Nówfrago
Now In Common
Label: Recordjet (Edel)
Erscheinungsdatum: 18. Oktober 2019
Das ist keine Musik für einen Tee-Nachmittag. Auf seinem Album „Now in Common“ präsentiert Nówfrago neun Songs, die alles andere als unbeschwert sind. Da hängen ziemlich schwere Gewichte an der menschlichen Seele. Das wunderschön gestaltete Album enthält Musik, auf die man sich einlassen muss. Wer das tut, dem öffnet sich eine faszinierende Welt voller musikalischer Finesse und emotionaler wie intellektueller Tiefe.
Von Dylan Cem Akalin
Die Musik oszilliert zwischen Indietronic, Psychedelic Rock, Noise-Pop, Drum`n`Bass, Breakbeats Rock und Artrock mit winzigen Elementen des Jazz. So manches erinnert an The Soundtrack of Our Lives, Blaudzun und ganz stark an Notwist.
Die Sounds schweben zwischen Taubengurren, Industrial und experimenteller Konzeptkunst. Darüber hält der sanfte Gesang eine merkwürdige Balance of Power. Nówfrago ist Matthias Gunsch, Mastermind des Berner Musikprojekts Nówfrago, war „Schiffbrüchiger“ bedeutet. Der Bandname ist angelehnt an einen Titel des kolumbischen Schriftstellers Gabriel Garcia Marquez – „Relato de un náufrago“.
Und tatsächlich klingt die Musik wie Strandgut, blankgescheuertes, von der Sonne gebleichtes Holz, es ist ein Kunstwerk aus angeschwemmten Materialien aller Art. Skulpturen voller Melancholie, was in jeder Melodie mitschwingt. Doch die Muster sind meditativ, fast ein wenig hypnotisch, was einen Großteil der Faszination ausmacht. Und was von der wie aus der Ferne klingenden Posaune verstärkt wird. Und je öfter man sich das Album anhört, desto tiefer gräbt es sich ein unter die Fleischfasern. Denn „Now in Common“ ist ein Album, das sehr persönlich, geradezu intim wirkt. Vor allem „No Surrender“ hat es mir in dieser Hinsicht angetan.
Wie alles begann
Begonnen hat Gunsch im Alter von sechs Jahren mit Schlagzeugunterricht. Mit elf Jahren gründet er eine Guns’n’Roses-Coverband, spielt dann in verschiedenen Trash-, HC-und Crossover-Bands. Dann bringt er sich das Klavierspiel bei, taucht zum Ende der Teenager-Jahre in die Drum`n`Bass- und Breakbeatsszene ein. Er wird Schlagzeuger in der Indie-Postrockband forstattnorm, ist gleichzeitig noch in einer Drum’n’Bass-Combo aktiv. 2002 steigt er bei der Jazz-Rock-Formation Delfi ein.
Unter dem Namen kakophon (später graetundchalkh) beginnt er ab 2006, eigenes Songmaterial zu komponieren, veröffentlicht aber keine einzige seiner EPs und Alben – „aus Mangel an Vertrauen in meine songwriterischen und gesanglichen Fähigkeiten“, wie er sagt. 2009 trifft er die Band dukush, mit denen er in den folgenden vier Jahren die CD“dukush“ (2011) sowie die in Bristol produzierte CD“mycorrhiza“ (2013) veröffentlicht. Auf „Good Knight Frank“ tritt er zum ersten Mal gesanglich in Erscheinung. Beide Alben heimsen in der Presse sehr gute Kritiken ein und Songs wie „Phoenix“ oder „Masquerade“ werden noch immer von Indie-Stationen gespielt.
Nach dem Ende von dukush
Seit dem Ende von dukush (2014) fokussiert Matthias Gunsch nun auf sein eigenes Projekt nówfrago und hat im Winter 2014/2015 sein Debüt „In Love With The Blackbird“ eingespielt, das im Januar 2016 bei Zoey Records / Godbrain erschienen ist. Seither hat Matthias Gunsch an neuen Songs geschrieben, das jetzt auf dem neuen Album `Now In Common` veröffentlicht ist.
Live tritt die Band in folgender Formation auf: Maja Nydegger (Piano, Keys, Vox), Bidu Rüeggsegger (E-Bass), Philippe Adam (Drums), Josephine Nagorsniak (Trombone, Melodica, Keys), Matthias Gunsch (Vox, Keys, Drums, Programming)