Katie Melua veröffentlicht mit „Album No. 8“ bewundernswert ruhige und schöne Trennungssongs und kündigt ihre Tour 2021 an

Es zeugt von einer großen inneren Reife und einer überragenden Selbstachtung, wenn man nach dem Ende einer siebenjährigen Ehe Songs über Scheidung und das Ende einer Liebesbeziehung schreiben kann, die so frei von Vorwürfen und Anklagen und teilweise sogar regelrecht beschwingt sind. Katie Melua wird mit dem „Album No 8“ ihrem Ruf als Meisterin der beflügelten Schwermut gerecht und legt eine Reihe von verträumten, ausgereiften und glaubwürdigen Songs über Liebe, Trennung und Schmerz vor. Gleichzeitig kündigt sie ihre Konzerttermine für 2021 an: unter anderem am 13. August auch auf dem KunstRasen in Bonn.

Von Dylan Cem Akalin

„Ich denke, wir haben der Liebe zu viel Sendezeit eingeräumt“, singt Katie Melua. „Du kennst die Art von Songs, die ich meine“, heißt es in „Airtime“. „Da ist immer noch die Hoffnung, ihn nicht zu brauchen.“ Die georgisch-britische Singer-Songwriterin schreibt sich ihren Kummer von der Seele. Mit wunderschönen kleinen Texten, die sich dem Zuhörer wie zauberhafte Bilder entfalten. Die 36-jährige, die mit „Nine Million Bicycles“ einen Welterfolg hatte, hat sich längst vom Dahinplätschern in den seichteren Gewässern des britischen Pop entfernt und ist mit ihrer ausdrucksstarken Musik in der Erwachsenenabteilung der Unterhaltungsmusik angekommen, wo sie sich nun mühelos mit Kolleginnen wie Norah Jones, Madeleine Peyroux, Paula Cole oder Silje Nergaard messen kann.

Katie Melua gehört in ihrer englischen Wahlheimat zu den Stars unter den Singer/Songwritern*innen. Sieben Alben wurden 56 Mal mit Platin ausgezeichnet. Alle haben die Top 10 in Großbritannien gekapert, was sie und Kate Bush zu den einzigen zwei Frauen in der Geschichte der britischen Charts macht, die mit sieben aufeinanderfolgenden Veröffentlichungen die Top 10 erreichten.

„Maybe I Dreamt It“

Mit ihrem vom Folk-Pop der 70er Jahre beeinflussten und einem Hauch von Jazz und Klassik durchsetzten Pop hätte sie einst sogar die Laurel Canyon-Gemeinde gefesselt. Manchmal muss man gar an den frühen Tim Buckley denken. Während Melua alle Texte (bis auf Randy Newmans „Forever“) auf dem Album selbst schrieb, wurde sie bei der Musik insbesondere von dem englischen Musiker/Komponisten /Produzenten Leo Abrahams (Brian Eno, Nick Cave, David Byrne) und auf einigen Stücken vom Gori Women’s Choir und Georgian Philharmonic Orchestra unterstützt. Leo Abrahams ist nicht nur ein exzellenter Produzent und Arrangeur, sondern zudem ein großartiger Gitarrist. Gitarren wurden auf dem Album auch von Luke Potashnick und Meluas Bruder Zurab Melua gespielt. Es ist das erste Album, auf dem sie selbst keine Gitarre gespielt hat.

Die Tracks entstanden zwar unter dem Eindruck einer Trennung, dennoch ist dieser nicht durchgehend der treibende Aspekt beim Songwriting. Es geht auch darum, nach etwas Neuem oder Anderem zu suchen. In „Maybe I Dreamt It“ drückt Melua ihre Liebe zur Musik aus, die ihr Herz in unerreichbare Höhen hebt und ihr sowohl zu Freiheit als auch Mut verhilft. Schwelgerische Streicher umrahmen die Ballade voller wirbelnder, verträumter Atmosphären. „Ich wollte ehrenhaft, einfühlsam und zart darüber sprechen und mit Respekt behandeln“, sagt sie über den Trennungsaspekt der Songs.

„A Love like That“

Melua verlässt sich ganz auf ihre ausdrucksstarke, wohlklingende Stimme und vermeidet erfreulicherweise überladene Arrangements. Es ist diese zurückhaltende Intimität wie in „Heading Home“, was für ihre unfehlbare Gabe spricht, einen Text mit maximaler Wirkung zu präsentieren. Stücke wie „A Love like That“ oder „Your Longing Is Gone“ nutzen leichte Retro-Effekte, was der Einsatz des Orchesters verstärkt, Klischees vermeidet sie dennoch, auch wenn sie blumige Eigenschaften der Musik zu schätzen scheint. Es ist sicherlich Meluas persönlichstes Album. Keiner der Songs würde jedoch funktionieren, ohne dass Melua ihnen eigenes Leben einhauchte. Ihr Gesangsinstrument ist dabei so vielseitig wie nie zuvor.

„Musikalisch ist es keine radikale Neubestimmung“, sagt sie selbst in einem Interview. „Ich nehme Elemente aus Jazz und Blues, dicke sie mit orchestralen, klassischen Zutaten an und sehe zu, dass am Ende so etwas wie Popmusik dabei herauskommt.“ Sie wollte mit ihrem Gesang „eine Welt aus Worten bauen, in der man sich beim Hören nicht nur gerne aufhält, sondern in der man Lust bekommt, sie richtig auszukundschaften“. Das gelingt ihr sehr gut, weil sie Vertonung und Lyrik verschmilzt. Diese synchrone Kommunikation der Medien ist ein zentraler Grundsatz von „Album No. 8“. Der mühelose Groove auf „Voices In The Night“ passt zur Sinnlichkeit des Textes, der kammermusikalische Unterton auf „Maybe I Dreamt it“ unterstreicht die imaginäre, schimärische, erdichtete Welt.

Ein weiteres Highlight in dieser atemberaubenden Reihe von Melodien ist „Leaving The Mountain“, eine Balladenperle, auf der Klavier und Akustikgitarre mit symphonischem Glanz kombiniert werden, um mit filmischen Mitteln eine Geschichte über ihre Reise mit ihrem Vater in den Kaukasus in die Nähe des Schwarzen Meeres zu erzählen – wie private Erinnerungen aus dem Skizzenblock. „Ich habe wirklich das Gefühl, dass Songs – obwohl sie Miniaturen sind und dreieinhalb Minuten lang – alles, was wir ihnen geben, mit Liebe und Wahrhaftigkeit aufnehmen können.“

Katie Melua – „A Summer In Germany“

23.07.21 Halle, Peißnitzinsel
24.07.21 Oranienburg, Schloss Oranienburg
13.08.21 Bonn, Kunstrasen
14.08.21 Chemnitz, Theaterplatz
15.08.21 Görlitz, Landskron Kulturbrauerei *
17.08.21 Rostock, IGA Parkbühne

Einlass: 19 Uhr, Beginn: 20 Uhr

* Sonntag: Einlass/Beginn eine Stunde früher

Karten erhältlich bei www.reservix.de, www.adticket.de, www.eventim.de und den stationären Vorverkaufsstellen