Das Jazzfest Bonn öffnet sich. Endlich. Zum zehnten Festival kündigt der künstlerische Leiter Peter Materna für 2019 ein Open-Air-Event in der Bonner Innenstadt an, an dem jeder teilnehmen kann. Mehrere Bands werden am 18. Mai 2019 an verschiedenen Plätzen der City spielen. Welche das werden, wollte Materna am Montag noch nicht verraten, aber der Marktplatz sei schon mal fürs Jazzfest Bonn 2019 geblockt, sagte er. Ansonsten? Vom 17. Bis 31. Mai 2019 bietet das Festival, das seit 2010 einmal jährlich in Form von Doppelkonzerten stattfindet, wieder einmal ein erstklassiges Programm – mit einigen überraschenden Newcomern und jede Menge Stars aus der Szene der improvisierten Musik: Joe Lovano, die Yellowjackets, Jean-Paul Bourelly, Miloslav Vitous, Kyle Eastwood, Florian Weber und viele andere.
Von Dylan Cem Akalin
Eröffnet wird das Festival am 17. Mai 2019, um 20 Uhr, vom Lisa Wulff Quartett und Thomas Quasthoff mit seiner Band in der Bonner Oper. Der Ticketverkauf startet am 1. Dezember 2018, am 28. Novemer indes schon online. Insgesamt rechnet Materna mit 7000 Besuchern.
Lisa Wulff und Thomas Quasthoff
Lisa Wulff (28) gehört zu den virtuosen Bassisten in Deutschland, die neue Wege in ihrem Ausdruck suchen. So spielt die Hamburgerin auch gerne mal einen Sopranbass, ein E-Bass mit weitem Klangspektrum, eine Oktav höhergestimmt, um sie fast wie eine Gitarre klingen zu lassen. Zudem doppelt Wulff ihren Sound auch gerne. Über einen Oktaver gespielt, klingt jeder Ton so, als würde er von zwei Bassisten angeschlagen. Mit in ihrer Band spielen außerdem Tenorsaxofonist und Flötist Adrian Hanack, Pianist Martin Terens und Drummer Silvan Strauss, mit denen Wulff im Frühjahr noch ein exzellentes Album auf dem Markt brachte.
Thomas Quasthoff wird wieder begleitet von Dieter Ilg (Bass), Frank Chastenier (Piano) und Wolfgang Haffner (Schlagzeug) und präsentiert neues Material.
Joe Lovano und Eric Schaefer
Joe Lovano gehört zu den wichtigsten Saxofonisten des zeitgenössischen Jazz und ist, wie Materna zugibt, „einer meiner Helden“. Er habe seit Jahren versucht, ihn nach Bonn zu holen, was ihm nun endlich gelungen sei. Lovano kommt am 18. Mai 2019, in die Bundeskunsthalle. Zu seinem Trio gehören Marilyn Crispell (Klavier) und Carmen Castaldi (Drums).
Lovano ist ein Titan unter den Jazzern. Wenn er eines von den vielen Hörnern spielt (es gibt Alben von ihm, auf dem er ein ziemliches Arsenal herausholt, darunter Tenor, Alt, Taragato, Altklarinette und Aulochrom sowie Sopran- und Bassklarinette), kann sein Sound schon mal flattern der Flug eines jungen Vogels, der sich in den Wind schmiegt, oder er bläst, als würden gleich alle Nähte an seinem Instrument platzen. Auf der Bühne ist er eine imposante Erscheinung, aber wenn er sich in einer gefühlvoll lyrischen Improvisation verliert, dann tanzt er leichtfüßig wie Ginger Rogers. Seine festen Wurzeln in der Jazz-Tradition hindern ihn nicht daran, mit robuster Freude die Grenzen zu sprengen. Das wird sicherlich ein großartiges Konzert werden. Ich habe ihn zweimal erlebt, beide Male beim North Sea Jazz Festival: einmal 1991 mit der John Scofield Group und 1992 mit Paul Motian und Bill Frisell. Und er war jedes Mal ein Ereignis.
