„Look Up“ – Ringo Starrs Country-Comeback zwischen Glanz und Glätte

Ex-Beatle Ringo Starr wagt mit „Look Up“ die Rückkehr zur Country-Musik und holt sich namhafte Unterstützung von Larkin Poe, Billy Strings und Alison Krauss. Während einige Songs glänzen, bleibt das Album als Ganzes überraschend glatt. Warum Starrs neues Werk sowohl fasziniert als auch enttäuscht, erfährst du hier.

Von Dylan C. Akalin

Ringo Starrs neuestes Album „Look Up“, das am 10. Januar 2025 erscheint, markiert eine bemerkenswerte Rückkehr des ehemaligen Beatles-Schlagzeugers zur Country-Musik, ein Genre, dem er sich seit seinem 1970 erschienenen Album „Beaucoups of Blues“ nicht mehr in vollem Umfang gewidmet hat. Produziert von T Bone Burnett, der auch an neun der elf Titel als Songwriter beteiligt war, präsentiert das Album eine Mischung aus traditionellem und modernem Country-Sound mit einem Hauch von 60er-Jahre-Nostalgie.

Die Liste der Gastmusiker liest sich wie ein Who-is-Who der aktuellen Americana-Szene: Billy Strings, Molly Tuttle, Lucius, Larkin Poe und Alison Krauss verleihen dem Album zusätzliche Tiefe und Authentizität.

Beatleske Harmonien

Der Opener „Breathless“ sticht als einer der Höhepunkte des Albums hervor. Mit seinem treibenden Rhythmus und authentischem Country-Flair, durchsetzt mit beatlesken Harmonien, lädt der Song zum Mitwippen ein und erinnert an Starrs musikalische Wurzeln.

Ein weiteres Highlight ist „Time on My Hands“, das mit einer luxuriösen Untermalung aus Pedal-Steel-Gitarre und Streichern aufwartet und Starrs melancholische Stimme perfekt in Szene setzt.

Allerdings erreicht nicht jeder Track dieses Niveau. Das Album ist zwar technisch einwandfrei produziert, der Sound ist sensationell, jedoch mangelt es hier und da an Tiefe und einer gewissen Demut, die für authentische Country-Musik einfach essenziell sind. So wirkt „Look Up“ wie eine Hülle eines Albums, dem es an wesentlichen Aspekten fehle, die das Genre ausmachen, und dazu zählen nun mal auch Ecken und Kanten. Viele Songs kommen sehr glatt rüber, sie erreichen mich emotional nicht wirklich.

Hervorzuheben sind Larkin Poe

Hervorzuheben sind für mich Larkin Poe, das aus den Schwestern Rebecca und Megan Lovell bestehende Duo. Die Beiden verleihen „Look Up“ eine besondere Note. Ihre Mischung aus Blues, Southern Rock und Americana passt hervorragend zu dem von T Bone Burnett produzierten Sound des Albums. Besonders auf dem Song „High Road“ kommen ihre markanten Slide-Gitarren-Licks und Harmoniegesänge zur Geltung. Ihre musikalische Handschrift hebt diesen Track aus dem Album heraus, indem sie Starrs zurückhaltenden Gesang mit einer rohen, energetischen Blues-Attitüde kontrastieren. 

Allerdings funktioniert die Zusammenarbeit nicht überall optimal. „Rolling On“, eine weitere Kollaboration mit Larkin Poe, wirkt stellenweise unausgewogen. Während ihre Gitarrenarbeit nach vorne drängt, bleibt Starrs Gesang etwas blass, was dem Song eine gewisse Unentschlossenheit verleiht. Es scheint fast, als hätten die Schwestern mit ihrer kraftvollen Darbietung die Führung übernommen, während Starr eher als Begleiter agiert. 

Larkin Poe sind eine der stärksten Ergänzungen des Albums. Sie bringen eine Frische und Dynamik, die manchen anderen Songs fehlt, und verleihen dem Album die dringend benötigten Ecken und Kanten.

Leidenschaft für die Country-Musik

Insgesamt zeigt „Look Up“ Ringo Starrs anhaltende Leidenschaft für die Country-Musik und seine Fähigkeit, mit talentierten Musikern zusammenzuarbeiten, um ein zeitgemäßes Album zu schaffen. Während einige Stücke hervorstechen und überzeugen, bleibt das Album als Ganzes hinter den Erwartungen zurück und lässt die Tiefe vermissen, die man von einem Künstler seines Kalibers erwarten könnte.