Joni 75: A Joni
Mitchell Birthday Celebration
Label: Decca (Universal Music)
Namhafte Künstler ehren eine der weltweit am meisten verehrten Musikerinnen zu ihrem 75. Geburtstag. „Joni 75: A Birthday Celebration“ würdigt Joni Mitchell als musikalische Grenzgängerin mit Songs für die Ewigkeit. Aufgenommen wurde der Event an einem unvergesslichen Abend im November letzten Jahres im Music Center Los Angeles.
Von Dylan Cem Akalin
Als Diana Krall „Amelia“ intoniert, bin ich verblüfft, sprachlos und beglückt. Es ist eine so beachtenswerte, so emotional-introvertierte Version des wunderschönen musikalischen Briefes, dass es Joni sicher gefallen haben muss. Überhaupt: Die Künstler, die hier der großartigen Übermutter des Singer/Songwritings ihre Referenz erweisen, haben sich ausnehmend ins Zeug gelegt, um den außergewöhnlichen Songs der kanadischstämmigen Künstlerin gerecht zu werden. Und ja, auch das gehört zur Wahrheit. Joni Mitchell kann bisher niemand das Wasser reichen. Aber es ist doch erstaunlich, wie gut die Kompositionen funktionieren und dass sie jeder Stimmlage und jeden anderen Künstler emporheben in Jonis so eigenen Musikkosmos.
Neues Leben
Die Songs bekommen ein neues Leben eingehaucht. Rufus Wainwright schafft es, „All I Want“ zu einem eigenen Song zu machen – mit Blitzen von Bläsereinsätzen und seiner klaren Bruststimme. Später singt er noch „Blue“, jenen Song, der seit seiner Veröffentlichung 1971 jedes kalte Herz zum Schmelzen bringt. Und Wainwright singt ihn, dass man merkt, dass auch er ihn so sehr liebt, dass er ihn tiefgründig verinnerlicht hat. Zuvor hatten schon Los Lobos with La Marisoul ein sehr am Original orientierte Fassung von „Dreamland“, Chaka Khan von „Help Me“ präsentiert.
Happy Birthday
Unter den Sängern und Musikern, die anlässlich Jonis 75. Geburtstag auftraten, waren außerdem Brandi Carlile, Glen Hansard, Emmylou Harris, Norah Jones, Kris Kristofferson, Cesar Castro und Xochi Flores, Graham Nash, Seal und James Taylor. Sie zollten der ikonischen Künstlerin Tribut, indem sie Songs aus allen Lebensphasen von Joni Mitchell und ihrem gesamten Katalog von 19 Studioalben aufführten. Das gesamte Konzert wurde im November 2018 von The Music Center im Dorothy Chandler Pavilion in Los Angeles über zwei Nächte aufgenommen. Das gesamte Konzert inklusive etlichen Interviews wurden im Februar an einem Abend in ausgewählten Kinos gezeigt. Ich gehe mal davon aus, dass es irgendwann mal als DVD und/oder Blu-ray auf den Markt kommt.
Was Joni Mitchell so besonders machte, war nicht nur ihr ungewöhnliches Spiel mit Rhythmen und teilweise bizarren Akkorden, ihr außergewöhnlicher Sinn für Kunst, Ausdruck und Musikalität und ihre wunderschönen Texte, sondern vor allem ihre emotionale Ehrlichkeit. Sie hatte eine Stimme, die jeden verstummen ließ, und dazu war sie eine erstklassige Musikerin und Arrangeurin. Das alles führte dazu, dass sie eine breite und treue Anhängerschaft hat und unter Musikern ein äußerst hohes Ansehen genießt. Gibt es irgendeine erstzunehmende Sängerin, die sie nicht als Vorbild hat? Oder wie es Leonhard Cohen so unübertrefflich formulierte: „Meisterdichterin. Meistermalerin. Feinste Technikerin der Tiefe. Du hast die Art und Weise geändert, wie Frauen singen und wie Männer zuhören. Was für ein erstaunlicher Sieg über die unversöhnlichen Jahre!“
Ich liebe James Taylors „River“. James Taylor ist aus europäischer Sicht sowas wie der amerikanischste Sinbger/Songwriter, und er hat eine so markante Stimme mit hohem Wiedererkennungswert. Wie er noch die Slidegitarre einsetzt und dem Song einen leichten Countrykick gibt, ist wunderschön.
Trompetenintro zu „Woodstock“
„Court And Spark“ gehört zu meinen Lieblingsliedern. Norah Jones hält sich ans Original. Daran lässt sich aber auch in der Tat auch nicht das Geringste verändern – was für so viele ihrer Lieder gilt. James Taylor lässt zu Beginn von „Woodstock“ indes eine Trompete spielen, was sich wunderbar einfügt.
