gehen lassen.
Von Tania Rusca
Mark Gillespie ist ein außergewöhnlicher Musiker. Nachdem er in den Jugendjahren als Straßenmusiker durch Europa gereist ist, ist der in Manchester geborene Brite in Deutschland gelandet. Und um sich zu finanzieren, entschied er sich, eine CD aufzunehmen. So erschien 1996 die Debut Platte Give It Time. Mit der Band, die ihn bei der Aufnahme unterstützt hatte, hat es so gut funktioniert, dass sie immer noch zusammen arbeiten, und dass er nun fest in Deutschland geblieben ist.
Mittlerweile hat Gillespie acht Alben rausgebracht, die letzte im Jahr 2012, Real To Reel, ein Duett mit der Flöte von Tom Drost. Kein Wunder, dass Gillespie als Vorband von Jethro Tull spielen dürfte; aber auch von Lisa Stansfield, Meat Loaf und ZZ-Top.
Trotz ordentlicher Alben und berühmter Spielplätze hat sich Mark Gillespie nicht zähmen lassen: Er ist immer noch derselbe offene, kluge, dynamische und manchmal richtig freche Straßenmusiker. So trat er auch Freitagabend in der Bonner Harmonie auf, auf der Solo Tour, ganz alleine mit seiner Gitarre, in der Mitte eines Kreises komplizierter Geräte. Wie soll das gehen…?
Gillespie begrüßt das Bonner Publikum und wärmt es mit kurzen, knackigen und selbstironischen Witzen über Brexit und Briten auf, mal auf Englisch, mal auf Deutsch, aber vor allem alles zusammen gemischt. Dann geht es los: Effektgeräte und ein Gitarrensynth ermöglichen ihm, durch die Gitarre den Klang verschiedener Instrumente nachzuspielen, von der Geige bis zum Keyboard. Links von ihm steht ein kleines elektronisches Schlagzeug, das, so Gillespie „tausend verschiedene Geräusche machen kann“, er benutzt aber immer nur dieselben drei. Und wenn es nicht reicht, dann spielt Gillespie mit dem Mund die Perkussion nach.
Durch einen Loop, den Gillespie meisterhaft beherrscht, entsteht so auf der Bühne nach und nach ein voller Klang. Macht man die Augen zu, kann man sich eine ganze Band vorstellen. Es war nur einer, jetzt gibt es zwei, drei Mark Gillespies, die zusammen singen!
Und wie: Warm und rau ist die einzigartige Stimme des Sängers (nicht zufällig ist Gillespie Frontman der Cover Band „Kings of Floyd“). Neben den selbstkomponierten Klassikern wie „I Miss My Mommy“, „Supersonic Sunday“ and „Don´t mess around“, bezaubert Gillespie die Zuschauer mit Covers unsterblicher Künstler wie Sting und Eric Clapton. Zwischendurch improvisiert der geborene Entertainer eine überraschende, lustige Imitation von Bob Dylan. Typisch Gillespie!
Die ganze Show ist ein ständiges Wechseln zwischen Tanzen, Klatschen und Lachen. Das Publikum macht mit, lässt sich provozieren, antwortet und schreit laut. Immer wieder beschwert er sich witzig über die angeblich misslungenen Anfänge, die sich durch Stimme und Rhythmus doch zu mitreißenden Stücken verwandeln. „Hat jemand eine Flöte?“ fragt er dann, als er „Aqualung“ spielen möchte. Das kann die ganze Technologie auf der Bühne leider nicht.
die Lieder von Pink Floyd erklingen an diesem Abend nicht. Etwas Schade. Aber, wie er mir nach der Show erklärt, sie standen tatsächlich auf der Setliste, „sie haben aber nie wirklich gepasst“, der Moment sei nicht richtig gewesen, sagt er.
Gillespie spielt mit Gefühl, Fantasie und Humor; er improvisiert und begeistert, das Publikum kann das spüren. Und er hat jedenfalls genug Auswahl an Musik anzubieten, sodass das mehrmals erwähnte Ordnungsamt fürchtende nimmersatte Publikum immer wieder laut seinen Namen weiterruft – und das, obwohl die Show längst und pünktlich beendet war.
Überzeugt hat der perfekte Klang der verschiedenen „virtuellen“ Instrumente, die Leidenschaft der Stimme und das offene, positive Auftreten von Mark Gillespie. Eine Herausforderung, alleinstehend auf der Bühne, die sich wie ein leichte Spiel angefühlt hat: Es war wirklich ein „supersonic“ Friday!