John Mayall: Der 85-Jährige bringt im Februar ein neues Album raus und geht wieder auf Tour

John Mayall 2017 in der Kantine Köln. FOTO: Peter "Beppo" Szymanski

Am 22. Februar 2019 erscheint John Mayalls neues Album Nobody Told Me, und ab März ist die Blues-Ikone, die im November 85 Jahre alt wurde, wieder auf Tour. Tickets gibt es hier.

Von Dylan Cem Akalin

Ohne John Mayall hätte es den Blues-Boom im England der 60er nicht gegeben, behauptet einer, der es wissen muss. Eric Clapton spielte immerhin einst in Mayalls Band „Bluesbreakers“.  Und wer sich heute nochmal das Album „John Mayall: Blues Breakers with Eric Clapton“ von 1966 anhört, wird umso mehr verstehen, was dieser Mann für den Blues und den Rock geleistet hat: Die Musik klingt heute noch so frisch und frech wie am ersten Tag. Jetzt ist der Meister 85 geworden und zieht im März/April nochmal los, um in Deutschland seine Musik live erklingen zu lassen.

Tour 2019 mit Carolyn Wonderland

Und wer John Mayall, den Godfather des weißen, britischen Blues, live erleben will, muss sich sputen. Denn der 85-Jährige zieht immer noch. Die Kölner Kantine war im März 2017, als er zuletzt hier in der Gegend war, brechend voll, die Leute standen bis ins Treppenhaus. da war er im Trio unterwegs, der fantastische Gitarrist Buddy Whittington, der ja eine ganze Weile zu seiner Band gehörte, war nicht mehr dabei, dafür soll ihn auf der Tour 2019 nun Carolyn Wonderland begleiten. Die 46-jährige Texanerin gilt als feurige Musikerin.

Three for the Road

Dabei hatten auf seinem aktuellen Album Three for the Road, im Februar erschienen und im Jahr zuvor auf der Deutschlandtour live aufgenommen, lediglich Greg Rzab (bass) und Jay Davenport (drums) gespielt.  Und der Meister selbst hatte noch so von dem Trio-Format geschwärmt: „Der Grund für das Trio war zunächst eher ein Zufall, als mein Gitarrist Rocky Athas aufgrund von Flugstornierungen ausfiel. Seitdem habe ich festgestellt, dass das Zusammenspiel und die Dynamik in meinen Live-Auftritten zu einer persönlicheren Offenheit geführt haben. Bassist Greg Rzab und Schlagzeuger Jay Davenport sind schon seit über zehn Jahren meine Bandkollegen. Ihre Chicago-Wurzeln stehen jedes Mal im Vordergrund, wenn wir gemeinsam auf die Bühne treten.“

„Nobody Told Me“

Auf seinem neuen Album „Nobody Told Me„, das am 22. Februar 2019 als CD und als Vinyl erscheinen soll, umgibt sich der umtriebige Brite indes wieder mit der Creme der gegenwärtigen Gitarrenszene: alles persönliche Favoriten von Mayall, darunter Todd Rundgren, Little Steven Van Zandt von der E-Street Band, Alex Lifeson von Rush, Joe Bonamassa, Larry McCray und eben Carolyn Wonderland.

Außerdem dabei Billy Watts (Lucinda Williams) an der Rhythmusgitarre und Mayalls alte Bläsergruppe, die ihr Geld vor allem in der Hausband der Late Show von Conan O’Brien verdient. Das Album wurde im Studio 606 von The Foo Fighters auf derselben legendären Sound City Neve-Konsole aufgenommen, auf der seine einstigen Protegés, nämlich Fleetwood Mac Teile ihres Albums „Rumours“ aufgenommen hatten. „Dieses Projekt war eine echte Herzensangelegenheit für mich, und ich kann es nicht erwarten, dass die Leute das Feuerwerk hören“, so Mayall.

1963 spielte er im Londoner Marquee Club

Mayall begann seine Karriere zu einer Zeit, als die meisten in Europa das Wort Blues wahrscheinlich nicht einmal als Musikrichtung kannten. 1950 trat John Mayall in Manchester bereits mit einem Trio auf, musste dann drei Jahre Militärdienst in Korea leisten und besuchte nach seiner Rückkehr eine Kunsthochschule, wo er Grafik-Design studierte. Die Musik ließ ihn aber nicht los. Er spielte unter anderem mit dem Bassisten John McVie (später bei Fleetwood Mac) und Alexis Korner, der Mayall überhaupt erst dazu drängte, Musik zu seinem Broterwerb zu machen. 1963 spielte er im Londoner Marquee Club das erste Mal mit seiner Band unter dem Namen Bluesbreakers.

1966 erschien “Blues Breakers with Eric Clapton”, 1967 “Raw Blues” unter anderem mit Otis Spann und Champion Jack Dupree. 1967 rief John Mayall zum musikalischen Kreuzzug auf: „Crusade“ erscheint. Mayall gehörte zu den ersten in England, die nicht nur Bluessongs von anderen aufführten, sondern selbst Stücke in der „schwarzen Musikrichtung“ schrieben. Mit Mayalls musikalischem Kreuzzug „wurde der weiße Blues zur Mode-Musik und seine Interpreten zu Superstars“, schrieb Der Spiegel im Jahr 1970.

In der Hippieszene

Mayall wurde in der Hippieszene eine wichtige musikalische Stimme. Der Mann mit den langen Haaren an der E-Gitarre und der Mundharmonika trat in selbst genähten Lederwesten und Lederhosen auf. Ende der 60er Jahre zog er in eines der Zentren der Hippie-Kultur. Im „Laurel Canyon“ bei Los Angeles lebte er in einem Baumhaus in direkter Nachbarschaft von Neil Young, Frank Zappa, Graham Nash und Joni Mitchell. Dieser Zeit widmete er die wunderbare Platte „Blues from Laurel Canyon“.

„Er spielte Klavier, Orgel und Rhythmusgitarre und hatte die fantastischste Plattensammlung, die ich je gesehen hatte“, schreibt Eric Clapton in seiner Biografie. Clapton stieg 1965 bei den „Bluesbreakers“ ein, als ihm die „Yardbirds“ zu kommerziell wurden. Bei Mayall habe er sich ganz dem Blues widmen können, was ihn maßgeblich geprägt habe. Der wunderbare Autor Barry Miles, der die besten Biografien von Musikern, unter anderem Frank Zappa und Paul McCartney, geschrieben hat, beschreibt Nächte, in denen Mayall Leuten wie Clapton und McCartney aus seiner Sammlung seltener Bluesplatten vorspielte.

Was Art Blakey für den Jazz war, war Mayall für den Blues/Rock. Bei ihm lernten die besten Gitarristen Britanniens: nach Eric Clapton Peter Green (Mick Fleetwood) und Mick Taylor (Rolling Stones).

Mayall blieb dem Blues immer treu. Auch als das Interesse an dieser Musik in den 80er und 90er Jahren nachließ und er sogar ohne Plattenvertrag dastand, ging er unermüdlich auf Tour.