Er ist zweifellos eine Legende. Als Schlagzeuger der Spencer Davis Group schrieb er bereits Anfang der 60er Jahre Geschichte. Stücke wie „Keep On Running“ oder „Gimme Some Lovin“ sind heute praktisch so etwas wie ein Weltkulturerbe. Jeder kennt sie. In den 80er Jahren war er Dauergast mit seiner Band Pete York’s New York in der Bonner Jazz Galerie. Am 20. April kommt er mit seinem Trio in die Harmonie. Mit Pete York sprach Cem Akalin.
Was deine Auftritte so unvergessen machen, ist deine Fröhlichkeit. Du bist nicht nur Drummer, du bist Entertainer.
Pete York: Und darauf bin ich stolz. Die Musik muss natürlich Qualität haben, aber sie muss auch Spaß machen. Für manche Musikkritiker – ich nenne sie die Jazz-Polizei – wird Jazz zu einer ernsten Angelegenheit. Ich finde, Musik hat etwas mit Herz zu tun und mit dem Bauch (klopft sich selbigen und lacht).
Du lebst seit mehr als 30 Jahren in Süddeutschland und hast sogar mal eine deutsche Fernsehsendung moderiert.
York: Das war „Super Drumming“ von 1987 bis 1990 in der ARD. Da ging es um Live-Musik, wobei das Schlagzeug und die Percussion im Vordergrund standen.
Du hattest tolle Gäste.
York: Nippy Noya, Billy Cobham, Bill Bruford, Simon Phillips, Ian Paice… Das war eine schöne Zeit.
Es hat Dich in Deutschland gehalten. Wie kam’s?
York: Der Hauptgrund war meine Frau, die ist Deutsche. Aber ich hatte hier auch gut zu tun. Es gab früher diese tollen Clubs in Deutschland: In Hamburg den Star-Club, das Big Apple in Frankfurt, das Jaguar in Herford. Und außerdem: Das deutsche Publikum ist das treueste in dieser ganzen Jazz-, Blues- und Rock-Szene.
Bleiben wir noch etwas in der Vergangenheit. 1963: Konrad Adenauer tritt als Bundeskanzler zurück, Kennedy hält seine berühmte Berliner Rede, das ZDF geht auf Sendung. Das war auch für Dich ein besonderes Jahr.
York: Das war der Beginn der Spencer Davis Group. Es gab diesen Club in Birmingham, wo wir jeden Montagabend gespielt haben, das Golden Eagle. Blues-Standards – so wie die Beatles in London damals, die Animals in Newcastle.
Der Blues war in den 60ern ganz groß in England, und er war ein enormer Einfluss für alles, was danach folgte. Wie kam es dazu?
York: Dafür muss man eigentlich Chris Barber danken.
Der machte doch vor allem Skifflemusik.
York: Es gab den Marquee Club im Londoner Westend und verschiedene andere Konzertorte, für die Chris Tourneen organisiert hat. Da kamen Muddy Waters und andere Blues-Größen. Bevor wir Erfolg hatten, haben wir als Backing-Band mit vielen großen Bluesmusikern gespielt: mit Sonny Boy Williamson, Memphis Slim, Champion Jack Dupree, mit Inez and Charlie Foxx, praktisch die Wegbereiter für Ike und Tina Turner, und mit vielen anderen. Die anderen englischen Gruppen haben ähnliche Biografien gehabt. Auch Leute wie der spätere Deep Purple-Organist Jon Lord. Der Blues war eine Brücke zum Rock.
Und Ihr hattet mit Stevie Winwood ja auch eine ausgesprochen ausgeprägte Bluesstimme.
York: Unglaublich, oder? Und er war so jung! Er war 15, als er mit seinem Bruder zur Spencer Davis Group kam. Diese Phrasierung hat er von Leuten wie Ray Charles gelernt. Er war auch ein fantastischer Musiker.
Es ging dann relativ schnell zu Ende mit der Spencer Davis Group. Winwood verließ 1967 die Band.
York: Leider. (lacht)
Gab es noch Kontakt?
York: Ja, natürlich. Wir haben uns gerade erst vor drei Wochen getroffen. Stevie, Eric Clapton, meine Frau und ich.
Dein aktuelles Programm besteht auch noch aus einigen Stücken der Spencer-Davis-Zeit.
York: Es funktioniert mit dieser Besetzung zwar nicht so richtig, aber wir spielen ein paar Stücke aus den alten Zeiten. Es ist eher ein Jazz- und Blues-Programm.
Da sind eine ganze Reihe von Jazz-Standards dabei. Zum Beispiel „Sing, Sing, Sing“, zu dem Gene Krupa schon bei Benny Goodman immer ein wunderbares Drum-Intro spielte.
York: Oh, ja, ich liebe diese Musik. Das war der erste wahre musikalische Einfluss in meinem Leben. Ich plane gerade mit einem Freund, diese ganzen Big-Band-Sachen von damals neu aufzunehmen. Aber jetzt bin ich mit einem Trio unterwegs.
Ungewöhnliche Besetzung mit Claus Koch am Sax und Kuno Kürner am Piano. Kein Bass?
York: Saxophon, Piano, Schlagzeug – das war in den 40er und 50er Jahren nicht nur eine klassische Besetzung in Jazz-Clubs, sondern auch in Striptease-Bars. Ich hoffe, es kommen ein paar schöne Damen, die Lust haben, etwas Burlesque zu tanzen. Das würde uns sehr freuen.
Es geht also heiß zu?
York: Ja, wir werden übrigens auch Preise an die besten Swing-Tänzer vergeben. Aber Burlesque-Tänzerinnen bekommen von mir eine CD und ein Autogramm auf den Oberschenkel. (Lacht)
Pete York spielt am 20. April in der Harmonie Endenich, Tickets: 23,50 Euro zzgl. Vorverkaufsgebühren.