Jazz und Bach, da denkt man vor allem an Jacques Loussier, der dem Barockkomponisten einen Swingkick verpasste. Der Bonner Jazzsaxofonist Peter Materna wählte für sein Konzert am Sonntagabend in der Brotfabrik „Jesu, meine Freude“, eine Motette für fünfstimmigen Chor, als Auftakt für einen großartigen Musikabend in exklusiver Trio-Besetzung: mit Florian Weber am Flügel und Gunnar Plümer am Kontrabass.Die meisten Stücke stammen aus Maternas CD „The Dancer“. Zum fast besinnlichen Programm passte aber auch „Song For The Gone“ (2008), zu dem Weber Pianoläufe beisteuerte, die wie Regentropfen auf poliertem Autolack perlten. Weber, der von sich sagt, dass er von Keith Jarrett und Herbie Hancock geprägt sei, kann seine Lehrerin Joanne Brackeen nicht verleugnen: Kaum jemand verbindet die stilistische Spannbreite so elegant wie die kalifornische Pianistin, bei der Weber unter anderem am Berklee College of Music studiert hat und mittlerweile selbst einen Lehrstuhl für Jazz in Osnabrück inne hat.
Materna, hochkonzentriert und geradezu meditativ in sich gekehrt, hat längst seinen eigenen Weg gefunden. Und auf diesem steht er so selbstbewusst, dass er bei seinen fast gehauchten Saxofon-Improvisationen durchaus klangexperimentelle Risiken eingehen kann.
Und Plümer? Der Kölner, einer der gefragtesten deutschen Jazz-Bassisten, ist einfach eine Coolcat, der die Mitspieler immer wieder zu erden weiß. Es muss eine ganz besondere Magie herrschen zwischen den Dreien, die dem Publikum einen intimen Einblick in ihre musikalische Seele gewährten. Die gute Nachricht: Der unvergessene Abend wurde aufgezeichnet.
(Cem Akalin)