Stone Temple Pilots: Stone Temple Pilots
VÖ: 16. März 2018
Label: Rhino
Wie kann eine Band überleben, wenn es gleich zwei charismatische Sänger verliert. Die Stone Temple Pilots mussten nicht nur den Tod von Scott Weiland verkraften, sondern auch den von Chester Bennington, der auf der 2013er-EP High Rise gesungen hatte. Jetzt kommt die Band aus Südkalifornien mit neuem Sänger und Album raus: Und Jeff Gutt (ex-Dry Cell) passt mit seiner kräftigen, sehr vielseitigen Stimme sehr gut zum STP-Rock.
Von Dylan Cem Akalin
Gründungsmitglied Scott Weiland führte die Gruppe von seiner Gründung im Jahr 1989 bis 2013, als er von Linkin Park-Frontmann Chester Bennington ersetzt wurde. Weiland starb 2015, und Bennington verstarb letzten Sommer. „Wir sind begeistert von dem, was vor uns liegt“, sagte Gitarrist Dean DeLeo in einer früheren Erklärung zum Album. „Der beste Weg für uns, unsere Vergangenheit zu ehren, ist, immer wieder neue Musik zu machen.“
Seine eigene Band, Dry Cell, war der Major-Label-Umbildung zum Opfer gefallen und von Warner Bros. Records aufgegeben, bevor das Debütalbum jemals veröffentlicht wurde. Gutt verließ daraufhin die LA-Rock-Szene und kehrte in seine Heimatstadt Detroit zurück. Dort wurde er zu einem festen Bestandteil auf lokalen Bühnen, wo er Cover-Songs in Bars vortrug. Während er in Clinton Township lebte, sprach er 2012 für die zweite Staffel von Foxs Gesangswettbewerb „The X Factor“ vor – und schaffte es bis ins Finale, wurde Zweitplatzierter.
Mit dem fetzigen Opener ‘Middle Of Nowhere’ auf dem neuen STP-Album beweist Gutt, dass er über eine coole Selbstsicherheit und großes Melodieverständnis verfügt. Tatsächlich klingt Gutt sehr nach Weiland, was er selbst für sehr natürlich hält. „Es gibt nichts vorgefasst, und ich mache das nicht bewusst, wie Scott zu klingen“, sagt Gutt. „Ich versuche, die Musik so gut wie möglich zu fühlen, und wenn es hier und da kleine Andeutungen von Scott gibt, dann sehe ich das als eine gute Sache an.“ Eine Sache, die er nicht tun wird, ist, durch ein Megaphon zu singen, das eines von Weilands Markenzeichen war. „Das ist mir heilig“, sagt Gutt.
Das 12-Track-Album ist eine schöne Sammlung von straighten Hard Rock-Songs, vom bluesigen „Never Enough“ bis zum Arena-Rocker „Meadow“. Die Band hat keine Angst, das Tempo zu drosseln und bietet zwei hervorragende Balladen an: “Thought She’d Be Mine” und “The Art of Letting Go.”
Der vielleicht grunge-igste Song auf dem neuen Album ist „Roll Me Under“, der die Kraft hat, den Zuhörer sofort zum Sound des Rock zu katapultieren, als Helmut Kohl noch Kanzler war. Stone Temple Pilots wurden oft von Kritikern und Fans anderer Bands als bloße Nachahmer von Pearl Jam und Nirvana gewertet. Aber sie erwiesen sich als vielseitig und erforschten immer wieder andere Klanggebiete. So haben Gitarrist Dean DeLeo, sein Bassist-Bruder Robert und Schlagzeuger Eric Kretz dafür gesorgt, dass sie genau da dranbleiben. Es gibt in diesen Tagen eine Menge schlechter 90er Jahre-Recycling-Bands, aber Stone Temple Pilots gehören nicht dazu.