Slipknot bringen endlich ein neues Album heraus und kommen 2020 schon sehr früh wieder nach Europa.
Von Dylan Cem Akalin
Nach .5: The Gray Chapter (2014), dem ersten Album ohne den 2010 verstorbenen Bassisten Paul Gray und ohne Schlagzeuger Joey Jordison, kam erstmal eine lange Pause. Jetzt kommt mit We Are Not Your Kind – und wieder ein Album mit neuer personeller Besetzung: Percussionist Chris Fehn wurde wegen eines finanziellen Streits aus der Gruppe entlassen. Das Album steht auch wegen des jüngsten Todes der 22-jährigen Tochter von Shawn Crahan unter einem dunklen Stern. Und doch ist das sechste Album des aus Iowa stammenden Giganten mehr denn je ein Verkaufsschlager und ändert daher nichts an seinen Themen: Es dreht sich immer noch um eine allgegenwärtige Menschenfeindlichkeit und einen tiefen Ekel für den Menschen.
„Not Your Kind“ enthält immer noch eine aufrichtige Form von Wut. Das Riffing von „Birth Of The Cruel“ scheint gerade aus der Neo-Metal-Zeit der 90er Jahre zu stammen, das ergänzt wird durch Kratzer und Elektro-Effekte von Sid Wilson und Craig Jones, und Jay Weinbergs Spiel am Schlagzeug ist immer noch so klar und kraftvoll. „Mit Nero“, das eine schöne, geradezu ätherische Dynamik zwischen dem rhythmischen Drive und der Chorusmelodie aufbaut, schafft die Band wieder diese besondere Art von musikalischer Brutalität.
Die Extreme des Corey Taylor
Corey Taylor verkörpert die Extreme des Albums, indem er gutturales Brüllen mit eingängigem Gesang mischt und Selbstwertgefühl, Depressionen und Alkoholmissbrauch mit unerschütterlicher Rohheit thematisiert. Das epische, chorerweiterte, antireligiöse Unheilige mag einen Hinweis auf Ex-Frau Stephanie Luby enthalten oder auch nicht: „Du wolltest mich nicht… also gebe ich dich frei“, heißt es da an einer Stelle. Aber er hört sich nicht so an, als würde er sich damit abfinden. Insgesamt ist es doch ein Album, das geschaffen wurde, um die Fangemeinde zu begeistern und sie vielleicht auch zu erweitern.
We Are Not Your Kind hat die inhärente Aggressivität der Kompositionen und die energetische Rhythmik mehr unter Kontrolle. Das Album wird den Fans von Slipknot ebenso gefallen, weil es für alles steht, was die Combo bislang geschmiedet hat. Aber die Gruppe verlässt bei Stücken wie „Spiders“ und „My Pain“ auch mal ihre Komfortzone. Slipknot hat Potenzial, das ist die Aussage der Band, die reifer und subtiler daherkommt.
Der Titel des Albums stammt übrigens aus den Lyrics der 2018 erschienenen Single „All Out Life“, die es übrigens nicht auf das Album schaffte. Da singt die Band: „Yours does not mean mine, kill does not mean die / We are not your kind / No excuses, I challenge you to all out fucking life.” Der Titel ist jedoch als Bonustrack auf der japanischen Ausgabe des Albums enthalten.
Die Band kommt 2020 wieder nach Europa.
So startet die Tour am 14. Januar 2020 in Dublin und endet am 24. Februar in Helsinki. In Deutschland bekommen die Maggots sechs Mal die Gelegenheit, die musikalischen Monster zu erleben – und zwar in Frankfurt (29. Januar), Stuttgart (8. Februar), München (9. Februar), Hamburg (16. Februar), Berlin (17. Februar) und Dortmund (18. Februar). Außerdem stehen Wien (14. Februar) und Zürich (12. Februar) auf dem Konzertplan. Die polnischen Black Metal-Könige Behemoth begleiten die Headliner als Special Guest.