Zwischen Panikattacken und wundgeriebenen Nerven, toxischen Beziehungen und der Isolation einer weltweiten Pandemie fand MIN t die Inspiration für ein Album, das Electropop auf eine neue Ebene führt. „Shot To Pieces“ erscheint am 12. November 2021. Die erste Single „Start Dancing“ ist jetzt erschienen.
Wenn wir uns die Kunst eines Menschen für einen kurzen, romantischen Moment als das beinahe zwangsläufig entstehende Produkt all seiner Niederlagen und Siege, Erfahrungen und Erinnerungen, Beziehungen und Trennungen vorstellen wollen, wäre die bisherige Geschichte der Wahl-Berlinerin MIN t ein exemplarischer Beleg für diese These.
Ihr neues und zweites Album „Shot To Pieces“ ist ein meisterhaft verdichtetes Industrial-Rave-Art-Pop-Amalgam, bei dem man all den Schmerz und die Düsternis, aber eben auch die Liebe und Leidenschaft eines intensiven Lebens in jeder bebenden Faser spürt.
Die 27-Jährige blickt auf „Shot To Pieces“ insbesondere auf die vergangenen zehn Jahre ihres Lebens zurück, verzichtet aber dankenswerterweise auf die kitschig-romantisierenden Aspekte der klassischen Adoleszenzerzählung. Auf nachvollziehbare Weise handelt diese Musik vielmehr davon, wie es sich anfühlt, eines Morgens aufzuwachen und eher unerwartet festzustellen, dass man plötzlich erwachsen geworden ist. Und was man dann daraus macht.
Ein Sujet also, das vielen vertraut sein dürfte – nur verfügen die meisten Mittzwanziger nicht über die musikalischen und lyrischen Mittel, diese Lebensphase derart zwingend zu großer Kunst zu verdichten, wie MIN t.
Man mag bei dieser Stimme vielleicht einen Moment daran denken, wie in den Achtzigerjahren eine faszinierende Generation junger Musikerinnen wie Lisa Dalbello die vermeintlich unterkühlte Härte der Elektronik mit der erdig-warmen Temperatur von Blues und Soul kombiniert hat. MIN t hat eine zupackende, offensive Stimme, der man anhört, dass sie an Neo-Soul und Jazz geschult ist. Eine Stimme, die aufwühlt und zuzupacken weiß.
Sie geht insofern also einen anderen, den entgegengesetzten Weg zu aktuellen Electropop-Großkünstlerinnen wie Billie Eilish, deren Reduktion und Introspektion sie aufbegehrenden Kampfgeist und ein Spiel mit Kontrasten entgegensetzt. The Prodigy, Nine Inch Nails, die mittleren Garbage und Moloko sind ebenso Namen, die einem in den Sinn kommen könnten, wie die Britney Spears der „Blackout“-Phase und die frühe Lady Gaga.
Im Wesentlichen beschreitet MIN t indes konsequent eigene und also tatsächlich frische musikalische Wege. Mit dem Industrial-Rave-Art-Pop von „Shot To Pieces“ überführt sie den Electropop auf eine bestechend mitreißende Ebene.
„Shot To Pieces“ von MIN t erscheint am 12. November 2021 über The Orchard.