Sloan „12“
VÖ: 06.04.2018
Label: Yep Roc / H’art
Von Dylan Cem Akalin
Als die kanadische Band Sloan in den frühen 1990er Jahren die Musikbühne betraten, begannen viele Musikkritiker schon, sie als das nächste große Ding zu bezeichnen. Man war euphorisch und erwartete, dass nach Nirvana und Grunge etwas Neues kommen würde. Halifax als das neue Seattle? Auch wenn es anders kam, die Band um Chris Murphy (Bass und Gesang, gelegentlich Drums), Jay Ferguson (Gitarre, Bass, Drums), Andrew Scott (Drums, gelegentlich Gitarre) und Patrick Pentland (Gitarre, Bass, Keyboards, Drums, Gesang) hält seit fast drei Jahrzehnten durch und hat ihr eigenes Beatles-Power-Pop-Rock-Ding entworfen.
Auch das neue zwölfte Album, das einfach „12“ genannt wird, zeigt, dass sich die Band ihrem Konzept treu geblieben ist. Und das heißt: Jedes Bandmitglied schreibt, jedes Bandmitglied singt. Auf diese Weise wird das Ergebnis höchst vielseitig. Da klingt die Band schon mal wie Crosby, Stills & Nash („Gone For Good“), “All of the Voices” klingt kleinwenig wie Nirvana, „Spin Our Wheels“ qualifiziert sich mit seinen unkomplizierten Gitarren, klassischen Rock-Backing-Vocals und aufregendem Refrain zum flotten Opener voller scharfer Widerhaken, die sich gleich ins Gedächtnis festsetzen. Und immer ist da diese so positive Grundstimmung, die gerade jetzt richtig Frühlingsgefühle auslösen.
Gitarrenrauschen, das Popsongs umhüllt
Sloans „12“ ist insgesamt vielleicht mehr Sloan als viele der letzten Platten. Man fühlt sich beim Anhören des Album manchmal wie in Rückblenden versetzt. „Spin Our Wheels“ erinnert etwas an „500 Up“, „All Of The Voices“ ähnelt von den Harmonien arg an „Underwhelmed“, und „The Day Will Mine“ ist fast sowas wie die Fortsetzung von „Marcus Said“.
Pentland sagt selbst, dass ihn ein Teil des Sounds an ihre erste Scheibe erinnere, vor allem sein eigenes Spiel, das er „Gitarrenrauschen, das Popsongs umhüllt“ nennt. Und: „Ich würde sagen, dass es bei diesem Album definitiv ein Element des frühen Sloan gibt, das wir seit einiger Zeit nicht mehr gesehen haben.“ Sein Partner Murphy ergänzt: „Ich glaube, ‚Smered‘ war das letzte Mal, als wir alle von der gleichen Musikbewegung in derselben Weise begeistert waren: von all dem Grunge und Shoegaze Zeug. Und danach haben wir uns davon getrennt, um unsere eigenen musikalischen Vorstellungen in unseren Songs zu erkunden.“ Scheint, als hätten sie sie entdeckt!