Von Dylan Cem Akalin
2018 hat Joan Baez eigentlich mit ihrer Livekarriere abgeschlossen. Die legendäre Songpoetin und Protestsängerin mit der glockenklaren Stimme hatte im vergangenen Sommer unter anderem am Kölner Dom ihren Abschied von der Bühne gefeiert. Der Bonner Konzertveranstalter Ernst Ludwig Hartz konnte Baez, die im Januar ihren 78. Geburtstag feierte, noch einmal zu einem Auftritt überreden: am 6. Juli 2019 auf der Insel Grafenwerth. Der Vorverkauf beginnt am Samstag um 10 Uhr.
Es waren sensationelle Auftritte der Folksängerin, deren Stimme immer noch von eindringlicher Schönheit ist. Es wurde ihr mit minutenlangen Standing Ovations gedankt. Wegen der großen Nachfrage wurde die Tour kürzlich um ein weiteres Abschiedskonzert in Füssen am 18. Juli ergänzt. Nun erhalten auch die Fans letztmalig die Gelegenheit „Fare thee well“ zu sagen: Auf der Insel Grafenwerth in Bad Honnef, auf der zum ersten Mal überhaupt ein Konzert dieser Art stattfindet, wird die Politaktivistin die Menschen mit ihrer Stimme und ihren Botschaften am 6. Juli sicherlich abermals rühren.
Bürgermeister Otto Neuhoff ist begeistert: „Das Highlight für die Stadt Bad Honnef: Joan Baez wird eines ihrer letzten Konzerte in Deutschland auf der Insel Grafenwerth geben. Die herrliche Naturkulisse des Rheins und des Siebengebirges ist geschaffen für ihre Weltmusik.“
Karten für dasvon DEAG Concerts präsentierte Konzert gibt es ab 23.02.2019, ab 10 Uhr auf www.myticket.de sowie unter der Tickethotline 01806 -777 111 (20ct/Anruf aus dem dt. Festnetz, max. 60ct/Anruf aus dem Mobilfunk) und an den bekannten Vorverkaufsstellen.
Die mittlerweile 78-Jährige „Königin des Folk“, wie Bob Dylan sie nannte, tritt auf ihrer Abschiedstour noch einmal in den schönsten Konzertsälen und auf den stimmungsvollsten Open-Air-Bühnen auf. Dabei hat sie auch Klassiker wie „Diamonds and Rust“, „We shall overcome“, „Here’s to you“ in ihrem Programm.
In Köln sorgte sie für anderthalb Stunden Dauergänsehaut am ganzen Körper und hatte noch für eine Überraschung gesorgt, als sie mit Patti Smith die Bühne betrat. Auf dem Programm standen Songs wie „A Hard Rains A-Gonna Fall“. Baez singt den Dylan-Song wie einen Brief einer Mutter an ihren Sohn. Bob Dylans fast prophetische Ballade voller dystopischer Bilder singt sie mit einer so gefassten, weisen und gleichzeitig zärtlichen Art, dass das kaum jemanden im Publikum kalt lassen konnte.
Ihr Leben lang hat Joan Baez für Frieden und Zusammenhalt plädiert und sich nicht gescheut, die Schauplätze der schlimmsten Kriegshandlungen zu besuchen, um dort Solidarität zu beweisen und mit ihrer Musik Hoffnung und Mut zu spenden. Ob in Hanoi im schweren Bombenhagel eines US-Angriffs 1972 oder in Sarajevo 1993, Joan Baez hat den „Eine-Welt-Gedanken“ gelebt und überall auf der Welt an die Kraft der Menschen und der Musik geglaubt. Gleichzeitig betont sie bis heute, dass Musik allein nichts bewirken kann. Doch wenn Menschen sich zusammenschließen, um gemeinsam gegen das Unrecht zu protestieren, dann kann eine Hymne eine ganz besondere Energie entfalten.
Joan Baez hat diese Hymnen mit ihrer Stimme unsterblich gemacht.2007 würdigte die National Academy of Recording Arts and Sciences ihr musikalisches Wirken und vergab den Lifetime Achievement Grammy Award an sie –der Glanzpunkteiner grandiosen musikalischen Karriere. Gekrönt wurde ihr Lebenswerk schließlich in diesem Jahr mit ihrer Aufnahme in die legendäre Rock & Roll Hall Of Fame.Bis heute hält Baez ihre politischen Ideale hoch und engagiert sich für Frieden, Gleichheit und Menschenrechte. 2015 erhielt sie dafür die höchste Auszeichnung der Menschenrechtsorganisation Amnesty International in Berlin.
In den gut sechs Dekaden als Folksängerin hat Joan Baez alles durchgemacht, was eine Folk- und Protestsängerin erleben kann. Sie war Sprachrohr der Unterdrückten, der Kriegsgegner, der Verlorenen. Ihr unermüdliches Engagement ist so bekannt und glaubhaft wie ihre Songs. Sie marschierte neben Martin Luther King und stand mit Cesar Chavez, dem Gründer der US-amerikanischen Landarbeitergewerkschaft United Farm Workers, auf den Feldern von Kalifornien und kämpfte für die Rechte der mexikanischen Immigranten. Der New York Times sagte sie kürzlich: „Wenn ich auf die Bühne gehe, mache ich keine Geschichte, ich bin Geschichte.“ Wie wahr.