Lucifer und Blood of the Sun eröffneten am Mittwoch das Crossroads-Festival in der Bonner Harmonie. Nicht schlecht, aber vollends überzeugen mochten beide Bands nicht. Vor allem Lucifer blieb unter ihren Möglichkeiten, jedenfalls Sängerin Johanna Sadonis. Die Band überzeugte mit solidem Handwerk. Blood of the Sun gab zu Anfang zu viel Gas, fand im Verlauf des Rockpalast-Konzertes dann mehr Beständigkeit.
Von Dylan Cem Akalin
Das Konzert begann wie eine Referenz an Beggar’s Opera. Soundwinde in der Dunkelheit. Dann dramatisch, wuchtiger Einsatz („Faux Pharaoh“). Fransen an der Jacke, enge Hemden mit großen Pasley-Mustern, Schlaghosen – es ist klar, wo sich die deutsch-schwedischen Schwermetaller selbst einordnen. Johanna Sadonis selbst trägt schwarz mit tiefem Ausschnitt, die lange hellblonde Mähne weht vor dem Ventilator. Der Opener ist ein riffbetonter Schnellstarter, bei „Abracadabra“ bestimmten monströse Akkorde und Metallspänen von Arpeggios einen Song, bei dem Sadonis ihre Stimme in hohe Lagen schrauben muss. „Eyes In The Sky“ geht trotz der Rocklastigkeit in Richtung New Wave von Siouxsie and the Banshees bis dann endlich stimmliche Entlastung mit der Ohrwurm-Ballade „Dreamer“ kommt.
Dancing With Mr D
Spätestens bei der Rolling Stones-Nummer „Dancing With Mr D“ fällt aber auf, dass Sadonis nicht die stimmliche Wandelbarkeit aufbringt, die wir von ihren Alben gewöhnt sind. Irgendwie klingt alles einförmig. Wo ist ihre Klasse, die stimmlich zwischen Siouxsie und Chrissie Hynde liegt? Da fehlte mir am Ende die verführerische Leidenschaft in der Stimme.
Die Band indes ist auf den Punkt, besonders Gitarrist Linus Björklund gefällt mir gut, weil er eine gute Balance findet zwischen überlegter Begleitung und nötigem Ausbruch in den Soli. Aber auch der Rest der Band zeigt Freude am Auftritt. Ein Höhepunkt für mich war eher gegen Schluss: Johanna Sadonis singt „Before The Sun“ mit genau der notwendigen Hingabe und einem punktgenauen Ausdruck in der Stimme.
Insgesamt zeigte sich die Band zwischen überzeugendem psychedelischem Doom-Feeling, eingespeisten New Wave- und britischen Heavy Metal-Einflüssen und wirklich starken Rocksounds. Das letzte Stück „California Son“ brillierte mit einem Hauch von Uriah Heep-Groove.
Blood of the Sun stürmen auf die Bühne, als wären sie bei Rock am Ring. Speed und Druck ohne Ende. Vielleicht ein wenig zu viel. Wyatt Burton spielt auf der Gitarre, als wäre er auf Acid. Der Song sollte vielleicht nicht „One More For The Ride“, sowas wie „Noch einen auf’n Weg“, heißen, sondern vielleicht „Drunk insensible“. Alex Johnson an der zweiten Leadguitar bleibt da besonnener und stringenter im Spiel. „Keep The Lemmy’s Comin’“ erinnert an Hawkwinds „Silver Machine“, schnell, psychedelisch, tanzbar, rockig ohne Ende. Am Ende gibt’s eine schöne Passage mit zweistimmigem Gitarrensolo.
Etwas übermotiviert
Insgesamt startet die Band aber irgendwie etwas übermotiviert, fasst sich aber so ab dem vierten Stück („My Time“), wird strukturierter, überlegter, legt das Kraftgeprotze beiseite und liefert dennoch bleischweren Metal ab.
Die Band aus Texas hat ja einige Lineup-Veränderungen durchgemacht, geblieben ist dabei die Konstante zum 70er-Jahre-Heavy, die für die Bandgründer Henry Vasquez (Schlagzeug) und Dave Gryder (Keyboards) sicherlich wichtig bleibt. Sie bezeichnen ihre Musik als Steroidengepumpte Deep Purple. Sänger Sean Vargas ist vielseitig, hat den nötigen Druck auf den Stimmbändern ohne zur Übertreibung zu neigen. Er kommt aus der Stoner Rock-Szene von Texas, was ihm sicherlich einiges an melodiöser Grundhaltung bringt. Die Liste der Bandeinflüsse ist sicherlich lang: Humble Pie, ZZ Top, Ted Nugent und letztlich auch Mountain, an deren Album mutmaßlich der Bandname erinnert. Insgesamt ein solider Auftritt.