Miles Mosley hat sein Debüt als Solokünstler herausgebracht. Der Mann, der seinen Basssound sonst als Sideman Künstlern wie Kamasi Washington, Joni Mitchell, Chris Cornell, Jonathan Davis oder Kendrick Lamar, Herbie Hancock, Roy Hargrove, Kenny Burrell oder Christina Aguilera geliehen hat, hat mit „Uprising“ vielleicht schon das Album des Jahres herausgebracht.
Der Bassist/Sänger/Komponist hat ein Chili aus R&B, Funk, Soul, Blues, Jazz und Rock gebraut, einen Sound geschaffen, der sicher viele Anklänge an Jimi Hendrix, Prince, Lenny Kravitz und James Blood Ulmer und den eher politisch motivierten Funkrock von Bands wie War oder Mandrill hat, aber eindeutig aus der widerspenstigen Kollektivszene aus Los Angeles kommt.
Von Dylan Cem Akalin
Das ist Energie, die jeden sofort zum Lächeln bringt. Miles Mosley ist nicht einfach nur ein Bassist, der auch singt. Miles Mosley ist ein Musiker, der brennt, und dafür braucht er einen völlig neuen Ausdruck. Es wäre wohl zu einfach gewesen, einfach auf einen E-Bass zu wechseln, um die Klangvielfalt, die ihm vorschwebt, erzeugen zu können. Es ist wohl Teil des seismischen Prozesses, einen Kontrabass zu nehmen, der einiges aushält: fünflagiger laminierter Ahornkörper, extra dicke vierlagige Innenleimverkleidungen, massive Ahornaußenverkleidungen, ein Spezialbogen aus Kohlefasern und eine ganze Armee von Effektpedalen.
In einem Interview erklärt er, dass er für den aufrechten Kontrabass ein Konzept entwickeln wollte, um dem Instrument eine neue Identität zu verleihen. Das Instrument sollte befreit werden und Wege zu neuen Möglichkeiten öffnen. Und diese nutzt Mosley, wenn er fette Akkorde auf den dicken Saiten anschlägt oder mit dem Bogen exzentrische, abgefahrene Soli spielt, völlig verzerrt und experimentalrockig, was Miles Davis, nach dem er benannt wurde, und Jimi Hendrix gleichermaßen begeistert hätte.
Die Farben und Schattierungen, die Mosley mit seiner genreübergreifenden Musik schafft, vom melodiösen Singen über die eingängigen Rockriffs bis zu den Eruptionen der Solisten, wechseln häufig mit in der Komposition, und es hat den Effekt von changierenden Oberflächen, die ihre Farbe ändern, sobald sich das Licht verändert. Und das Gefühl, das er transportiert, hat etwas von einem Abfackeln des Schönen. Miles Mosley ist einer, der die Herausforderung braucht, der eine Musik der Komplexität schafft, die nur einer organisiert bekommt, der das Chaos liebt, um darin eine Ordnung zu sehen.
Auf dem Cover von „Uprising“, also „Aufstand“, zeigt sich Mosley mit schwarzem Barett und schaut auffordernd in die Kamera. Mehrdeutigkeit ist ausdrücklich erwünscht, und seine Songs haben etwas deklaratorisches. Es sind Lieder der Klage und auch durchaus von militanter Entschlossenheit ((„Brothers need to stand up!“). Auf „More Than This“, singt er: „Baby, der Welt wurde so viel mehr versprochen als das.“
Im vorwärtstreibenden „Abraham“ zeigt er sich kampfbereit:
“You can call me Abraham
Straight from the mountains of Jerusalem
I got my shield, I got my sword
Forged from Egyptian gold
I’m feared
I haven’t cried in years
Sho’nuff I’m scared
Mediocrities everywhere
But not here!”
Der 36-Jährige wurde in klassischer Musik und Jazz an der Colburn School of Music in Los Angeles ausgebildet und hat bei einigen der besten Musiker des Jazz studiert, darunter John Clayton, Ray Brown und Al McKibbon. Er behauptet, er habe sich damals für den aufrechten Bass entschieden, weil es das einzige Instrument in seiner Schule gewesen sei, das er nicht mit nach Hause bringen musste. Jedenfalls lernte er in der Schulzeit schon Leute wie Kamasi Washington kennen. Sie bildeten eine eigene Art von Gang, eine, die Musik machte. Man hört es der Musik von Mosley an, das sie in einer gigantischen Session gemeinsam entstanden sein muss. So anders sie auch ist, so besteht eine gewisse Brüderlichkeit im Sound zu Kamasis „The Epic“.
Wir haben Miles Mosley im vergangenen Jahr live mit Kamasi Washington gesehen, und die Ganze Truppe ist ein einziges Ereignis!
Das Kollektiv nennt sich The West Coast Get Down. Ihr Ziel: die Wiederbelebung des Jazz-Fusion und die Entwicklung eines eigenen Ausdrucks für ihre Generation. Gemeinsam sind sie einige der begehrtesten Musiker, die heute arbeiten mit Künstlern arbeiten wie Kendrick Lamar (auf seinem Album „To Pimp A Butterfly“), Snoop Dogg, Lauryn Hill, Chaka Khan, Rihanna und viele andere. Man nennt sie auch den „Wu-Tang-Clan des Jazz“, was ein durchaus passender Vergleich ist, weil die The West Coast Get Down ungeheuer produktiv und kreativ ist und mittlerweile tiefgehenden Einfluss auf die Musik hat. „Ich denke, wir haben tatsächlich viele Ähnlichkeiten mit Wu-Tang — aus kreativer Sicht und aus der Sicht der Bruderschaft“, sagt Mosley. Ich schätze, da kommt noch einiges auf uns zu. So lange – „Uprising“ hören!