Korn und Billy Talent brillieren zum Abschluss von Rock am Ring 2022

Korn bei Rock am Ring 2022 FOTO: Peter "Beppo" Szymanski

KoRn, A Day To Remember, Royal Republic, Beatsteaks, Volbeat und Billy Talent spielen zum Schluss von Rock am Ring 2022. Der Gewinner dieser wunderbaren Runde sind für uns die Nu Metal-Mitbegründer KoRn. Die letzte Review-Runde vom Festival am Nürburgring.

Von Dylan Cem Akalin

Eine auf wenige weiße Linien reduzierte Landschaft bildet den sparsamen Background auf der Hauptbühne zum Auftritt von KoRn. Nach dem bekannten wackeligen, blechernen Intro zu „Falling Away From Me“ bricht die brachiale Gewalt von zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug wie ein Sturmwind über die Menge. Genauso kennt man sie. KoRn.

Nach den Publikums-Lieblingen „Got the Life“ und „Here to Stay“, bei dem das gut eingespielte Gitarrengespann James „Munky“ Shaffer und Brian „Head“ Welch gewohnt ihre Kräfte bündeln, präsentieren die Nu Metal-Schwergewichte dann mit „Start the Healing“ früh ein Stück aus dem neuen Album „Requiem“, eine Nummer, auf der fette Riffs auf leisen Gesang stoßen 2

Frontmann Jonathan Davis hat beim Chorus des Openers zwar noch etwas Startschwierigkeiten, klingt dann aber von Stück zu Stück immer besser. Vor allem bei „Cold“ gefällt mir sein Variationsreichtum zwischen Growling und ironischem Spottgesang über tobenden Riffs. Herrlich, als Davis das Intro zu „Shoots and Ladders“ auf dem Dudelsack spielt und dabei das Publikum immer wieder zum Skandieren animiert. Verzögerte Gitarrenchords grätschen in das Spiel, während dann eine Gitarre in das Thema des Dudelsacks einstimmt, läutet die andere mit Wucht den Hauptteil des Songs ein. Zum Outro wird dann auch noch Metallicas „One“ angespielt.

Ein Schauer läuft einem über den Körper, wenn man mitten in der jubelnden Menge steht. Die dramatischen Akkorde zu „Y’All Want a Single“ und der Industrial-mäßige Abgang zeigen, dass die Band nichts von ihrer Energie eingebüßt hat. Dabei steht Head eher ruhig auf der Bühne – selbst bei einem Stück wie „Somebody Someone“, in dem verrückte Sounds die Gitarrenwände zu durchbrechen suchen. „Rise your motherfucking Hands!“, ruft Davis und tausende von Fäusten wippen zum Takt der Musik.

Wer gedacht hat, es kann nicht noch härter zugehen, der wurde bei „Worst Is on Its Way“ (Der Titel ist Programm, hahaha!) eines Anderen belehrt: Nach dem ruhigen Intro und den Drums, die wie von der Ferne zu wehen schienen, dröhnten die Gitarren wie aus dem tiefen Schlund der Hölle. Übrigens ganz stark, wie sich Suicidal Tendencies-Bassist Ra Díaz in die Band einbringt!

Peitschende Drums und ein wippender Gesang bringen mit „Coming Undone“ ein wenig Ruhe ins Spiel und sorgen mit dem Anspielen von „We Will Rock You“ von Queen auch für ein wenig Humor. Etwas Sci-Fi-Rock spielt die Band bei dem bekannten Song „Freak on a Leash“ an.

Mit einer Art Medley spielt KoRn die Stücke von „It’s On“, „Trash“ und „Did My Time“ an gefolgt vom stets eingängigen „A.D.I.D.A.S.“, bei dem Ray Luzier ein Schlagzeugsolo spielt. Mit „Blind“ vom Debütalbum Korn von 1994 beendet die Truppe ein Konzert, das vielen in guter Erinnerung bleiben wird. Für mich eines der Highlights auf diesem dreitägigen Festival.

