Konzertkritik: Die Sterne beim Crossroads Festival 2025 – Zwischen Euphorie und Systemkritik

Die Sterne beim Crossroads Festival in Bonn 2025 FOTO: Peter "Beppo" Szymanski

Der zweite Abend der Frühjahrsausgabe von Crossroads in der Harmonie Bonn war im Nu restlos ausverkauft, als einzige Show der Rockpalast-Reihe. Das sagt schon alles, oder? Die Sterne lieferten jedenfalls ein mitreißendes Konzert voller Klassiker und neuer Hymnen. Und die Fans? Sangen lautstark mit und feierten eine große Party. Was für eine tolle Stimmung! Zuvor trat Mina Richman auf.

Von Peter Szymanski

Es gibt Bands, die sich trotz Jahrzehnten im Geschäft nicht abnutzen. Die Sterne sind eine davon. Beim Crossroads Festival 2025 in der Harmonie Bonn bewiesen Frank Spilker und seine Mitstreiter am Donnerstag einmal mehr, dass ihr Funk-infizierter Diskurs-Pop mit Neue Deutsche Welle-Attitüden nichts von seiner Schärfe und Tanzbarkeit eingebüßt hat. Die Mischung aus neuen Tracks und Klassikern ergab einen spannungsgeladenen, mitunter hymnischen Abend.

Die Sterne beim Crossroads Festival in Bonn 2025 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Schon mit dem Opener „Hallo Euphoria“ setzten Die Sterne den Ton: treibende Rhythmen, Spilkers markant lakonischer Gesang, eine Groove-getriebene Energie, die den Saal sofort in Bewegung versetzte. Dass sie mit „Aber andererseits:“ nachlegten, einem Song, der die Widersprüche des modernen Lebens auf die Tanzfläche zerrt, zeigte, dass die Band ihre Mischung aus Coolness und kluger Beobachtung perfektioniert hat.

Big in Berlin

Phillip Tielschs Bassspiel sorgte in „Big In Berlin“ für eine vibrierende Tiefe, die den Sound organisch und druckvoll machte. Dyan Valdés‘ Keyboards und ihr Gesang gaben Songs wie „Ich nehme das Amt nicht an“ eine sphärische Note, während Jan Philipp Janzen hinter dem Schlagzeug mit seinem schnörkellosen, aber ungemein tightem Spiel alles zusammenhielt.

Die Setlist war ein Wechselspiel aus Nostalgie und frischer Energie. „Gleich hinter Krefeld“ und „Wenn Dir St. Pauli auf den Geist fällt“ kamen mit einer Nonchalance, die nur eine Band hinbekommt, die um ihre eigene Strahlkraft weiß. Mit „Open Water“ und „Trrrmmer“ schoben sie erneut eine pulsierende Dosis Funk ins Programm, bevor mit „Nach fest kommt lose“ wieder diese lakonische Melancholie Raum bekam.

Ein Höhepunkt war zweifellos „Universal Tellerwäscher“, dessen trockene Kapitalismuskritik in Zeiten prekarisierter Arbeitsverhältnisse erneut brennend aktuell klang. Der Saal sang jede Zeile mit, und als Spilker „Was hat Dich bloß so ruiniert“ anstimmte, glichen die ersten Reihen einem ekstatischen Chor.

Fickt das System

Das Finale ließ keine Wünsche offen: „Du musst gar nix“, bei dem der Sänger mitten im Publikum steht, und das mit Nachdruck ins Publikum geschleuderte „Fickt das System“ zeigten, dass Die Sterne auch 2025 noch die Energie und Haltung haben, die sie einst zu Vorreitern des deutschsprachigen Indie-Pop machte.

Es war ein Konzert, das bewies: Musik kann gleichzeitig klug, ironisch und aufwühlend sein. Die Sterne sind noch immer in ihrer eigenen Umlaufbahn – und das ist gut so.

Die Sterne beim Crossroads Festival in Bonn 2025 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Die Sterne beim Crossroads Festival in Bonn 2025 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Die Sterne beim Crossroads Festival in Bonn 2025 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Die Sterne beim Crossroads Festival in Bonn 2025 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Die Sterne beim Crossroads Festival in Bonn 2025 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Die Sterne beim Crossroads Festival in Bonn 2025 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Die Sterne beim Crossroads Festival in Bonn 2025 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Die Sterne beim Crossroads Festival in Bonn 2025 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Die Sterne beim Crossroads Festival in Bonn 2025 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Die Sterne beim Crossroads Festival in Bonn 2025 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski