Seit 1999 präsentieren die JazzNights der Karsten Jahnke Konzertdirektion namhafte Künstler des Genres. Der Bogen spannt sich mittlerweile von Charlie Haden über Nils Landgren bis zu Youn Sun Nah und Gregory Porter. Im Herbst dieses Jahres präsentieren sie die derzeit weltweit am meisten beachteten Jazz- Formationen, dem Vijay Iyer Sextet und Nik Bärtsch’s Ronin, besetzt wurden. Und: Dies ist die erste ECM JazzNight der Geschichte. Tickets
Überraschend und vielversprechend ist es, wie kontrastreich die Besetzung ausgefallen ist. Mit dem Vijay Iyer Sextet und Nik Bärtsch’s Ronin dürfen sich Dortmund, Hamburg, Mannheim, München, Frankfurt und Berlin auf ein spannendes Doppel freuen. Beide reklamieren sehr eigenes und verschiedenes Terrain für sich.
Nik Bärtsch wurde in Zürich, Vijay Iyer in New York geboren, das markiert geografisch in etwa den musikalischen Abstand. Doch der Schweizer Nik Bärtsch gestaltet auf seinem jüngsten Album „Awase“ Stücke, die an Urbanität nicht hinter denen seines Kollegen aus der amerikanischen Kultur-Metropole zurückstehen. „Awase“, ein Ausdruck aus der Kampfkunst, bedeutet so viel wie »verschmelzen« oder »harmonisieren«, Energien aufeinander abstimmen – eine treffende Metapher für die aufgeweckte Präzision, die mosaikartigen Grooves und den graziösen Minimalismus von Nik Bärtsch’s Ronin.
Nik Bärtsch’s Ronin – Vom Quintett zum Quertett
Sechs Jahre sind vergangen, seitdem die Schweizer ihr letztes Album veröffentlicht haben. Vom Quintett zum Quartett verkleinert und mit den neuen Bassisten Thomy Jordi erweitert, hat sich die Gruppe in dieser Zeit fast unmerklich gewandelt. Bärtsch selbst spricht von einer neugefundenen Freiheit und Flexibilität im Umgang mit dem Material, von »größerer Transparenz, mehr Interaktion, mehr Freude bei jeder Performance«. Und hält auf „Awase“ mit „Modul 58“ ein Stück bereit, das mit einer fantastischen Bassfigur die ersten vier von schließlich gut 18 Minuten beginnt, sich aus nahezuer Taktlosigkeit in fulminante Rhythmik, in einen wahren Groove befreit und fast wie nebenbei wunderbar gläserne Melodien entwickelt. Bärtschs Piano dient dabei mitunter nur als Rhythmus-Instrument, übernimmt zusehends aber auch die eben nicht vorhandenen Gesangspartien. Zu seinem Ende hin gerät das Stück lustvoll aus dem Ruder. Welch eine Wonne!
Weltweit einfallsreichster Jazzpianist der neuen Generation
Vijay Iyers energiegeladene ECM-Veröffentlichungen haben international viele Auszeichnungen eingefahren. Und doch erreicht der Pianist und Komponist mit „Far From Over“, seinem fünften Album für das Label seit 2014, ein neues Level: Es belegte in den Jazzpolls des Jahres 2017 in Europa wie den USA Spitzenplätze. „Far From Over“ präsentiert sein Sextett aus virtuosen Improvisatoren mit den Bläsern Graham Haynes, Steve Lehman und Mark Shim und einem
Rhythmusgespann aus Bassist Stephan Crump und Tyshawn Sorey.
Diese Musik ist in Bewegung
Vijay Iyer treibt jene künstlerische Entwicklung weiter, die den englischen Guardian dazu brachte, ihn »einen der weltweit einfallsreichsten Jazzpianisten der neuen Generation« zu nennen. Das Magazin New Yorker bezeichnete ihn als »extravagant begabt« und einen »glänzenden Eklektiker«. Dabei nutzt die Gruppe die Fülle der Jazzhistorie, um doch zur gleichen Zeit in die Zukunft zu blicken. Das Spektrum der Musik reicht von aufregend Explosivem bis zu Elegischem, wobei melodiöse Hooks, bezaubernde Atmosphäre, rhythmische Kraft und ein urwüchsiger Spirit zur Faszination des Ganzen beitragen. »Diese Gruppe hat eine Menge Feuer in sich, aber auch Erdiges, denn ihre Klänge, Timbres und Texturen haben eine enorme Tiefe«, sagt Iyer. »Und es gibt auch Luft und Wasser. Diese Musik ist in Bewegung.«
Die ersten ECM JazzNights dürften mit dem Vijay Iyer Sextet und Nik Bärtsch’s Ronin ziemlich genau die Erwartungen an solch spezielle Abende erfüllen. Es wird also dem Connaisseur geboten, wonach es ihm gelüstet, und dem Neuling offeriert, was ihn im Handumdrehen zum Stammgast werden lassen kann. Vijay Iyer und Nik Bärtsch holen die Novizen an jener Stelle ab, bis zu der sie sich bislang getraut haben und rollen ihnen den roten Teppich in neue Klangwelten aus. Wer weiß denn schon, welche
neuen Räume sich der Jazz in den nächsten Jahren noch erobern wird? Mit Bands wie diesen beiden stehen ziemlich viele Tore sperrangelweit offen.
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