Beatsteaks

Ich muss zugeben, die Beatsteaks, die eine immer größere und treue Fangemeinde bekommt, erreichen mich emotional nicht. So ein Song wie „Hello Joe“ erscheint nach Korn noch blutleerer. Aber glücklicherweise sind die Geschmäcker ja verschieden. Allerdings bekam ich auch etwas Gänsehaut als Sänger Arnim Teutoburg-Weiß vor dem dritten Stück an die vergangenen zwei Jahre erinnerte: „Mir hängt’s ‚n bisschen im Hals“, sagte er ehrlich ergriffen von der Menge auf dem Platz. „Hier stehen keine Profis, sondern ‚ne Gang aus Berlin, die Musik macht.“ Dafür machen sie’s wirklich gut. Arnim erinnert an all die Leute, deren Existenz an der Veranstaltungsbranche hängt. Und er dankt allen, den Security-Leuten vor den Bühne, der Lkw-Fahren, den Technikern… Eine großartige Geste! Und dann packt mich sogar „Hand in Hand“.

Beatsteaks bei Rock am Ring 2022 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Volbeat

Bei der dänischen Rockband Volbeat bin ich immer ein wenig hin- und hergerissen zwischen Begeisterung, Verständnislosigkeit, Ablehnung und Egal. So auch wieder bei Rock am Ring. Da startet die Truppe mit so einem Klasse-Stück wie „The Devil’s Bleeding Crown“ mit einem sagenhaft guten Gitarrensolo von Rob Caggiano, um mich dann mit „Pelvis on Fire“ vor den Kopf zu stoßen.

Volbeat können indes auf eine Fangemeinde bauen, der der Musikmix aus Heavy Metal, Rock’n’Roll, Hillbilly und Country gefällt. Der hält sie immerhin seit gut 20 Jahren an der Spitze des internationalen Showbiz. Ähnlich geht es bei ihrem Auftritt zu. Etwas Pop, viel Stadion-Hymnen, und auch dem Metal hat die Band um Sänger Michael Poulsen nicht völlig abgeschworen.

Volbeat bei Rock am Ring 2022 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Airbourne

Airbourne sind live immer für spektakuläre Einsätze bekannt. Die Australier starteten mit „Ready To Rock“ fulminant in eine Performance, die mit ihrem simplen Hardrock auf ganzer Linie überzeugte. Es folgten „Back in the Game“ und „Girls in Black“. Joel O’Keeffe, wie immer mit nacktem Oberkörper, hat die Gabe, die Menge zu unterhalten und zum Hüpfen und Tanzen zu bringen wie kaum ein Anderer. Auf eines kann man sich bei dieser Band immer verlassen: Sie gibt alles.

Airbourne bei Rock am Ring 2022 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Billy Talent

Billy Talent kommen an diesem Abend irgendwie harmloser rüber, als wir sie von den Alben kennen. Im Laufe des Abends wird die kanadische Band um Sänger Benjamin Kowalewicz allerdings immer härter. Wie viele heute (merkwürdigerweise) liegt Kowalewicz beim Chorus des Openers „Devil in a Midnight Mass“ ganz schön daneben. Vielleicht gab’s ein technisches Problem, dass er sich nicht hören konnte, denn den Rest der Show blieb der Mann mit dem weißen Herz auf dem schwarzen T-Shirt stimmlich sicher.

Ein besonders ergreifender Moment war, als die Band in Gedenken an den kürzlich verstorbenen Foo-Fighters-Drummer Taylor Hawkins „Everlong“ spielten. Besonders gut gefiel mir Gitarrist Ian D’Sa, der irgendwie immer präsent war und immer die richtige Stimmung auf seinen Soli traf. Sein Intro zu „This Suffering“ war einfach wunderschön, zu „Rusted From The Rain“, das übrigens Tausende mitsangen, spielte er ein Solo zum Niederknien, und am Ende von „End Of Me“ zeigte er eine ganz andere Seite auf der Slidegitarre, fiebrig-hitzig-schnell war sein Einsatz auf „This Is How It Goes“, was überhaupt eines meiner Highlights im Set war. Auch Kowalewicz zeigte sich hier geradezu punk-rockig. Hymnisch war dagegen „Surrender“ und dynamisch-rockig ging es bei „Surprise Surprise“ zu – während auf dem riesigen Transparent an der Bühnenrückwand ein grüner Tod vom Motorrad grinste. Was für ein starker Festivalabschluss.

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Fazit Rock am Ring 2022