Tatsächlich überrascht bin ich über den empathischen Gesang von Seal von „Both Sides Now“, der den Song mit einem luftigen Jazztouch aufführt. Sehr emotionaler Moment: Jonis früherer Lebenspartner Graham Nash führt „ihren“ Song „Our House“ auf. Was für eine Liebeserklärung!
Zwei Bonustracks
La Marisoul hat diese Kraft in der Stimme, die auch Jonis späteren Ausdruck ausmachte. Sie startet mit „Big Yellow Taxi“, den die Künstler als abschließenden Song des Abends gemneinsam performen. Im Film wird dabei Mitchell selbst von der Kamera erfasst. Der emotionalste Moment des Abends – als die gefeierte Sängerin dann auf die Bühne geht, um Kerzen auf einer Torte auszublasen, nachdem die Menge sie mit „Happy Birthday“ gefeiert hat.
Als Bonus: Norah Jones Interpretation von „Borderline“ und Diana Kralls „For The Roses“, die zu Beginn aufgeregt haucht: „Hi Joni“.
„Wenn du ein Mensch bist, liebst du Joni Mitchell.“
„Wie die meisten Menschen liebe ich auch Joni“, schrieb Chrissie Hynde an die Initiatoren des Tributekonzerts. „Wenn du ein Mensch bist, liebst du Joni Mitchell.“ Was nichts anderes bedeutet, als dass Fans ihrer Musik die Menschlichkeit in der Kunst erdecken, weil ihre Musik so sehr in die Tiefe geht und den Kern unserer Existenz berühren. Ihre Musik ist von tiefer Intimität, die sie, glaube ich, im wahren Leben nicht so richtig zugelassen hat. Jedenfalls lange Zeit. Es gibt diesen wunderbaren Film „Woman of Heart and Mind“ über Jonis Leben. Und der Zuschauer merkt, dass es eine Grenze gibt, bis an die Joni andere Menschen an sich lässt. Das ist merkwürdigerweise in ihrer Musik anders.
Und dann ist noch diese Universalität in ihrer Kunst. Joni Mitchell ist ein Wanderer in ihrer eigenen Seele, eine Forscherin von Herz und Geist. Sie hat dabei eine ironische Sicht auf sich selbst und die Helden des Alltäglichen. Was sie in die Nähe großer Denker und Forscher rückt, ist ihr Blick auf die Unendlichkeit. Und gleichzeitig ist sie so bodenständig und erfreut sich an einfachen Dingen. Nashs Song „Our House“ bringt es auf den Punkt.
Chrissie Hynde konnte dann leider nicht in der Show sein. Aber viele andere waren da. Und was für eine Band wurde da zusammengestellt, unter anderem mit Ambrose Akinmusire (Trumpet) und dem wunderbaren Brian Blade an den Drums. (Komplette Aufstellung weiter unten!)
DIGITAL/CD SEQUENCE:
- Dreamland – Performed by Los Lobos (6:07)
- Help Me – Performed by Chaka Khan (4:43)
- Amelia – Performed by Diana Krall (7:05)
- All I Want – Performed by Rufus Wainwright (3:46)
- Coyote – Performed by Glen Hansard (6:35)
- River – Performed by James Taylor (3:29)
- Both Sides Now – Performed by Seal (6:03)
- Our House – Performed by Graham Nash (3:30)
- A Case Of You – Performed by Kris Kristofferson & Brandi Carlile (4:46)
- Down to You – Performed by Brandi Carlile (5:50)
- Blue – Performed by Rufus Wainwright (3:34)
- Court And Spark – Performed by Norah Jones (3:17)
- Nothing Can Be Done – Performed by Los Lobos (5:02)
- The Magdalene Laundries – Performed by Emmylou Harris (4:25)
- Woodstock – Performed by James Taylor (4:39)
- Big Yellow Taxi – Performed by La Marisoul, James Taylor, Chaka Khan, and Brandi Carlile (2:50)
All songs written by
Joni Mitchell [Crazy Crow Music (ASCAP)]
except
“Our House” written by Graham Nash [Nash Notes administered by Spirit One Music
(BMI)]
and
“Nothing
Can Be Done” co-written by Joni Mitchell and Larry Klein [Dee Klein Music/Downtown
DMP Songs (BMI)
