Zwei ungewöhnliche Bands beim Jazzfest Bonn in der Brotfabrik: Neben Jean-Paul Bourelly spielte das Kölner Quartett JO
Von Dylan Cem Akalin
Der Kölner Schlagzeuger Jo Beyer hat in dem nach ihm benannten Quartett JO ein paar seiner Lieblingsmusiker um sich geschart, gemeinsam präsentieren sie rhythmisch vertrackte, oft am Loop-Prinzip von Elektronikmusik orientierte Kompositionen. Das Eröffungsstück indes verunglückt auf ganzer Ebene. Irgendwie finden Jo Beyer, Roman Babik (Klavier), Sven Decker (Tenorsaxofon) und Andreas Wahl (E-Gitarre) nicht zueinander. Im Gegenteil. Bisweilen hat man den Eindruck, da spielt gerade jeder ein anderes Stück. Der Titel lautet bezeichnenderweise „Ach, komm schon!“
Das ändert sich indes von Mal zu Mal. Am Ende bekommt das Quartett großen Applaus. Da hatten sie sich endgültig lockergespielt.
„Zwischen Bier und Poll und 34 Grad im Schatten“
Aber auch „Zwischen Bier und Poll und 34 Grad im Schatten“ finden Klavier und Wahl, diesmal an der Akustikgitarre, nicht zueinander. Chromatische Tonfolgen bevorzugt Wahl bei seiner rhythmischen Unterstützung der Solisten. Saxofonist kann sowohl melodisch, als auch völlig freie, expressive Soli spielen. Babik bleibt häufig eher unauffällig, ist aber einer, der sich und sein Spiel gerne dem Team unterordnet. Er müsste und könnte deutlich mehr Präsenz zeigen.
Eindeutiger Höhepunkt ist eine Komposition, die Beyer im Auftrag des Jazzfest geschrieben hat und den Titel trägt „Hallo, mein Name ist Umberto“. Es ist eine hingebungsvolle Spielerei mit Strukturen, Arpeggien und Rhythmen, wobei er selbst sein ganzes Arsenal an minimalistischen, doch effektiven Percussions nutzt. Das Ganze trägt fast die Handschrift von King Crimson, und spätestens als Andreas Wahl ein hinreißendes Solo mit dem Ebow, einem Zusatzgerät für E-Gitarren, das Saiten elektromagnetisch in Schwingung versetzt und dadurch geradezu endlos verlängert, spielt, könnte man Robert Fripp vor sich sehen. Auch später erklingen bei „Ward Ihr schon mal auf der Bobbahn“ tritt die Band ungewöhnlich rockig auf. Zur Zugabe gibt es mit „Kalk Post Romantik“ eine bezaubernde avantgardistische Ballade mit witzigen Sax-Einlagen. Da hatte die Truppe aber schon längst die Herzen der Zuschauer für sich gewonnen.