Das Doppelkonzert in der Bundeskunsthalle wird an diesem Abend eröffnet von Eric Schaefer und seinem Projekt „Kyoto mon Amour“. Der deutsche Schlagzeuger und Komponist Eric Schaefer ist eine herausragende Persönlichkeit der deutschen Jazzszene. In Kyoto Mon Amour sucht er nach einer Verbindung von Jazz und Weltmusik. Der Titel ist unverkennbar vom Film „Hiroshima Mon Amour“ von Alain Resnais inspiriert und abgeleitet. Zum Beispiel ist einer der Tracks auf dem Kyoto Mon Amour in den berühmten Hansa Studios in Berlin eine Wiederholung eines der Stücke auf dem Soundtrack des Films. Das zentrale Thema der Veröffentlichung ist die Faszination von Schaefer für die Musik, Philosophie und Religion des asiatischen Kontinents, insbesondere von Japan. Schaefer ist mehrmals nach Japan gereist, und nun ist diese Faszination dokumentiert. Zusammen mit einer Reihe japanischer Musiker erforscht Schaefer die Wechselwirkung zwischen japanischer und westlicher Musik. In Kyoto Mon Amour geht es darum, all diesen unterschiedlichen Eindrücken und Kontrasten einen Platz zu geben. Als Schaefer Kazutoki Umezu hörte, wurde ihm klar, dass das der Klarinettensound war, nach dem er suchte: weich, flexibel und klar. Naoko Kikuchi fügt mit dem japanischen Koto einen asiatischen Sound hinzu, mit Bassist John Eckhardt hat Schaefer in der Band The Shredz gespielt.
Riccardo Del Fra und Shake Stew
Nach dem Erfolg von „My Chet My Song“ kehrte Bassist Riccardo Del Fra mit seinem aktuellen Album „Moving People“ mit auffallenden und durchdringenden Kompositionen zurück, für die er sich mit Jazzern umgeben hat, die gerne ohne Grenzen leben. Mit diesem Projekt kommt der Italiener am 19. Mai 2019 nach Bonn. Zu diesem Projekt gehören eigentlich der Gitarrist Kurt Rosenwinkel und der energische Drummer Jason Brown. Beide werden in Bonn aber nicht dabei sei. Dafür der feurige deutsche Saxophonist Jan Prax, der ausdrucksstarke und libertäre Trompeter Tomasz Dabrowski aus Polen; der Saxofonist Rémi Fox wird auch nicht nach Bonn kommen, aber Carl-Henri Morisset, ein Pianist seltener Meisterschaft und reich ausgestattetem Erfindergeist. Am Schlagzeug spielt Kuba Gudz.
„Moving People“ ist ein lyrisches Album, tief, kraftvoll und zierlich, von anspruchsvollem Stil, das den Improvisierten einen großen Raum überlässt. Es ist Musik, das klingt wie Wege zu einem besseren Leben, voller Hoffnung und Lebenskraft. Die Musik von Riccardo Del Fra umarmt, streichelt, bewegt sich. Sein Kontrabass singt mit Poesie, umhüllt mit Sinnlichkeit und bringt die Solisten zum Glühen.
Shake Stew ist schon aufgrund der Besetzung mit zwei Bässen und zwei Schlagzeugen sowie drei Bläsern ungewöhnlich. Als ich die live gehört habe, hat es mir die Schuhe ausgezogen“, so Materna.
Shake Stew ist ein Septett, das vom österreichischen Bassisten und Komponisten Lukas Kranzelbinder geleitet wird. Kranzelbinder spielt sowohl akustischen als auch elektrischen Bass, ebenso wie Manuel Mayr. Niki Dolp und Mathias Koch spielen Schlagzeug und Percussion, während auf dem Horn Clemens Salesny (Viola & Tenorsaxophon), Johannes Schleiermacher (Tenorsax) und Mario Rom (Trompete) zu hören sind.
Weniger überraschend dürfte sein, dass die Musik äußerst rhythmisch ist. Elemente von Jazz, Rock, Funk und Afro-Beat vermischen sich mit dem spirituellen Jazz der 1960er Jahre von Ikonen wie John und Alice Coltrane, Pharaoh Sanders und dem futuristischen pan-afrikanischen Weltraumjazz von Sun Ra. Ambitioniert und spannend.
