China Moses wäre wohl eher etwas für die Harmonie gewesen. Oder zumindest eine Halle, wo die Zuschauer auch hätten tanzen können. Denn die in Paris lebende Sängerin verwandelte mit ihrem feurigen Gesang, ihrer manchmal etwas arg kehligen, doch eindringlich süßlich-rauenStimme den akademischen Saal der Bonner Uni in eine Partymeile – nach dem Auftritt der WDR Big Band mit Mike Mainieri.
Von Dylan Cem Akalin
Die Frau hat eine ungeheurige Bühnenpräsenz, und das bewies die Entertainerin, die mit Glitzerkleid und hohen schwarzen Stiefeln bekleidet mit seinem Selfiestick die Bühne betrat, von Anfang an.
Die 39-jährige Tochter der Jazzdiva Dee Dee Bridgewater und des Film- und Fernsehregisseurs Gilbert Moses („Roots“) wollte wohl ursprünglich mal Rapsängerin werden. Sie hat auch auf vielen Tracks französischer Rap-Bands gesungen, doch dann damit aufgehört, weil es ihr keinen Spaß mehr gemacht habe – „im künstlerischen Sinn“, erzählte sie einmal in einem Interview. Vielleicht scheute sie auch, in die Fußstapfen ihrer Mutter zu treten. „Polierten Jazz“, diesen sauberen Sound heutiger Aufnahmen, möge sie nicht. Sie wolle weg von Vocal-Jazz-Alben, wie sie etwa von Stacey Kent gemacht werde. Das sei ihr zu kühl. Was sie damit meinte, bewies sie mit ihrer Hommage-CD an Dinah Washington. Und wenn sie an diesem Abend auch vor allem Eigenkompositionen ihres aktuellen Albums „Nightintales“ sang, beim letzten Stück bewies sie ihre ganze stimmliche Bandbreite mit „Dinah’s Blues“.
Die Jazz- und Soulsängerin nahm das Publikum mit auf ihre ganz eigene Reise – vom Musical betonten, selbstironischen „Blame Jerry“ über „Disconnected“ mit einem eher rockigen Rhythmus über den Rockabilly „Watch Out“, das Bluesbetonte, laszive Stück „Put it On the Line“, den funkigen Soul „Running“ bis eben „Dinah’s Blues“.
China Moses beeindruckte als vielseitige Künstlerin mit durchdringenden Soul, groovendem R’n’B und launigem Jazz – und einer glühenden Altstimme mit Wiedererkennungswert. Super Stimmung, Konzept aufgegangen!