Nicht verpassen: Jazzpianistin Julia Hülsmann tritt an diesem Samstag in der Fabrik 45 in Bonn auf – als Teil des Bonnfestivals.
Von Dylan Cem Akalin.
Julia Hülsmann gehört zu jener Spezies unter den Jazzmusikern, die sich nicht bei jeder Gelegenheit aufplustern und brüllen wie ein Molukkenkakadu. Dabei ist die in Bonn geborene und schon seit vielen Jahren in Berlin lebende Pianistin eine Orchidee, die aus vielschichtigen Blütenblättern besteht. Sie veröffentlichte erfolgreiche Alben mit der norwegischen Sängerin Rebekka Bakken, huldigte mit technisch meisterlichem und aufwühlendem Spiel dem Antihelden des Pop, Randy Newmann, und wagte immer wieder neue Verschmelzungen mit anderen Künstlern, indem sie ihre Komfortzone mit ihrem bewährten Trio (Bassist Marc Muellbauer und Schlagzeuger Heinrich Köbberling) verließ. Sie setzte Projekte um etwa mit dem in New York lebenden Sänger Theo Bleckmann, dem Vibrafonisten Christopher Dell oder, wie jüngst auf dem Jazzfest Bonn, einem ungewöhnlichen Oktett. „Es geht darum, jeden Ton, den man spielt, neu zu hören. Neu zu überlegen, wo kann ich hingehen, und jeden Schritt als neue Möglichkeit zu nehmen“, sagte sie dem Magazin zum Jazzfest Bonn „zettbe:“, und das passt so wunderbar zu ihr.
Die wunderbare Julia Hülsmann spielt an diesem Samstag, 28. September, ab 19.30 Uhr, in der Fabrik 45, Hochstadenring 45. Es ist Teil des BonnFestivals des Vereins Bonnpop, der das Festival organisiert. Es gibt nicht nur Konzerte, sondern auch Lesungen, Travestietheater, Poetry Slam, Comedy, Jazz, Rock, Pop und Party – „das hat es in dieser Konstellation noch nicht gegeben“, sagt Maria Hülsmann aus dem Vereinsvorstand.
Klar und eindringlich
Julia Hülsmann ist aus dem zeitgenössischen Jazz in Deutschland nicht mehr wegzudenken. Die Pianisten zeichnet sich durch eine enorme Bandbreite musikalischer Ausdrucksmöglichkeiten aus: Ihr Spiel ist essentiell, verdichtet und gleichzeitig mit einer wunderbaren Offenheit, Klarheit und Eindringlichkeit versehen. So manches erinnert auch an Brad Mehldau, vor allem, was ihr Umgang mit der Essenz einer Melodie betrifft. Und das fasziniert bei dieser Musikerin insbesondere bei ihren Soli: Ihr Tanz um eine zerronnene Melodie, die sachte und mit viel Liebe wiederaufgebaut wird.
Die „Dichterin des deutschen Jazz“ wurde sie mal genannt. Wie treffend. Ähnlich wie Mehldau scheut sie nämlich keine Grenzen, egal ob aus dem Pop, Rock oder Theater. Ihr Stil lässt der Musik Raum, Hülsmann lässt den Klang atmen, lässt ihn wachsen wie eine junge Pflanze, sie schafft intelligente Strukturen und umgarnt sie mit starken Gefühlen, wobei ihr Sentimentalitäten völlig fremd sind.
Infos zum Bonnfestival
Das Bonnfestival findet in verschiedenen Räumlichkeiten vor allem in der Bonner Innenstadt statt. Der Einheitspreis beträgt zehn Euro (ohne Vorverkaufsgebühr, an der Abendkasse 13 Euro). Kernzeit des Festivals ist zwischen 19.30 und 22.30 Uhr. Anschließend beginnt im Beueler Brückenforum eine Aftershowparty bis zum Morgengrauen. Die Kopfnuss Lesebühne bietet ein Karaoke-Spezial. Teilnehmer können aus einer großen Auswahl schräger und schöner Texte vorlesen werden (Limes, Theaterstraße 2). In der Pauke (Endenicher Straße 43) ist die Musikstation zu Gast, unter anderem mit dem Singer-Songwriter-Duo Wandering Souls. Im Carpe Noctem (Wesselstraße 5) wird mit Planschemalöör und den beiden lokalen Deutsch-Rock-Pop Bands Heldenviertel und Lampenschirm ein rheinisches Rock- und Popkonzert aufgeführt.
Im Verein Bonnpop sind rund 45 kunst- und kulturschaffende Akteure engagiert, die zeigen wollen, wie lebendig die Rock-, Pop- und Subkulturszene in der Stadt ist. Das Festival findet in diesem Jahr zum dritten Mal statt.
Weitere Informationen gibt es im Internet: www.bonnfestival.de.