P.P. Arnold – „Live in Liverpool“: Eine Legende kehrt triumphal zurück
Von Dylan C. Akalin
Am 18. Oktober 2024 ist es endlich soweit: P.P. Arnold, die Grande Dame des britischen Souls, veröffentlicht mit „Live in Liverpool“ ein Album, das für ihre Fans einen ganz besonderen Stellenwert haben wird. Aufgenommen im Herbst 2019 während des letzten Konzerts ihrer UK-Tour in der majestätischen Grand Central Hall, fängt dieses Werk die Magie eines Abends ein, der für Arnold und ihr Publikum unvergesslich bleibt. Für die 77-jährige Sängerin, die zu Unrecht oft im Schatten großer Namen stand, ist es ein weiterer Meilenstein ihrer bemerkenswerten Karriere, die sich über fünf Jahrzehnte erstreckt.
Ein Rückblick auf eine außergewöhnliche Karriere
P.P. Arnold begann ihre Karriere in den 1960er Jahren als Mitglied von Ike & Tina Turners legendärem Background-Trio, den „Ikettes“. Doch bereits nach kurzer Zeit machte sie sich als Solo-Künstlerin in der britischen Musikszene einen Namen. Mit Hits wie „The First Cut Is The Deepest“ und „Angel Of The Morning“ schrieb sie Musikgeschichte. Trotz dieser frühen Erfolge stand sie oft im Hintergrund anderer Musikgrößen wie Mick Jagger, Rod Stewart oder Eric Clapton, mit denen sie im Laufe ihrer Karriere zusammenarbeitete.
Begehrte Background-Sängerin
Arnold war zudem eine begehrte Background-Sängerin, die für Künstler wie Billy Ocean, Peter Gabriel, Paul Weller und sogar Roger Waters ihre unverwechselbare Stimme lieh. All dies zeigt, dass sie viel mehr ist als nur eine Fußnote in der Geschichte des Souls und Rock’n’Rolls.
2019 war ein entscheidendes Jahr für Arnold, als sie mit „The New Adventures of… P.P. Arnold“ ihr erstes Studioalbum seit den 1970er Jahren veröffentlichte. Mit Beiträgen von Künstlern wie Paul Weller, Steve Cradock (Ocean Colour Scene) und ihrem Sohn Kojo Samuel wurde das Album von der Kritik gefeiert und öffnete ein neues Kapitel in ihrer beeindruckenden Laufbahn. Diese Rückkehr auf die große Bühne führte schließlich zur triumphalen UK-Tournee, deren Abschlusskonzert in Liverpool nun auf „Live in Liverpool“ für die Ewigkeit festgehalten wurde.
Magischer Abend in der Grand Central Hall
„Das Konzert in der Grand Central Hall war genauso magisch wie die schöne Architektur des Gebäudes“, erinnert sich P.P. Arnold. Und genau dieses Gefühl transportiert die Aufnahme des Konzerts: Der Sound der neun-köpfigen Band, Arnolds kraftvolle Stimme, die bis heute nichts an Intensität verloren hat, und die besondere Atmosphäre der Grand Central Hall verschmelzen zu einem unvergesslichen Erlebnis. Von der ersten Note an zieht Arnold das Publikum in ihren Bann, beginnend mit dem emotionalen Opener „Though It Hurts Me Badly“, ihrem allerersten Originalsong, der einst von Mick Jagger produziert wurde.
Neben ihren größten Hits wie „The First Cut Is The Deepest“ und „Angel Of The Morning“ begeistert Arnold auch mit neuen Interpretationen aus „The New Adventures of… P.P. Arnold“. Songs wie „I Believe“ und „Hold On To Your Dreams“ klingen in diesen Live-Versionen noch kraftvoller und persönlicher. Besonders hervorzuheben ist ihre Interpretation des Beatles-Klassikers „Eleanor Rigby“, die dem Song eine ganz eigene, soulige Tiefe verleiht. Es ist ein beeindruckender Beweis für ihre stimmliche Bandbreite und Fähigkeit, auch bekannte Lieder neu und überraschend zu interpretieren.
Die Band – eine perfekte Begleitung
Ein wesentlicher Teil des Erfolgs von „Live in Liverpool“ ist die exzellente Band, die P.P. Arnold begleitet. Unter der Leitung von Steve Cradock, der auch für die Produktion verantwortlich war, liefern die Musiker eine nahezu perfekte Performance ab. Cradock, bekannt als Gitarrist von Ocean Colour Scene und langjähriger musikalischer Partner von Paul Weller, zeigt nicht nur seine meisterhaften Fähigkeiten an der Gitarre, sondern auch sein tiefes Verständnis für Arnolds musikalische Vision. Unterstützt wird er von einer talentierten Band, darunter Andy Flynn am Bass, Tony Coote an den Drums und Justin Dodsworth an den Tasten, die für einen warmen und dennoch kraftvollen Sound sorgen.
Ein besonderes Highlight sind die Bläsersektion mit Sam Smith (Posaune) und Steve Trigg (Trompete) sowie die stimmgewaltigen Backgroundsängerinnen Connie und Keisha Smith, deren harmonischer Gesang die Performance perfekt ergänzt. Gemeinsam erschafft die Band einen vollen, dynamischen Sound, der Arnolds Stimme ideal zur Geltung bringt, ohne sie jemals zu überdecken.
Retro-Design für Liebhaber
Für Vinyl-Liebhaber gibt es eine besondere Freude: Die 180g-Doppel-Vinyl-Version von „Live in Liverpool“ besticht nicht nur durch ihre hochwertige Pressung, sondern auch durch ein kunstvolles, retro-inspiriertes Design. Die Gestaltung der Cover und Innenhüllen weckt nostalgische Gefühle und erinnert an die große Ära des Vinyls, in der P.P. Arnold selbst erstmals ihren Durchbruch erlebte. Die üppige Aufmachung macht dieses Album zu einem Sammlerstück, das in keiner Plattensammlung fehlen sollte.
Fazit: Ein Triumph in jeder Hinsicht
„Live in Liverpool“ ist mehr als nur ein weiteres Live-Album. Es ist ein Zeugnis der Ausdauer, des Talents und der Leidenschaft einer Künstlerin, die über Jahrzehnte hinweg die Musikwelt beeinflusst hat. P.P. Arnold beweist mit jedem Song, dass sie auch im Alter von 77 Jahren nichts von ihrer stimmlichen Kraft und Ausdrucksstärke verloren hat. Für langjährige Fans ist dieses Album ein Muss, und für alle, die P.P. Arnold bisher vielleicht noch nicht auf dem Radar hatten, bietet es eine perfekte Gelegenheit, diese außergewöhnliche Künstlerin zu entdecken.
Das Album erscheint auf Doppel-Vinyl, Doppel-CD sowie digital und ist eine Hommage an eine der großartigsten und vielleicht unterschätztesten Stimmen des britischen Souls. P.P. Arnold hat sich ihren Platz im Pantheon der Musiklegenden redlich verdient – und mit „Live in Liverpool“ zeigt sie eindrucksvoll, warum.