Simply Red „Blue Eyed Soul“ – eine Hommage an die Großen des Soul

Simply Red FOTO: Dean Chalkley

Eine Rückbesinnung auf den Soul der 1970er Jahre. Da ist James Brown, Otis Redding, The Temptations… Und das alles mit der prägnanten Stimme von Mick Hucknall. Simply Reds „Blue Eyed Soul“ ist eine Hommage an die Großen des Soul

Von Dylan Cem Akalin

„Thinking of You“ eröffnet mit druckvollen Trommeln zum aus dem Herzen kommenden Vokalausbruch a la James Brown. Der Refrain ist einfach und eingängig, aber der Gesamtsound ist  wenig inspiriert. „Ring That Bell“ wird dagegen getragen von flimmernden Gitarrenschichten, hypnotischen Percussions und einem machohaften Hintergrundgesang. Die Instrumentalbegleitung „Badbootz“ klingt wie ein futuristisch angehauchter funky Soundtrack zu einer TV-Serie aus den frühen 70ern. „Don`t Do Down“ erinnert an den Rhythm & Blues eines James Brown und die groovigen Arrangements der Temptations.

Echte Glücksmomente

„Complete Love“ und „Tonight“ zeigen Hucknalls sensationelles Songwriting in seiner sentimentalsten und besten Form. Es sind echte Glücksmomente auf einer Platte, bei dem die Rückkehr zu einem Vintage-Soul-Sound im Vordergrund steht. „Blue Eyed Soul“, das 12. Album von Simply Red, ist gewiss nicht innovativ, wegweisend oder an irgendeiner Stelle überraschend. Aber es macht in seiner Rückwärtsgewandtheit Spaß und passt zu seiner Ankündigung, er habe Songs geschrieben, von denen er dachte, der Rest der Band würde „gerne Nacht für Nacht spielen“.

Mit 34 Minuten sehr kurz

Das ist bei weitem kein schlechtes Album, und Hucknalls Band, die seit über 15 Jahren in ihrer heutigen Form besteht, ist großartig in dem, was sie tut. Hucknall ist seit seinem Debüt „Picture Book“ 1985 eng mit dem Soul und R & B verbunden, und dieses Album kann als Fortsetzung von Hucknalls zweitem Soloalbum „American Soul“ aus dem Jahr 2012 angesehen werden, einer Sammlung von Covers. Allerdings wurden die zehn neuen Songs hier alle von Hucknall geschrieben und spiegeln wider, wie tief die Ikonen des Genres, von James Brown und Maurice White bis zu Curtis Mayfield und Nile Rodgers, in seinen Songs verwurzelt sind.

„Ich bin an einem Punkt in meiner Karriere angekommen, an dem ich eines von diesen düsteren, selbstreflektiven Alben hätte machen können, die heute so viele Künstler in einem bestimmten Alter aufnehmen. Eine Platte, auf der ich nochmal auf mein Leben zurück schaue“, so Mick Hucknall. „Doch ich dachte mir nur: Scheiß drauf! Ich wollte lieber etwas mit viel Schwung machen und mich dabei gut amüsieren.“

Mit etwas mehr als 34 Minuten passt das Album bequem auf zwei Vinylseiten, und auf CD würde man heute von einer EP sprechen.