Die Eröffnungssequenz ist eine Überraschung. Mariusz Duda beginnt mit einem A cappella-Gesang. Sehr entspannt wirft er die schmerzhafte Frage auf: “What if it’s not meant to be…?” („Was ist, wenn es nicht dazu gedacht ist …?“), eine verlorene Hymne, die ein post-apokalyptisches Thema vorgibt, das sich durch das gesamte Album zieht und offenbar Riversides Bedürfnis widerspiegelt, ihre eigene Apokalypse aufzuarbeiten. Das Werk heißt ja nicht umsonst „Wasteland“. Und die Leere, die Ödnis, wird in den ersten anderthalb Minuten mit einer einzigen Stimme vermittelt, die durch eine eindringliche Geige verstärkt wird, die sich intensiviert, wenn sie in den Crunch von „Acid Rain“ übergeht. Dies ist vielleicht die kraftvollste Eröffnung eines Riverside-Albums und sorgt für echte emotionale Schauder.
Von Dylan Cem Akalin
Nach dem plötzlichen und tragischen Tod des Gitarristen Piotr Grudziński vor zweieinhalb Jahren beschloss die Band, offiziell fortzufahren, ohne einen neuen Gitarristen hinzuzufügen. „Es wäre sehr offensichtlich, wenn wir nur ein weiteres viertes Mitglied der Band eingestellt hätten, und einige Proben und ein weiteres Album machten. Das wollten wir aber nicht „, sagt Bassist, Sänger, Solo-Songwriter und jetzt Rhythmusgitarrist Mariusz Duda. „Ich erinnere mich an den Moment, als wir offiziell ankündigten, dass wir als Trio weitermachen würden. Wir machten ein Fotoshooting an der polnischen Küste. Ich sagte zu den Jungs: Lass uns daran denken, dass dies nur der Anfang ist. Viele unserer Fans können sich ein Album ohne Grudziński nicht vorstellen, und für einige von ihnen hörte die Band auf zu existieren Er ist tot. Wir müssen beweisen, dass wir überleben können, nicht nur indem wir Konzerte spielen, sondern vor allem, indem wir ein neues Album aufnehmen.“
Riversides Heilungsprozess
Es ist wohl auch ein Teil von Riversides Heilungsprozess, ihren Freund und Bandkollegen nicht zu ersetzen. Dennoch wird der Übergang von einem Quartett zu einem Trio unweigerlich Auswirkungen auf den Output der Gruppe als Ganzes haben. Selbst mit Dudas auf etlichen Spuren aufgenommenen Schichten von akustischen und elektrischen Gitarren und Piccolo Bass, und ein paar Gast-Gitarristen für ausgewählte Solo-Spots – die Abwesenheit von Piotrs atmosphärischen Lead-Linien reißt ein klaffendes Loch. Umso größer war die Spannung, wie das neue, das nun siebte Studioalbum ausfallen würde.
Gast-Leadgitarrist Maciej Meller
Aber schon „Acid Rain“ zeigt, dass die Riverside-Fans zufrieden sein können. Es ist eine wunderbare Mischung aus den harten wie den atmosphärischen Seiten der Band, alles zusammengeführt in einen Song, der mit einem ominösen Gitarrenriff und einer Gesangslinie von Duda beginnt, den charakteristischen Keyboards von Michał Łapaj und Piotr Kozieradzkis kraftvollen Drums. Als die scharfe, verzerrte Rhythmusgitarre von Duda einsetzt und Gast-Leadgitarrist Maciej Meller (von der Band Quidam) seine exzellenten Linien drüber jagt, könnte man fast denken, dass Riverside immer noch die gleiche Band wie zuvor ist. „Acid Rain“ schließt mit einer hymnischen, wortlosen Gesangslinie.
