Wer Elli Berlin nicht kennt, könnte schon denken, dass eine Frauenstimme das „Growling“ des Hauptgesangs ab und zu begleitet und dämpft. Tatsächlich gehören beide Stimmen der powervollen Sängerin, die ihre noch junge und doch reife Band in die Spitze des deutschen Death Metals bringt. Null Positiv „Amok“: Ein sehr gelungenes Album, das sich nach dem zweiten, dritten Zuhören noch besser genießen lässt, und wo die anspruchsvollen Texte (mutig in deutscher Sprache) eine aufmerksame Lektüre wert sind.
Von Tania Rusca
2017 erschien mit „Koma“ das erste, viel versprechende Album von Null Positiv. Nun sind die vier Berliner mit einer noch kräftigeren Platte zurück, die schon vom Coverbild her, durch den tiefen Blick von Elli Berlin, den Zuhörer einfängt.
Intelligente, inhaltsvolle Texte
Die ersten vier Stücke – „Psychopath“, „Trauma“, „Amok“ und „Schizo“ – klingen in den Texten sowie im schweren, aggressiven Klang, wie eine Willenserklärung. Die intelligenten, inhaltsvollen Texte und die rasende Musik bilden eine geheimnisvolle, obskure Atmosphäre; die Songs nehmen dich auf einer Reise in die Torheit mit, sie stellen sich (und dich) gefährlich an die Grenze des Verstands.
Besessenheit, Angst und Wut
Das letzte Lied ist, im Gegensatz zu den anderen, eine langsame, mächtige Ballade, die das ganze Werk würdig und ruhig schließt. Die Besessenheit, die neben Angst und Wut ein Hautthema der Platte ist, lässt hier etwas nach, sonst kriecht sie aber durch jedes Lied und überträgt sich Song für Song auf den Zuhörer.
Diese gotische Faszination wird durch die hervorragenden Videos von „Amok“ und „Trauma“ noch gesteigert. Exzellent ist auch das Make-up der Band in den Videos sowie auf der Bühne. Gerade die halluzinogenen Bilder und Inhalten erinnern an die größeren Brüder Rammstein.
Passt das alles zusammen?
Musikalisch sind aber beide Berliner Bands doch weit entfernt. Obwohl die schweren, rhythmischen Gitarrenriffs wie bei Rammstein oft den Hauptklang bilden, verwenden Null Positiv eine viel breitere Mischung aus Death- und Black Metal, die kaum Platz für die Elektronik lässt. Der rasche Rhythmuswechsel, der teilweise an Emerson, Lake and Palmer erinnert, deutet die technische musikalische Beherrschung der Band, während die wechselnde klare, helle Stimme der Elli Berlin die Nähe an den Gothik Metal andeutet. Passt das alles zusammen? Es passt. Und es kling gut!