Pinkpop 2022: Twenty One Pilots, Grandson, Nightwish, Blaudzun und viele mehr

Nightwish FOTO: Peter "Beppo" Szymanski

Ganz schön tapfer! Trotz immenser Hitze absolvieren Tyler Joseph und Josh Dun von Twenty One Pilots am Freitagnachmittag beim Pinkpop 2022 den Opener „Heathens“ mit schwarzen Sturmhauben. In dem Song, der für den Film „Suicide Squad“ geschrieben worden war, Geht es um Verletzungen, ums Gebrochen werden und darum den Glauben an bessere Zeiten verloren zu haben. Sänger Tyler Joseph und Schlagzeuger Joshua Dun lieferten genau das unvorhersehbare und fesselnde Set, das die Fans von ihnen erwartet haben. (Weitere Fotostrecken)

Von Dylan Cem Akalin

Nach der stimmungsvollen Hymne legten Twenty One Pilots dann mit einer Kombination aus „Morph“ und „Holding Onto You“ los. Die Band spielte eine relativ gleichmäßige Mischung von Tracks und nahm die Fans mit auf eine Reise durch ihren Katalog. Und auch der Megahit „Stressed Out“ war natürlich dabei.

Die Energie der Jungs ist wirklich erstaunlich. Dun vollzieht einen Flip-Flop von der Tastatur und Joseph sprang über die Stege und kletterte auf einen Turm mitten in der Menge, von dem aus er spielte und sang. Sie machten weiter mit Songs wie „Lane Boy“ und „Mulberry Street“ sowie einem Cover von Elton John („Bennie and the Jets“). Ein Trompeter und ein Bassist sorgten für Soundvariationen. Ein unterhaltsames Programm, die Fans waren überglücklich.

Grandson

Wenn wir schon bei tapferen Künstlern sind: Die Sonne knallte voller Rohr auf die Stage 4, wo sich Grandson (Jordan Benjamin) überhaupt nicht von der Hitze beeindrucken ließ. Mit schwitzendem nackten Oberkörper sprang und lief er über die Bühne und feuerte das Publikum an. Seine Songs von seiner EP „A Modern Tragedy Vol.1“ und einigen seiner älteren Singles brachte er mit viel Energie und einer erstaunlichen Bühnenpräsenz rüber.

Grandson bei Pinkpop 2022 FOTO: Dylan Cem Akalin

Seine Show eröffnete er mit „6:00“, ein Song mit einem kraftstrotzenden Bass und schwerer Gitarre zu einer ansonsten sehr lyrischeren Komposition. Grandson nimmt Elemente des Rock, Hip-Hop- und elektronischen Musikwurzeln und kombiniert sie, um Geschichten über sein Leben, soziale Probleme seiner Generation, seelische Konflikte und andere Betrachtungen zu erzählen. „Dirty“ brachte den ganzen Platz zum Tanzen, und „Bury Me Face Down“ die Arme rhythmisch wippen. Als letzten Song gab es den bekannten „Blood//Water“, dem Song, mit dem vor gut fünf Jahren alles begann. Ein ganz starker Auftritt.

Floor Jansen/Nightwish

Floor Jansen ist auf Pinkpop gleich zweimal zu sehen. Mit ihrem Solo-Projekt und den finnischen Operetten-Symphonikern unter den Darkmetal-Bands Nightwish. Die Niederländerin, die gerade bei uns durch „Sing meinen Song“ noch mehr Popularität gewonnen hat, scheint in ihrer Heimat eine Kultfigur zu sein. Das Publikum feierte sie jedenfalls ordentlich. Dass sie singen kann, müssen wir nicht betonen. Der Gig mit „Noise“, der ersten Single aus „Human.:II: Nature.“, dem neunten Studioalbum (2020) der Band. Die Pandemie-Pause und der Fortgang von Bassist und Sänger Marco Hietala haben der Band nicht geschadet. Im Gegenteil. Die Spielfreude ist der Band in jedem Takt anzuhören. „Ghost Love Score“ ließ am Ende die Fans über die bekannte epische Nightwish-Hymne jubeln.

Floor Jansen FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Ihr Soloset startet Floor mit der aktuellen Single „Fire“. Die hübsche Ballade steht ihr gut, auch, dass sie den Song nicht ganz so exaltiert vorträgt, wie es bisweilen bei Nightwish nötig ist. Mit ihrer Solo-Performance zeigt sie eine andere, zerbrechlichere Seite ihrer musikalischen Seele. Und was sie mit irer Stimme anstellen kann, ist einfach tief beeindruckend.

Ihre ersten Auftritte hatte sie als 16-Jährige mit der Symphonic-Metal-Band After Forever und veröffentlichte mit ihr fünf Alben, bevor sie sich 2009 auflöste. Einfach klasse, dass sie mit „Face Your Demons“ und „Energize Me“ noch ein Stück aus dieser Phase präsentierte. Jansens nächste Band war Revamp. Bei Pinkpop singt sie „Sweet Curse“ und „Wolf and Dog“. Klasse auch ihr Cover von „Euphoria“. Ihr Auftritt war somit auch sowas wie eine Lebensbilanz. Bezaubernd.

Blaudzun

Blaudzun ist für mich eine der Live-Erlebnisse schlichtweg. Seine hymnischen, anspruchsvollen Indie-Songs sind eigentlich wie gemacht für ein Open-Air-Erlebnis. Eigentlich müsste man dafür relaxt auf der Wiese liegen und die Songs genießen. Johannes Sigmond alias Blaudzun hat sich seit „Seadrift Soundmachine“ im Jahr 2010 eine loyale Fanbase geschaffen. Das zeigte wieder sein toller Auftritt hier bei Pinkpop.

Blaudzun FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Der bärtige Mann mit der riesigen Brille und der klaren, hin und wieder von zerbrechlichem Falsett begleiteten Stimme startete mit dem geheimnisvollen „Wide Open“. Auf der Setlist ist auch „Elephant“ mit diesem sirenenartigen Gitarrenriff. Weitere Songperlen: „Promises of No Man’s Land“ und „Real Hero“.

My Baby/Nothing But Thieves

Das neuseeländisch-holländische Trio My Baby überzeugte wiederum mit einem treibenden Rock’n’Roll und einer beeindruckenden Show. Im Hintergrund liefen zu den einzelnen Stücken Filme wie aus einem Videospiel. Hioghlight: „Uprising“ mit einem sensationellen feurigen Gitarrensolo von Dafreez Johnston.

My Baby FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Nothing But Thieves ließ das Publikum von Minute eins an tanzen und springen, mit den bekanntesten Hits aus ihrer Diskographie – wie „Sorry“ oder „Amsterdam“, das mitgesungen wurde, aber auch Songs aus ihrem aktuellen Album „Moral Panic“ wie „Is Everybody Going Crazy?“ oder „Real Love Song“. Eine Show voller Energie. Die Musik des britischen Quintetts ist von der Sorte, die jeden fast ungewollt zum Tanzen bringt. Eine makellosen Live-Show, die von der kraftvollen Stimme von Conor Mason abgerundet wird.

Nothing But Thieves FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski