Von Dylan Akalin
Machine Gun Kelly ist ein Exzentriker, wie ihn der Boulevard liebt. Als er im September in Köln war, ließ er Champagner über die vor dem Hotel wartenden Fans regnen. Davon ließ er diesmal bei Rock am Ring zwar die Finger, aber er überraschte mit einer stacheligen Frisur und einem ganz in Silber gehaltenen Outfit. Warum er die Menge mit „Ladies and German Sausages“ begrüßte, wird sein Geheimnis bleiben. Auch warum er ein Cover von „Feel Good Inc.“ Von den Gorillaz brachte – und ordentlich versemmelte.
Dafür beendete er seine etwas verkürzte Show am Sonntagabend mit einer Kletteraktion, die in der Abendsonne geradezu episch wirkte. Den Fans in der ersten Reihe fiel auf, dass er keinen Ring trägt. Der Mann macht eh mehr Schlagzeilen mit seinen Eskapaden und seiner On-Off-Beziehung zu Schauspielerin Meggan Fox. „People“ berichtet jedenfalls, die Schauspielerin und der Musiker hätten ihre Hochzeitspläne erst einmal auf Eis gelegt. Dazu äußerte sich der Mann am Sonntag freilich nicht.
Zur Musik: Die Band ist wieder mal fantastisch. Große Klasse ist das Duell der Leadgitarristen Sophie Lloyd und Justin „Jus“ Lyons bei“I Think I’m ok“, das Lloyd knapp nach Punkten gewinnt. Sieben Stücke hat der Pop-Punker von seinem zweiten Album „Mainstream Sellout“ ausgesucht. Mit „Papercuts“ und „Born With Horns“ setzt er gleich zwei temporeiche Stücke, die mit brandenden Schlagzeug-Klängen von Beginn an einen packenden Grundton versprühen. Zu „Maybe“ kommt noch Oliver Sykes von Bring Me the Horizon auf die Bühne und sieht mit seiner Mütze und dem Pulli aus, wie ein Mitglied einer Boysgroup bei Feierabend. Das Stück ist ja auch auf dem Album das Ergebnis einer durchaus gelungene Kollaboration mit Bring Me The Horizon, die zufälligerweise später auch hier auftreten werden.
Insgesamt aber ist es eine echt gute Show, wenn man mal von seinen peinlichen Sprüchen absieht. Als Rapper strebte Machine Gun Kelly einst, Eminems Krone zu erben. Seine Annäherung an Rock, Pop und Punk passte dann aber doch irgendwie eher zu ihm – und dem Mainstreamerfolg. Sein Neustart zum Pop-Punk-Star auf „Tickets to My Downfall“ (2020), unterstützt vom Blink-182-Schlagzeuger Travis Barker, brachte ihm jedenfalls einen neuen Platz im Pop-Zirkus. Die Texte sind zwar voller Klischees, dafür stimmt die richtig gut produzierte Musik. „I’m fucked up“, singt Kelly am Ende auf „God Save Me“ und stöhnt beim Opener „Ich gehöre nicht dazu / Ich bin ein Punk“. Das tut manchmal dann doch etwas weh – aus dem Mund eines 33-Jährigen. Schwamm drüber, das Ende bot wirklich starke Bilder.