Wir hatten fantastische drei Tage bei Rock am Ring 2022. Das hing nicht nur mit dem tollen und abwechslungsreichen Programm zusammen, sondern auch mit der einzigartigen Stimmung auf dem Festival. Es herrschte insgesamt eine freundliche und respektvolle Heiterkeit – jedenfalls überall, wo wir gewesen sind. Aggressivität haben wir zumindest keine wahrgenommen. Das alles ist sicher dem Umstand geschuldet, dass wir alle nach zwei Jahren Festival- und Konzertabstinenz einfach glücklich sind, endlich wieder kollektiv Musik zu erleben.
Danke für die einzigartige Stimmung
Besonders freut mich (Jahrgang 1958) das für die jüngere Generation, die das mehr als verdient hat, endlich wieder ausgelassen zu feiern – nachdem sie sich so lange solidarisch mit dem vulnerablen Teil der Gesellschaft gezeigt und auf vieles verzichtet hat, um diese in der Pandemie zu schützen.
Von allen Seiten war diese besondere Einstellung und Freude zu spüren. Bei ganz vielen Künstlern, denen man die unendliche Freude als Live-Spielen anmerkte, bei den vielen Mitarbeitern des Veranstalters, die auch bei hektischen und anstrengenden Situationen immer nett und freundlichen waren. Liebe Security, hier nochmal mein ausdrücklicher Respekt für die vielen Leute aller Gewichtsklassen, die ihr beim Crowdsurfing über die Absperrung getragen habt – immer mit einem Lächeln im Gesicht. Ihr wart echt fantastisch.
Klar, es gab auch ein paar Dinge, nicht reibungslos gelaufen sind. Das Fließendwasser auf den Campingplätzen etwa, so war zu hören, war als Folge der Flutkatastrophe rationiert. Die Schlangen am ersten Tag vor den Schaltern zum Aufladen für das bargeldlose Bezahlen waren endlos… Aber das sind Kleinigkeiten im Vergleich zu der großartigen Organisation. Danke an die Veranstalter.
Drangsal und Mia Morgan
Was bleibt noch zu erwähnen, was nicht schon in unseren Berichten stand? Zum Beispiel der Auftritt von Drangsal und seine großartige Haltung gegenüber Nachwuchskolleg*innen. Der sympathische Sänger, Songschreiber, Multiinstrumentalist und Autor verzichtete auf einen Teil seines Auftritts, um der wunderbaren Mia Morgan, die kürzlich noch ein tolles Konzert in Köln gegeben hat, die Möglichkeit zu einem Auftritt bei Rock am Ring zu geben – und sein Appell, mehr Flinta auf Festivals zu engagieren.
Das sagt Matt Schwarz zur Kritik
Zur Kritik am männlich dominierten Line-Up sagt Veranstalter Matt Schwarz: „Die Debatte ist wichtig, und ich bin froh, dass sie derzeit geführt wird. Wir haben einen Großteil des Line-Up dieses Jahr aus den abgesagten Editionen übernommen. Es war uns wichtig, den Künstler*innen der COVID-19 bedingten Absagen die Chance zu bieten, auch dieses Jahr aufzutreten. Wir bei Rock am Ring haben zentrale Bereiche und Führungspositionen weiblich besetzt, von der Veranstaltungs-und Festivalleitung, Ticketing-, Marketing-und PR-Leitung über das komplette Festivalproduktionsbüro, das Akkreditierungsteam und diverse Produktionsleiterinnen der einzelnen Bühnen. Wir werden dieses Thema in Zukunft weiter maßgeblich priorisieren und haben damit in den laufenden Programmplanungenfür das kommende Jahr bereits begonnen.“ Das ist großartig!
Was noch? Ganz viele Konzerte, die keinen Platz auf unserer Seite bekommen haben, weil wir als Zwei-Mann-Crew einfach nicht überall sein konnten. Leider.
Spektakulärer Sprung
Und: Wer hat den spektakulärsten Sprung auf diesem Festival gesehen? Der kam vom Jason Butler, früher Sänger von Letlive, jetzt von der Supergroup Fever 333. Jason sprang im Salto vom Dach der Bühne in die Menge – die ihn auffing. So viel über „Vertraue deinen Fans“! Wir sehen uns – spätesten 2023 bei Rock am Ring!