Mekons mit dem ersten Studioalbum seit acht Jahren: Ende März 2019 bei Glitterbeat

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Deserted ist das erste Studioalbum der legendären Band aus Leeds seit acht Jahren. Mit ihrer Mischung aus Punk der ersten Stunde und rebellischer Roots-Musik sind die Mekons in die Geschichte zeitgenössischer Musik eingezogen. Ihr neues Album wurde in der Joshua Tree-Wüste in Kalifornien aufgenommen und ist von Cinemascope-Stacheldraht-Atmosphäre und einer schwer verdienten Trotzhaltung bei allerdings bester Laune durchzogen.

1978 erschien die erste Single

Als der Punk London rasant, frech und voller Zorn eroberte, war das Tempo für die Mekons in Leeds ein viel gemächlicheres. Die 1978 erschienenen Singles „Where Were You“ und „Never Been in a Riot“ brachen mit dem Outlaw-Mythos des Punk und setzten ihm die Gewöhnlichkeit des alltäglichen Lebens entgegen. In den nächsten zehn Jahren eroberten dann Countrysänger mit Cowboyhüten die Stadien, während die Mekons die rohe, raue Anfangszeit und den zarten Kern dieser Musik mit Alben wie Fear And Whiskey (1985) feierten oder Rocknarrative mit dem Album Mekons Rock’n’Roll vier Jahre später demolierten.

Dokumentarfilm Revenge of the Mekons

Mehr als vier Jahrzehnte schon ist diese Band ein Widerspruch in sich, ein beständiges, genau beobachtendes, zorniges und mit viel Mitgefühl ausgestattetes Kunstprojekt, was in dem Dokumentarfilm Revenge of the Mekons aus dem Jahr 2013 gut eingefangen wurde. Ironischerweise wuchs die Popularität der Band in den USA mit diesem Film. Durch ihn entdeckte ein neues Publikum die ungezügelte Brillanz der Band.

Das neue Album Deserted, das am 29.03.2019 bei Glitterbeat Records / Indigo erscheint, legt einen Schwerpunkt auf Texturen und Klänge, und passt mit seiner Wüstenreferenz im Titel gut in ein neues, bisher bei den Mekons so noch nicht da gewesenes musikalisches Cinemascope-Gefühl. Darunter sind Songs wie z.B. das erste Stück „Lawrence of California“, das wirkt wie ein sich immer weiter hochschwingender Weckruf. Jon Langford erinnert sich: „We were recording at the studio of our bass player, Dave Trumfio. It’s just outside Joshua Tree National Park. Seeing Tom [Greenhalgh, das zweite Originalmitglied der Band] wandering in that landscape looked like a scene from ‚Lawrence of California.’ And then, ‚Wait a minute, there’s a song in that.’”

Mekons (Photo Credit: Ricky Malpas)

Die Band hatte vor Beginn der Aufnahmen noch keine kompletten Songs geschrieben. Vorab waren nur einige erste Ideen zwischen Langford und Greenhalgh per E-Mail ausgetauscht worden. Langford dazu: „Things emerged. At one point we had a sheet with a few words written here and there. Everyone added bits and by the time it was finished, it only needed a few changes to be able to sing. Somewhere else there are two lyrics sung over each other.”

That starts off about Iggy Pop in Berlin

Es herrschten fünf Tage brillantes Chaos, in denen Songs wie das fast folkig angehauchte „How Many Stars“, die weite Flächigkeit von „In The Desert“ oder das schräge „Harar 1883“ entstanden. Letzteres ist ein Stück über Arthur Rimbauds Zeit in Äthiopien, das durch alte Photographien in Greenhalghs Besitz inspiriert worden war. Und dann ist da noch „Weimar Vending Machine“, das längste Stück auf dem Album, das mit Rico Bells Klavierspiel und Sally Timms‘ klarer Stimme zwischen Dunkelheit und Freude schwankt und über das Langford sagt: „That starts off about Iggy Pop in Berlin. There’s a story that he went to a vending machine and saw the word ‚sand’. He put his money in and a bag of sand came out.” Es ist ein herausforderndes Stück, nicht ungewöhnlich für die schon immer im Surrealen und Bizarren schwelgende Band.

Was bei Deserted aber heraussticht ist die Größe des Raums und die Klarheit des Klangs, in denen Susie Honeymans Geige bei manchen Stücken eine prominentere Rolle als zuvor einnimmt. „Susie’s wonderful,” sagt Langford und weiter: „You play something to her, she thinks for a minute them comes out with this haunting Highland beauty.”

„After The Rain“

Auch Impromptu-Instrumental-Sessions fanden ihren Weg auf das Album, manchmal verändert und flippig, um einem Song zusätzlich Textur zu verleihen oder einfach als freier Ausdruck bei Stücken wie dem das Album beschließende „After The Rain“. Das Studio selbst wird hier zum Instrument, was vor allem an Dave Trumfio liegt, der schon mit Wilco oder den Pretty Things in seinem Kingsize Soundlabs Studio gearbeitet hat. „Even during the mixing, Dave pushed us into some new sonic territory all the way through,” erinnert sich Langford.

Die Feinjustierung und die Arbeit mit Effekten ist wahrscheinlich so weit wie nur vorstellbar von ihrem 2016er Album Existentialism entfernt, bei dem die acht Bandmitglieder in einem winzigen Theater in Red Hook, New York, gedrängt um ein einziges Mikrophon herum standen und live vor Publikum ihr Album einspielten. Deserted bietet eine andere Art von Freiheit, eine Freiheit des Raums, der Sterne und des weiten Lands, der Chancen und der Vergangenheit. Aber hauptsächlich der Zukunft.

Es ist für die Mekons Neuland, aber das fand die Band ja schon immer interessant. An ihr kann man sehen, dass vier Jahrzehnte Bandgeschichte nicht unbedingt zu einem Dasein als musikalisch in der Vergangenheit verhaftete Band führen muss. Stattdessen experimentieren die Musiker weiter, bei Songs wie „Into The Sun“, den Steve Gouldings Schlagzeug und Dave Trumfios Bass energisch pulsieren lassen bis zur gerade noch so unter Kontrolle gehaltenen Anarchie von „Mirage“ oder der countryesken Hommage an „Andromeda“. Alles ist möglich, alles ist erlaubt. 41 Jahre nach ihrer ersten Single bewegt sich die Band immer noch, ist widerständig, lacht und hat Spaß. Niemals sollte man fröhliche Anarchie unterschätzen und niemals sollte man die Mekons abschreiben.

Vielleicht sind sie so verlassen wie im Albumtitel, aber sie sind zurückgekommen, um die Welt aus ihren Angeln zu heben. Wieder einmal.

Tourdaten:
07.04.2019 Berlin / Musik & Frieden
08.04.2019 Hamburg / Hafenklang
10.04.2019 Frankfurt / Mousonturm
11.04.2019 A-Linz / Stadtwerkstatt
12.04.2019 A-Wien / Chelsea
13.04.2019 Reutlingen / franz.K
14.04.2019 Bad Saulgau / Franziskaner

Weitere Informationen: 
http://www.mekons-blog.de/
https://www.facebook.com/mekons/

MEKONS
Das neue Album: Deserted
VÖ: 29.03.2019
Label: Glitterbeat
Formate: CD, LP (180g & DL-Code), digital
EAN CD: 4030433606926
EAN LP: 4030433606919
Bestellnummer: GBCD/LP 069
Vertrieb: Indigo
Labelcode: 41276