Ihre Debüt-EP „Misery“ 2017 war tatsächlich stark genug, um Aufmerksamkeit in einem mittlerweile fast unübersichtlichen Subgenre zu erwecken. Nine Shrines haben mit ihrem Metalcore/Industrial-Heavy Rock-Hybriden den richtigen Nerv bei den Fans getroffen. Das beweisen sie jetzt auch mit ihrem neuen Album „Retribution Therapy“.
Von Dylan Cem Akalin
Die zwölf Stücke auf dem neuen Album von Nine Shrines rücken etwas mehr vom Metalcore ab. Es ist ein Album mit ein modernem Rock/Metal-Feeling, das ein wenig Nickelback und Linkin Park besprenkelt ist. Die Vocals von Chris Parketny sind größtenteils sauber, aber mit wesentlich mehr Aggression als Chad Kroeger. Es ist sowas wie durch einen Kaffeefilter gezogener Metalcore – vor das Titelstück „Retribution Therapy“ ist ein gutes Beispiel dafür: Da hämmert ein industrielles Geräusch im Hintergrund des schnellen, facettenreichen Musikstücks. Die Thrash-Riffs, die den Track öffnen, lösen sich schnell in etwas Melodisches auf. Der aggressive Gesang, die Bandexplosionen, das blitzschnelle Gitarrensolo werden zu einer großen Wut zusammengefügt.
Das sind die Mitglieder von Nine Shrines
Die Band aus Cleveland/Ohio um den vormaligen Attack Attack!-Drummer Andrew Wetzel legen gut los. Zu Nine Shrines gehören außerdem Bassist Devon Voisine und Leadgitarrist Andrew Baylis (beide früher bei Life on Repeat), Rhythmusgitarrist Even McKeever (ex-Downplay) und Sänger Chris Parketny (ex-Strangers to Wolves).
Der elektronische Aspekt des modernen Metal ist auf „Retribution-Therapie“ allgegenwärtig – was aber nicht die Angriffslust der Musik mindert. Retribution Therapy” entstand unter der Regie von Produzent Dan Korneff (My Chemical Romance, I Prevail, Pierce The Veil, All that Remains, Papa Roach). „Chain Reaction“ ist von einem gewaltigen Keyboard-Sound durchzogen, wobei die kreissägenartig sich ins Gehör schneidenden Gitarren von Andrew Baylis und Even McKeever weit entfernt sind. Obwohl die Dynamik fast bis zum Maximum aufgedreht ist, bleibt der Gesamteindruck dennoch eingängig und melodisch. Die geflüsterten Vocals von Parketny sind da sehr effektiv und die Arbeit von Drummer Andrew Wetzel epochal.
Knochenbrechende Electronica
„Dead“ könnte von Rob Zombie sein, jedenfalls, was die treibende Intensität betrifft, diese knochenbrechende Electronica und die unheimlichen Keyboard-Sounds. Das industrielle Klappern im Hintergrund erscheint kurz wieder, und es ist erstaunlich, wie etwas so Einfaches so atmosphärisch sein kann.
Der letzte Teil des Albums besteht wieder aus solidem amerikanischen Hardrock im Geiste von Shinedown und Godsmack. „Pretty Little Psycho“, „Ghost“ und „Sick Like Me“ sind durchaus radiotauglich, während „Counterfeit“ ein Ausbruch von Wut und Frustration ist.
„Retribution Therapy“ ist ein starkes Album, auf dem es den Band gelingt, wirksame Aspekte aus verschiedenen Genres auf frische und moderne Art und Weise zu miteinander in Einklang zu bringen. Das ist Metal für ein großes Publikum.