Robben Ford: „Ich liebe es einfach, Blues zu spielen.“

Robben Ford, 1951 in Woodlake, Kalifornien, geboren, startete zunächst mit dem Saxophon und spielte ab 1970 professionell, etwa in den Bands von Charlie Musselwhite oder Jimmy Witherspoon. Erst 1975 stieg er endgültig auf die Gitarre um. Zusammen mit dem Keyboarder Russell Ferrante gründete er 1978 The Yellowjackets und stieß 1986 zur Miles Davis Band. Mit dem Soloalbum „Talk To Your Daughter“ kehrte Robben Ford 1988 zum Blues zurück, wobei ihm die Platte sogar eine Grammy-Nominierung in der Kategorie Contemporary Blues einbrachte. Dieses Konzept hat der Amerikaner seitdem weiter verfolgt, teils solo, teils mit seiner neuen Band The Blue Line.

Auf dem Album „Tiger Walk“ zeigt Robben Ford in jazzigeren Gefilden. Die Platte ist ein reines Gitarrenalbum geworden, lediglich auf den beiden Bonustracks lässt der Amerikaner auch seine Stimme vernehmen. Obwohl Fords gesangliche Fähigkeiten hervorragend in sein musikalisches Konzept passen, fühlt er sich doch als Gitarrist offensichtlich wohler. Sein Stil ist dabei klar, fließend, aber stets inspiriert. Jene, von vielen Gitarrenvirtuosen bekannte, eiskalte Technikverklärung ist sein Ding nicht. Dabei gehören härtere Zwischenspiele ebenfalls zu seinen Markenzeichen. Die Grundemotionalität des Blues ist aber auch in komplizierteren Harmonien stets vertreten – so wie auch auf dem Album „A Day in Nashville“. Mit dem Gitarristen und Sänger Robben Ford sprach Cem Akalin.

 

Robben, Sie haben eine erstaunliche musikalische Biografie hinter sich: Sie spielten mit Charlie Musselwhite, Miles Davis, Tom Scott, George Harrison, Joni Mitchell, gründeten die Yellowjackets… Das ist ein ganz schönes Karussell an musikalischen Möglichkeiten.

Ford: Stimmt, das ist eine ganz schöne Variation an Musikstilen. Rock ‚n‘ Roll, Jazz, und Joni Mitchells Musik ist irgendwie undefinierbar. Sie ist einfach wunderschön.

Wer war Ihr größter Einfluss, was haben Sie von all diesen Leuten gelernt?

Ford: Von jeden ein wenig… die Zusammenarbeit mit Joni Mitchell war aber wohl die fruchtbarste in meinem Leben. Nicht nur wegen ihrer einzigartigen und brillanten Musik, sondern auch wegen der Musiker, mit denen sie zusammenarbeitete. Das waren alles äußerst gut ausgebildete und kreative Leute. Ich bin als eine Art Blues- und Jazz-Snob aufgewachsen. Und in dieser Zeit mit Joni und ihren Musikern lernte ich, dass die Musik noch viel mehr Facetten zu bieten hat. Ich hatte die Möglichkeit, Fähigkeiten auszubilden, die ich sonst nie erlernt hätte. Das war eine fantastische Möglichkeit, meinen musikalischen Horizont zu erweitern.

Ist Joni Mitchell so was wie eine Seelenverwandte? Eine musikalische Scbwester Sie sind ja auch sehr vielseitig.

Ford: Wissen Sie, Joni, ist eine unglaubliche Musikerin. Für mich war es geradezu sowie mit einer Göttin zu spielen. Weniger als Schwester.

Ford Nashville

Robben, Du hast mit dem Saxophon gestartet und bist erst relativ auf die Gitarre umgestiegen. Was bietet Dir die Gitarre, was das Saxophon nicht kann?

Ford: Mit Saxophon hab ich mit zehn Jahren, mit der Gitarre mit 13 angefangen.

Aber in den ersten Bands hast du Saxophon gespielt.

Ford: Ja, aber dennoch: Das Saxophon war für mich schwieriger zu spielen. Die Gitarre kam mir irgendwie natürlicher vor. Vor allem als ich den Blues für mich entdeckte: Da kamen plötzlich Paul Butterfield, Eric Clapton, Jimi Hendrix. Da hat’s mich dann endgültig gepackt.

Das Album „Bringing It Back Home“ (2013) klang ein wenig retro, funky und mit gewissen Jazz-Einflüssen. Da gab’s auch einige Klassikern wie Charley Pattons „Birds Nest Bound“ und Sie spielen Ihre Soul-Seite aus. Als ich das Cover vom neuen Album “A Day In Nashville“ sah, dachte ich zunächst, da kommt jetzt ein Countryrock-Album. Ist es aber nicht. Was waren die Konzeptideen für die Alben?

Ford: Bei „Bringing It Back Home“ wollte ich einen bestimmten Sound, ein gewisses Feeling rüberbringen. Die Gitarre sollte zum Beispiel nicht verzerrt sein. Ich wollte alles relativ einfach belassen, die Songs sollten so spontan klingen, als würde ich die Gitarre gerade umschnallen und mit einem Blueslick loslegen. Es geht ein wenig in Richtung B.B.King.

Ihr Gitarrensound auf dem vorjährigen Album fast ein klaren Klang hat wie ein Glockenspiel. Manchmal dachte ich sogar an Johnny Guitar Watson. Auf dem neuen Album klingen Sie dreckiger, manchmal spielen Sie die Gitarre geradezu wie ein Saxophon…

Ford: Das stimmt. Das Saxophon hat mich und mein Gitarrenspiel enorm beeinflusst und das hört man auf der neuen CD. Das „Nashville“-Album geht mehr in Richtung Nostalgie, während „Bringing It Back Home“ ein Album ist, das ich schon immer mal machen wollte. Es ist definitiv mein Lieblingsalbum.

Ach? Es gefällt Ihnen mehr als das aktuelle?

Ford: Mehr als alles, was ich bisher gemacht habe: der Sound, das Feeling, die Band – für mich stimmt einfach alles an dem Album. Meine Fans wird das überraschen, weil sie sonst mehr mein aggressiveres Spiel kennen und schätzen.

Es ist wirklich ziemlich cool, sehr entspannt, alles fließt – für mich das ideale Album für eine lange Autofahrt durch die Nacht. Aber der Blues lässt Sie einfach nicht los, oder?

Ford: Ich weiß nicht, warum, aber irgendwie bin ich auf eine sehr biologische Weise mit dem Blues verbunden. Ich liebe es einfach, diese Musik zu spielen.