Kühner musikalischer Spagat: Loreena McKennitts veröffentlicht nach 30 Jahren ihr Album „The Visit“ neu

Kühner musikalischer Spagat: Loreena McKennitts veröffentlicht nach 30 Jahren ihr Album „The Visit“ neu – mit jeder Menge Bonus-Material und Sorround-Sound auf Blu-ray.  

Von Richard Bongartz

Ihre glockenhelle Stimme ist zeitlos, ihre Musik ebenfalls: So wundert es einen, dass Loreena McKennitts „The Visit“ mittlerweile 30 Jahre her ist. 34 Jahre war die Kanadierin damals alt und erlebte mit dem Album einen enormen Karriereschub. Zwei Millionen Kopien wurden in mehr als 40 Ländern verkauft, allein in Deutschland waren es 180.000. Das mit dem Juno Award dekorierte Werk erscheint nun als Deluxe Limited Edition mit vier CDs, einer Audio Blu-Ray mit Atmos-Sourround-Sound und Buch mit Essays, Erinnerungen und Fotos.

Es mag seltsam, fast kühn klingen, keltische Musik mit Klängen aus 1001 Nacht zu verweben und dabei auch die typischen Instrumente der europäischen und orientalischen Welt zusammen spielen zu lassen – alles gepaart mit mystischen Texten. McKennitt spielt selbst dabei Harfe, Piano oder Akkordeon. Das tat sie zuletzt auch bei ihren Live-Konzerten, die sie im Frühjahr 2020 nach Düsseldorf verschlug. Das Publikum erlebte an dem Abend einen ganz besonderen Klangkosmos, der Gänsehautstimmung verbreitete.

Auf „The Visit“ kommen in den Stücken Shakespeare, Alfred Lord Tennyson und King Henry VIII. zu Wort. Klassiker wie „Greensleeves“ oder das getragene „Bonny Portmore“ stehen auf einer Ebene mit selbst verfassten Nummern. Beim instrumentalen „Beetween the Shadows“ teilen sich die Instrumente die Melodieführung auf. Mitten ins Herz zielt auch das traumhaft schöne „The Lady of Shalott“. Bei „The Old Ways“ geraten zur Abwechslung Fiddel und Trommel sogar mal aus ihrer Komfortzone.

„Ich habe von so vielen Leuten gehört, dass diese Platte der Soundtrack ihres Lebens war, als sie in den frühen 90-igern veröffentlicht wurde“, sagt McKennitt. Derzeit nimmt sich die Ausnahmemusikerin eine Auszeit und kümmert sich um Themen, die ihr sehr am Herzen: Klimaschutz und mehr Rechte für Künstler in Bezug ihrer Kompositionen. Die alten Aufnahmen erscheinen nun als original Remaster, dazu gibt es zwei archivierte Radiosendungen von Toronto’s Ontario Place und für NPR’s World Cafe, Interviews, Aufnahmen von sechs Trio-Aufführungen und einen 3D-Mix für Kopfhörer.

Es gibt auch noch eine Deluxe-Version mit zusätzlichen Live-Versionen. Wenn es etwas zu kritisieren gibt, dass es – wie bei anderen Künstlern heutzutage –verschiedene CD-Versionen gibt, wo sich die Fans (je nach Dicke des Portemonnaies) entscheiden müssen. Am Album selbst gibt es aber auch heute rein gar nichts zu bemängeln, der frische Klang lässt es noch besser genießen.

Tracklist:

1. All Souls Night
2. Bonny Portmore
3. Between The Shadows
4. The Lady Of Shalott
5. Greensleeves
6. Tango To Evora
7. Courtyard Lullaby
8. The Old Ways
9. Cymbeline

Besetzung:

Loreena McKennitt: Vocals, keyboards, accordion, harp, bodhrán
Brian Hughes: Balalaika, electric and acoustic guitar (“All Souls Night”, “Bonny Portmore”, “Between The Shadows”, “The Lady Of Shalott”, “Greensleeves”, “Tango To Evora”, “Courtyard Lullaby”, “The Old Ways”)
Al Cross: Drums (“All Souls Night”, “Bonny Portmore”, “Between The Shadows”)
George Koller: Bass, cello, mad fiddle, tamboura, sitar (“All Souls Night”, “Bonny Portmore”, “Between The Shadows”, “Greensleeves”, “Cymbeline”)
Anne Bourne: cello (“Bonny Portmore”, “The Lady Of Shalott”, “Courtyard Lullaby”)
Tom Hazlett: Bass (“Bonny Portmore”, “The Lady Of Shalott”, “Tango To Evora”, “Courtyard Lullaby”, “The Old Ways”)
Patrick Hutchinson: Uillean pipes (“Bonny Portmore”, “The Old Ways”)
Hugh Marsh: Fiddle (“Between The Shadows”, “The Lady Of Shalott”, “Tango To Evora”, “The Old Ways”)
Rick Lazar: (“Between The Shadows”, “Tango To Evora”)