Mehr geht nicht: Joe Satriani begeistert in Bochum

Joe Satriani in Bochum. FOTO: Peter "Beppo" Szymanski

Seine Gitarre erscheint auf der Bühnenleinwand als Komet, mit dem der Meister in einer Supernova verschmilzt. Er und seine geliebte Ibanez-Gitarre werden eins und leuchten als fantastischer Himmelskörper. Natürlich eröffnete Joe Satriani sein Konzert im Bochumer Ruhrcongress mit dem Titelstück seines aktuellen Albums „Shockwave Supernova“, entführte die Fans aber sogleich nicht nur visuell durch ein Wurmloch in seine Vergangenheit: „Flying in a Blue Dream“ und „Ice 9“ aus dem nach wie vor erfolgreichsten Rock-Instrumental-Album „Surfing with the Alien“ aus dem Jahr 1987.

Joe Satriani in Bochum. FOTO: Peter "Beppo" Szymanski
Joe Satriani in Bochum. FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Der Virtuose an der Stromgitarre hatte für sein gut zweistündiges Konzert einen schönen Mix zusammengestellt und streute zwischen die vielen aktuellen Nummern immer wieder Stücke aus seiner gut 30-jährigen Karriere. Und auch „If I Could Fly“ aus seinem 2004 Album “Is There Love in Space?” durfte nicht fehlen: Wahrscheinlich hat seine juristische Auseinandersetzung mit Coldplay, die für ihren Song „Viva la Vida“ wohl „substanzielle originale Teile“ seiner Komposition übernommen haben, sein Stück noch ei9n wenig bekannter gemacht.

Und der gebürtige New Yorker scheint die Töne diesmal noch ein wenig mehr segeln zu lassen, er gibt ihnen mehr Raum, versetzt ihnen kleine Schläge, damit sie noch mehr an Höhe gewinnen und lässt sie flattern und am Ende gibt er sich mit dem großartigen Mike Keneally noch ein atemberaubendes Gitarrenduell, das in Teilen fast an „Free Bird“ von Lynyrd Skynyrd erinnerte.

Joe Satriani in Bochum. FOTO: Peter "Beppo" Szymanski
Joe Satriani in Bochum. FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Überhaupt: Satriani umgibt sich mit seiner Band mit der Creme der Rock/Fusion/Prog-Szene: Neben Keneally, der vor allem durch seine Zusammenarbeit mit Frank Zappa bekannt wurde und neben der Gitarre auch ein hervorragender Keyboarder und Pianist ist, sind auf seiner Tour noch Bryan Beller am Bass und Marco Minnemann am Schlagzeug dabei. Minnemann und Beller spielen auch in der Supergroup The Aristocrats mit, die sie gemeinsam mit Guthrie Govan (Steven Wilson, Asia/GPS) gegründet haben. The Aristocrats touren übrigens auch in diesen Tagen. Nicht verpassen! (Tourdaten weiter unten).

Joe Satriani, ganz in schwarz und mit futuristischer Sonnenbrille ausgestattet gehört zwar auch zur Riege der Stunt-Gitarristen wie Steve Vai, dessen Lehrer Satriani ja war, Yngwie Malmsteen, John Petrucci und andere, doch für Satriani ist die Melodie die Königin. Sie hat das Sagen auf seinen Stücken, und der Sound ist dem 59-Jährigen auch von Bedeutung, und wenn er Stücke wie „Crystal Planet“ spielt, dann ist es insbesondere seine saubere Intonation, die akkurate Technik, die im Vordergrund steht.

Joe Satriani in Bochum - mit Marco Minnemann (dr)m Mike Keneally (g, key) und Bryan Beller (b). FOTO: Peter "Beppo" Szymanski
Joe Satriani in Bochum – mit Marco Minnemann (dr)m Mike Keneally (g, key) und Bryan Beller (b). FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Klar ist es faszinierend zu sehen, wie traumwandlerisch er durch die Harmonien flitzt, wie er zwischen Blues-Pentatoniken, lydischen und mixolydischen Modi wechselt, wenn er über wuchtige, stampfende Rhythmen wie bei „Time“ flockenzarte Klänge zaubert, die artificial Harmonics in die Ballade „Butterfly And Zebra“ einstreut wie Puderzucker auf den Nachtisch. Er lässt Töne rückwärtslaufen, spielt amüsante Blues Shuffle wie „Crazy Joey“, es gibt Reverenzen an sein Idol Jimi Hendrix wie auf „Luminous Flesh Giants“, dazu eine erstklassige Band – mehr geht nicht. (Cem Akalin)

The Aristocrats

spielen am 16. November 2015 in Köln (Kantine), am 17. November 2015 in Dortmund (Piano), am 18. November 2015 in Frankfurt (Zoom), am 20. November 2015 in Nürnberg (Luise, The Cultfactory, Generation Prog Festival), am 21. November 2015 in Stuttgart (tba), am 22. November 2015 in Reichenbach (Bergkeller), am 24. November 2015 in München (Strom), am 30. November 2015 in Berlin (Kesselhaus) und am 2. Dezember 2015 in Hamburg (Fabrik).