Mein Gott, war das schön. Als die Lichter in der Lanxess-Arena angehen, bleiben etliche Fans noch sitzen. So gepackt hat sie die zweieinhalbstündige Show der Eagles am Dienstagabend in Köln. Zeitweise stehen 15 Musiker auf der Bühne, um eine perfekte Show zu bieten. Die Band, die Musik, die überdimensionalen Bilder auf der Leinwand hinter ihr, der Sound – da war alles stimmig. Rund 14.000 Fans dürften mit Glücksgefühlen in der Brust den Heimweg angetreten sein.
Von Dylan Cem Akalin
Schon das erste Bild, als das Licht ausgeht, fünf Gitarristen und ein Bassist in einer Reihe auf der Bühne stehen, um sie herum ein Sternenmeer. Da ahnte man schon, dass das ein wunderschöner Abend werden würde. 2011 waren die Eagles das letzte Mal in Köln. Davor 2001. Kaum anzunehmen, dass Joe Walsh das im Sinne hat, als er ruft: „It’s great to be back!“ Man kann gar durchaus davon ausgehen, dass er und Don Henley nicht mal wussten, dass die in Kölle sind (Irgendwann im Laufe des Abends fordert Don das Publikum auf, etwas Oktoberfeststimmung zu machen!). Egal. Die legendäre Band aus Kalifornien ist auf Welttournee, und Anfang 2016 sah es gar so aus, als würden wir die Eagles nie wieder auf der Bühne sehen. Nach dem Tod des Gründungsmitglieds Glenn Frey glaubten das Fans auf der ganzen Welt.
Vince Gill und Glenn Freys Sohn Deacon
Seit Mitte 2017 ist die Band jedoch wieder aktiv. Seitdem sind der Country-Musiker Vince Gill und Glenn Freys Sohn Deacon dabei. „Wir sind so froh, dass Glenns Sohn uns dabei hilft, das Erbe seines Vaters zu bewahren“, sagt Joe. Und tatsächlich. Der junge Mann hat eine Stimme, in der mehr Erfahrung und Leben zum Ausdruck kommt, als man es ihm zutraut.
Der Abend startet mit dem harmonisierten Intro zu Steve Youngs „Seven Bridges Road“, mit Bildern eines schwach beleuchteten Waldes auf dem Videobildschirm hinter ihnen. Als Deacon Frey dann „Take It Easy“ intoniert, seine Bild auf die Leinwand projiziert wird, da sind wir alle ziemlich verblüfft über seinen Spielstil und vor allem seine Stimme, die der seines Vaters ähnelt. Beinahe unheimlich.
Der Abend und die Setlist sind wie eine Tour d’horizon durch die amerikanische Chartgeschichte der letzten 48 Jahre. Bemerkenswert sind nicht nur die vielstimmigen Gesänge, sondern auch die Arrangements und die Gitarrensoli, die sich die Musiker aufteilen. Was für ein großartiger Song, den Don Henley da singt: „One Of These Nights“ mit Schwarz-Weiß-Bildern unseres Nachthimmels.
Ein Hit nach dem anderen
Und dann kommen die Hits Schlag auf Schlag: Vince Gill singt „Take It To The Limit“ in einer absolut perfekten Tonhöhe, viele singen „Tequila Sunrise“ mit und das bluesige „Witchy Woman“. Nach Joe Walshs „In The City“ (mit tollen szenischen Bildern einer Großstadt) geht es weiter mit dem Best-of-Programm und legendären Stücken wie „New Kid In Town“, „Peaceful Easy Feeling“ und „Lyin Eyes“. „I Can’t Tell You Why“ vom Album „The Long Run“ (1979) klingt fatal, als wäre er mal unter dem Eindruck der Bee Gees entstanden.
Während natürlich Vince Gill, Joe Walsh, Don Henley und Deacon Frey im Mittelpunkt standen, war der langjährige Tourgitarrist Steuart Smith zweifelsohne einer der Sterne auf der Bühne. Klar, wenn Joe Walsh auf seiner wunderschönen Paul-Reed-Smith-Gitarre die geilsten Solos spielte oder countrymäßige Slides improvisierte, dann war der Raum gefüllt von seinem unvergleichlichen Sound. Aber auch Walsh nickte häufig Smith immer wieder anerkennend zu, wenn dieser wieder einmal mühelos komplizierte Riffs und Licks lieferte und mit seinen Gitarreneinsätzen noch eine weitere Sahneschicht für die Eagles-Torte lieferte.
„Don’t Let Our Love Start Slippin Away“
Nach einer absolut monumentalen Aufführung von Vince Gills „Don’t Let Our Love Start Slippin Away“ spielte die Band das rockige „Those Shies“ und „Already Gone“. Die Bläsersection unterstützte die Gruppe bei „Walk Away“. Mit „Life’s Been Good“ zeigte uns Joe Walsh seine lebenslustige, richtig rockige Persönlichkeit, während Don Henleys „The Boys Of Summer“ eine traumhafte, nostalgische Atmosphäre schuf – die Bilder der Erinnerung wurden buchstäblich über die Videobilder an den Strand gespült.
Tolle Slideguitar auf „Heartache Tonight“, geile Bläser auf dem funky Cover von James Gangs „Funk # 49“ und das legendäre Riff von „Life In The Fast Lane“ beschließen das offizielle Set.
„Hotel California“
Nach einer kurzen Pause kehren die Eagles auf die Bühne zurück, als eine eindringliche Trompetenmelodie als Vorläufer für ihre erste Zugabe dient. Als die Stille den Veranstaltungsort bald überschwemmt, beginnt Steuart Smith, das ikonische Intro von „Hotel California“ auf der Gitarre zu zupfen – Ist das nicht ein Lied für die Ewigkeit?.
Während Smith meisterhaft an seiner Doppelhalsgitarre arbeitet, sticht Don Henleys klassischer Gesang schon fast wie eine Messe hervor, bevor die Melodie zu diesem legendären Gitarrensolo mit faszinierendem Zusammenspiel von Smith und Walsh führt. Die Band kommt dann noch weitere zweimal aus dem Dunkel zurück: einmal um den Klassiker „Rocky Mountain Way“ und die schöne mit rauchiger Stimme gesungene Ballade „Desperado“ zu performen. Der letzte Song wird dann ihr erster Hit: „Best Of My Love“. Ein unglaublich hinreißender Musikabend!