Arrangements by Los Lobos (Track 1), Chaka Khan (Track 2), Diana Krall (Track
3), Brian Blade (Tracks 4, 5), James Taylor (Tracks 6, 15), Jon Cowherd (Tracks
7, 9-12, Track 7 adapted from an arrangement by Vince Mendoza), Brian Blade
(Tracks 13, 14)
Künstler und Band
La Marisoul – Vocals (Tracks 1, 13, 16) Chaka Khan – Vocals (Tracks 2, 16), Background Vocals (Track 1)
Diana Krall – Vocals & Piano (Track 3), Background Vocals & Rhodes (Track 16)
Rufus Wainwright – Vocals (Tracks 4, 11), Background Vocals (Tracks 2, 16)
Glen Hansard – Vocals & Acoustic Guitar (Track 5), Background Vocals (Track 16)
James Taylor – Vocals (Tracks 6, 15, 16), Acoustic Guitar (Tracks 6, 15)
Seal – Vocals (Track 7), Background Vocals (Tracks 2, 15, 16)
Graham Nash – Vocals & Piano (Track 8), Background Vocals (Track 16)
Kris Kristofferson – Vocals & Acoustic Guitar (Track 9), Background Vocals (Track 16)
Brandi Carlile – Vocals (Tracks 10, 16), Background Vocals (Track 9)
Norah Jones – Vocals (Track 12), Background Vocals (Track 16), Piano (Tracks 12, 16)
Emmylou Harris – Vocals (Track 14), Background Vocals (Track 16)
Steve Berlin – Clave (Tracks 1, 16), Nord Keyboards (Track 13)
Cesar Castro – Requinto Jarocho (Track 1), Quijada (Tracks 1, 16)
Xochi Flores – Tarima (Tracks 1, 16)
David Hidalgo – Leona (Track 1), Guitars (Tracks 1, 13, 16)
Louie Perez – Jarana (Tracks 1, 16), Rhythm Guitar (Track 13)
Ambrose Akinmusire – Trumpet (Tracks 2, 4, 10, 12, 14-16)
Brian Blade – Drums (Tracks 1, 2, 4-7, 9, 10, 12-16)
Jon Cowherd – Piano (Tracks 1, 4-7, 9-15), Rhodes (Track 2)
Jeff Haynes – Percussion (Tracks 1, 2, 4-7, 9, 10, 12-15)
Greg Leisz – Guitars (Tracks 1, 2, 4-7, 9, 10), Pedal Steel (Tracks 12-15)
Marvin Sewell – Guitars (Tracks 1, 2, 4-7, 9, 10, 12-15)
Bob Sheppard – Saxophone (Track 1, 2, 4, 5, 7, 10, 12), Flute (Track 10)
Christopher Thomas – Bass (Tracks 1, 2-7, 9, 10, 12-15)
Ricky Rouse – Guitars (Track 2)
Eve Nelson – Piano (Track 2)
Scarlet Rivera – Violin (Tracks 4, 5, 14, 15)
Recorded by LeMobile live at The Music Center, Los Angeles, CA on November 7th,
2018
Recording supervised by David May & Guy Charbonneau
Mixed by Guy Charbonneau
Assistants: Ian Charbonneau, Anthony Catalano
Mastered by Robert Vosgien at Capitol Studios
Produced by Brian Blade & Jon Cowherd
Additional production by David May
Executive Producers: John Beug, The Music Center
Brandi
Carlile appears courtesy of Elektra Records
Emmylou Harris appears courtesy of Nonesuch
Records
Norah Jones appears courtesy of Blue Note
Records
Diana Krall appears courtesy of Verve
Records
La Marisoul appears courtesy of Universal Music
Latin Entertainment
Live Concert:
Artistic Producer: Jorn Weisbrodt
Senior Producer: Nick Schwartz-Hall
Music Producer: Danny Kapilian
Live Sound Mixer: Masanori Yura
Director of Production, The Music Center: Jason Clark
Production Manager: Patrick Traylor
Stage Manager Melissa: Kaye Tosto
Assistant Stage Manager: Taylor Ruge
Assistant to the Music Producer: Deborah Cohen
Assistant Production Manager: Teresa Hartmann
Artist Liaison: Rebecca Baillie
The
Music Center:
President & CEO: Rachel Moore
Executive Vice President
& Chief Operating Officer: Howard Sherman
Senior Vice President, Finance/CFO: William
Taylor
Senior Vice President, Advancement: Valentine
Gelman
Senior Vice President,
Marketing & Communications: Bonnie Goodman
Vice President, Presentations & Education:
Michael Solomon
Vice President, Community Engagement: Ming Ng
Senior Producer: Nick Schwartz-Hall
Artistic Advisor: Jorn Weisbrodt