Chris Wenners zweites Album heißt „Maywind“. Das Album umfasst zwölf Songs, die er im Rahmen eines Stipendiums der Initiative Musik geschrieben hat und die er beim Label MARA Records jeden Monat als Single veröffentlichte. Ein beeindruckendes Ergebnis.
Von Dylan Akalin
Die sanfte, raue Stimme, die um eine Zweitstimme angereichert wird, zieht dich gleich in deinen-Bann. Der Opener „Maywind“ vom gleichnamigen neuen Album von Chris Wenner ist in der klassischen Crosby, Stills and Nash-Tradition geschrieben. Eine präsente Gitarre umhüllt den Gesang, der nicht gleich offenbart, ob es sich um eine Solostimme, ein Duo oder gar ein Trio handelt, weil er diesen diffusen Hall mitbringt, wie man ihn sonst nur aus Kathedralen kennt. Wenner hat eine gefühlvolle, ultraweiche Stimme, die manchmal fast flüsternd erscheint, und sie hat gleichzeitig diese Farbe von beiläufiger Coolness. Das alles kann der Bonner Singer/Songwriter in einem Song perfekt zusammenführen.
Den Effekt habe ich zu Hause mit mehreren Personen unterschiedlichen Alters getestet. Jeder, der den Song hörte, fragte gleich, wer das ist. Chris Wenners Lieder und sein einprägsamer Stil, der seine Wurzeln in den 60er und 70er Jahren des Folk/Rock/Pop hat, berührt die Zuhörer sofort, weil die Musik so authentisch ist. „Back on the Road“ könnte in einer Kneipe in Nashville erklingen und alle Gäste würden sich umdrehen und dem Barden gebannt zuhören. Das gilt auch für „The Ladder“.
Die kleine Liebesgeschichte in „We need so much love“ ist in einen richtigen Ohrwurm verpackt. Ein Song, wie ihn auch James Taylor hätte schreiben können. Wenner transportiert Gefühle, ist aber nicht der glühende Verehrer, der in seinen Liedern die Liebe glorifiziert. Er ist eher der Tramp, der schon viel gesehen hat und viel herumgekommen ist. Eine Liebesbeziehung macht für ihn „Sinn“, so singt er etwa in „Both of Us“, und er macht den Frauen nichts vor. Er singt darüber, dass das Leben noch viel bereit hält, dass da noch Küsten sind, die er nicht kennt. Es sind Lieder, geprägt von Einsamkeit und Realismus. Wenner erzählt seine musikalischen Geschichten in einer magischen Mischung aus Romantik und abgeklärtem Blick auf das Leben.
Selbst ein Trennungslied wie „Goodbye My Love“ wird verpackt in fließende, sanft gewebte Melodien, vorgetragen mit samtiger Stimme. Trotz Herzschmerz bleibt der Sänger entspannt, bereit für weitere Abenteuer des Lebens. Ein wunderschönes Album.