Nele Needs A Holiday gibt Tipps gegen Liebeskummer und ist mit ihrem Indiepop auf Tour

NNAH LOVE YEAH FOTO: Carmen De Vos 2017

Nele Needs A Holiday ist der Name der belgischen Band um Neele van den Broeck, Gitarrist Julian Burdock und Drummer Richie Stevens. Van den Broeck ist Model, Schauspielerin, Fernsehmoderatorin und Kolumnistin, lebt zwischen Wien, Brüssel, London und Malmö. Und was die Band macht, ist intelligenter Crossover-Pop mit trockene, sarkastischen Texten, die indes so bezaubernd sind, dass man die Songs einfach lieben muss. Das Album „Love Yeah“ ist bei Compagnie Cornelius/Rough Trade Distribution erschienen.

Von Dylan Cem Akalin

Liebeskummer. Vielleicht das häufigste Motiv von Popballaden. Nele Needs A Holiday tut das aber mit einem selbstironischen Blick auf schlaflose Nächte, in denen man sich eine ganze Staffel von Dr. House reinzieht und all die Sprüche hasst, die man in solchen Fällen zu hören bekommt und sich vorstellt, zum Buddhismus zu konvertieren, weil der Dalai Lama sicherlich nie Liebeskummer hat. Und die Stimme von Neele van den Broeck klingt durch die Lautsprecher so nah am Ohr, wie es nur die gute Freundin einem in intimen Momenten aus sich rauskotzt. Und dann kommen so Sätze aus ihr raus wie „Life is like a lotus flower growing on a pile of shit“. Ist das nicht großartig?

Die Musik liegt zwischen Soft Cell, B52, Rocky Horror Picture Show, Creedence Clearwater Revival, Doris Day und Nick Cave, also zwischen 60ies Pop, Jazz und Synthie New Wave mit Einschüssen moderner Indiekultur. Auf jeden Fall amüsant und kurzweilig.

Ein gebrochenes Herz ist wie ein schreiendes Kind

Selbstironie ist ein wichtiges Stilmittel, um das Thema Liebe aus allen möglichen Perspektiven einmal zu beleuchten. Dabei beweist die Singer/Songwriterin nicht nur Mut für schräge Töne, sondern auch ungeheuer viel Fantasie, Witz und schwarzen Humor, wenn sie etwa die Niederlagen in der Liebe mit dem Training im Fitnessstudio vergleicht. „You’ll be a big fat bodybuilder of love one day“, singt sie mal und rät ihren Leidensgenossinnen, dass ein gebrochenes Herz doch wie ein schreiendes Kind ist: „Wenn du`s nicht fütterst stirbt es einfach“.

Wenn die Beziehung zur Gewohnheit wird

Die 1985 in Merchtem geborene Künstlerin macht das alles aber mit so viel Charme und Anmut, dass immer Platz für gute Laune und ein Schmunzeln bleibt. Und da gibt es auch die andere Seite der Liebe: Wenn sich Gewohnheit und Angst vor Einsamkeit und einfache praktische Erwägungen einfach nicht leugnen lassen. Schließlich hat der Kerl ein Auto, geht mit zu Mami und Papi, und die Spinnen killt er auch, wenn’s sein muss. Solche lästigen Beziehungsmuster besingt man am besten wie ein Wiegenlied („B Sides“), das in ein an Queen erinnerndes Rockmoment übergeht.

Konzeptalbum über die Liebe

Man könnte es tatsächlich ein Konzeptalbum über die Liebe nennen. Sie selbst beschreibt die Rahmengeschichte so: Auf Pelgium, einem winzigen Planeten, der um den Stern Trappist-1 kreist, leben die Pelgier, eine friedliche, aber emotional dysfunktionale Art von Alien. Die Pelgier sehen nicht ganz anders aus als die Menschen, nur dass sie im Durchschnitt ein bisschen besser aussehen. Sie haben eine Intelligenz, die mit nichts vergleichbar ist, was man auf der Erde findet. Tatsächlich haben sie die Erde vor Millionen von Jahren entdeckt, und sie betrachten sie oft durch ihr riesiges Doppelspiegelteleskop namens The Waffle. Menschen sind eine große Quelle der Unterhaltung für Pelgier.

Außerirdische auf Forschungsreise

Aber es gibt etwas, das die Pelgier nicht ganz verstehen. Was ist dieses Ding namens Liebe? Nach Jahrtausenden von genauen Beobachtungen sind sie immer noch nicht näher darauf gekommen, es herauszufinden. Die Menschen scheinen sehr viel Unsinn zu machen.

Die Pelgier beschließen, einen der ihren zur Erde zu schicken. Sie schicken ein winziges außerirdisches Schiff, das einem Spermium nicht ganz unähnlich in den Schoß einer Erdfrau schaut – deshalb solltest du immer mit deiner Unterhose schlafen. Ein kleines Mädchen wird in Belgien geboren. Die Pelgier haben dieses Land gewählt, weil sie es für witzig hielten, dass sich eine kleine europäische Nation nach ihrem Planeten benennt und dann falsch geschrieben wird…

Auf der Bühne wird Nele von einem mehrköpfiges Monster begleitet, bestehend aus sechs sehr talentierte Frauen, in einem Tanzball-Raumanzug, und eine Galaxis voller Zerbrechlichkeit. Jede Show wird live in das ganze Universum gestreamt.

Tourdaten

30.10. (AT) Wien, Tunnel
31.10. (DE) Leipzig, Noch Besser Leben
01.11. (DE) Berlin, Hangar 49
03.11. (DE) Bremen, Kleinkunstbühne
04.11. (DE) Haldern, Haldern Pop Bar
05.11. (DE) Hannover, Kulturpalast Linden
06.11. (DE) Hamburg, Freundlich und Kompetent
07.11. (DE) Wuppertal, Kontakthof
08.11. (DE) Köln, Kulturcafe Lichtung