Balladen voller Hoffnung und Verzweiflung
„Vale of Tears“ mit dem massiven Drumeinstieg wurde ja bereits vor zwei Monaten als Vorgeschmack auf das neue Album veröffentlicht und wechselt, wie „Acid Rain“, zwischen härterer und weicherer Gangart. Der Song klingt frisch und vertraut. Das größtenteils akustische Stück „River Down Below“ baut auf einer wunderschönen Melodie auf und endet mit einem eindringlichen Gitarrensolo von Maciej Meller. Auch „Guardian Angel“ ist eine schöne akustische Ballade, so voller Hoffnung und Verzweiflung. Der Hörer ahnt, dass er Ausdruck der Trauer ist. Mariusz‘ Stimme klingt hier tief und sonor, seine akustische Gitarrenarbeit ist sehr rhythmisch, bleibt aber subtil – im Gegensatz zu Mellers fast schon tränenreichen Lead-Gitarrenlinien.
„Lament“ ist eine emotionale Achterbahnfahrt, was Dynamik und Ausdruck betrifft – eine Melodie vor einem Massiv aus Sounds und dem expressiven Ausruf: “Father will you take me away and save me from my fate.” Es ist ein sehr melancholisches Lied mit klagender Stimme. Und einem Gitarrensolo, das in seiner Einfachheit täuschend grantig ist.
„The Struggle for Survival“
„The Struggle for Survival“ ist vielleicht der Song, der am meisten an die alte Riverside erinnert, und ist ein neuneinhalbminütiges Instrument, so episch aufgebaut, dass man fast drei Minuten braucht, um in das Hauptthema zu kommen und es dann wirklich mit einem mitreißenden Gitarrensolo von herauszuziehen. Der Song liegt gefühlsmäßig zwischen weitläufigem Arena-Rock und verwirrendem Psychedelic.
Der Titeltrack mit der Banjo-Hauptlinie könnte direkt aus einem guten alten Spaghetti-Western stammen. Schönen Gruß an Ennio Morricone. Das Album schließt mit „The Night Before“. Ein feines Wiegenlied mit einem schönen Thema auf dem Klavier.
“Wasteland” mag vielleicht nicht jeden Riverside-Fan befriedigen, aber mir gefallen gerade diese besonnenen, gedankenvollen Momente auf dem Album, bei dem sich das Trio ganz offensichtlich sehr viele Gedanken gemacht haben. Es ist kein Werk von der Stange und keines, mit dem sich die Musiker leicht gemacht haben. Neben dem musikalischen Ausdruck beeindruckt die Band mit ihrer inhaltlichen Botschaft: Jenseits von Tod und Verlust geht es doch auch darum, die Augen für das zu öffnen, was noch übrig ist, und herauszufinden, wie es weitergehen soll.
Natürlich hat „Wasteland“ insgesamt eine etwas andere musikalische Physiognomie. Aber die Freude am Melodischen und die verschlungenen Arrangements, die zwischen Metalgeist und eben Progrock liegen machen das Album zu einem Hörerlebnis.
RIVERSIDE – “Wasteland 2018 Tour”:
With support by Spiral & Waifad:
12.10.2018 Gdansk (Poland) – B90 / Sold Out!
13.10.2018 Poznan (Poland) – Tama / Sold Out!
14.10.2018 Wroclaw (Poland) – A2
16.10.2018 Katowice (Poland) – Miasto Ogrodów / Sold Out!
17.10.2018 Lódz (Poland) – Magnetofon / Sold Out!
18.10.2018 Torun (Poland) – Od Nowa
20.10.2018 Kraków (Poland) – Studio
21.10.2018 Warszawa (Poland) – Hala Kolo
With support by Mechanism:
30.10.2018 Berlin (Germany) – Kesselhaus
31.10.2018 Schorndorf (Germany) – Manufaktur
03.11.2018 Lisbon (Portugal) – LAV
04.11.2018 Madrid (Spain) – MON LIVE
05.11.2018 Barcelona (Spain) – Salamandra 1
06.11.2018 Lyon (France) – CCO
07.11.2018 Paris (France) – La Machine
09.11.2018 Manchester (UK) – Academy 2
10.11.2018 London (UK) – The Electric Ballroom
11.11.2018 Sint-Niklaas (Belgium) – Casino
12.11.2018 Utrecht (The Netherlands) – TivoliVredenburg
14.11.2018 Hamburg (Germany) – Markthalle
15.11.2018 Oberhausen (Germany) – Turbinenhalle 2
16.11.2018 Pratteln (Switzerland) – Z7
17.11.2018 Neunkirchen (Germany) – Gloomaar Festival
Tickets: https://riversideband.pl/en/gigs