Jo Beyer und Jean-Paul Bourelly
Jo Beyer gehört zu den jungen Drummern, die (noch) keine große breite Popularität haben, aber von vielen Musikern enthusiastisch gefeiert werden. Am 21. Mai 2019 spielt er mit seinem Quartett in der Brotfabrik. Vor anderthalb Jahren brachte er ein Album mit dieser Formation mit dem schlichten Titel „Jo“ raus. Jo Beyer sagt von dieser CD, dass er Lieblingsmusik mit Lieblingsmusiker komponieren wollte. Der Mann spielt noch in einem guten Duzend weiterer Bands, gewann mehrere Jazzpreise, darunter den Europäischen Burghauser Jazzpreis. In Bonn spielt er mit Saxophonist Sven Decker, Pianist Roman Babik und Gitarrist Andreas Wahl. Die Titel tragen so witzige Namen wie „Die Bottroper Inderin“, „Agentenenten rennen ein Agentenentenrennen“ oder „Ein Mondchichi geht nie zum Frisör“. Die Stücke sind teilweise rockig mit ruhigen mit Pianoeinlagen und Unterbrechungen und jeder Menge Improvisationen, sie sind geprägt von Es gibt ein wunderschön emotionalem Saxophon, cleverer Percussion und ein hintersinnigem Klavierspiel.
Der 1960 in Chicago geborene Gitarrist Jean-Paul Bourelly kommt mit seinem Trio und einem kompletten Jimi Hendrix-Abend. Hendrix‘ Musik hat den Gitarristen stark geprägt. Schon vor 20 Jahren widmete er ihm ein Album mit dem Titel „Tribute to Jimi“. Bourelly betrachtet Hendrix eher durch die Jazz- und Rhythm’n’Blues-Brille als durchs Rock und Blues-Prisma. Bourelly selbst sagte einmal, der Hendrix / Miles Davis-Vergleich sei passender als Hendrix/Clapton. Das Trio nimmt Melodien und Rhythmen von Klassikern wie „Purple Haze“ und „Machine Gun“ auf und bearbeitet sie „through a range from acid to ambient“, wie Bourelly sagt. Dabei entwickelt die Band ständig neue Reflektionen über ihre eigenen musikalischen Reinterpretationen. Mit Will Calhoun konnte Jean-Paul Bourelly einen Schlagzeuger für dieses Projekt gewinnen, der auch bei den ungemein energiegeladenen Living Colour für packende Grooves sorgt. Darryl Jones gehört als Bassist schon so lange zum festen Stamm der Rolling Stones, dass er eigentlich schon ein Stones genannt werden könnte. Außerdem kennt man ihn ja von den Dead Daisies. Das Konzert wird sicherlich schnell ausverkauft werden.
Tobias Hoffmann und Lucia Cadotsch
Für Materna ist der Kölner Tobias Hoffmann „einer der interessantesten Gitarristen Deutschlands“ in der Tradition von Bill Frisell und Eric Clapton und „so malerisch wir Filmmusik“. Er kommt mit seinem Trio am 22. Mai 2019 in die Brotfabrik.
Jazzstandards sehr reduziert und melancholisch interpretiert von einer klaren Stimme, darunter ein verträumter Bass von Petter Eldh und darüber die wilden und freien Saxofonausbrüche von Otis Sandsjö. Das ist das Projekt „Speak Low“ der Schweizerin Lucia Cadotsch.
Of Cabbages And Kings und Miroslav Vitouš & Emil Viklick
Am 23. Mai 2019 erwartet die Jazzfans im Volksbankhaus ein besonderes Doppelkonzert: Miroslav Vitouš galt spätestens seit seiner Mitbegründung von Weather Report zu den Halbgöttern des Fusion. Er erhielt seinen Grammy Award für seine Zusammenarbeit mit Chick Corea. Vitouš Platten spielte unter anderem mit Jan Garbarek, John McLaughlin, Jack DeJohnette, Larry Coryell, Jan Hammer, Freddie Hubbard, Miles Davis und Michel Petrucciani.
Emil Viklicky ist ein in der Schweiz lebender tschechischer Jazzpianist und Komponist. Seit 1994 arbeitet er mit dem Ensemble Ad lib Moravia zusammen, dessen Auftritte Elemente der mährischen Volksmusik, des modernen Jazz und der zeitgenössischen ernsten Musik vereinen. Emil ist bekannt für seine einzigartige Synthese des Melodizismus und der Tonalitäten des mährischen Volksliedes mit modernem Jazz. Der englische Kritiker Euan Dixon schrieb 2005: „Emil Viklicky ist einer der europäischen Jazzpianisten, der Elemente seiner indigenen Volkskultur erfolgreich in den Jazz integriert hat.“ Daneben komponiert er jedoch „geradlinigen“ modernen Jazz sowie Kammer- und Orchesterwerke, die bestimmte Elemente der Neuen Musik verwenden.
Manu Katché und Jazzrausch Bigband.
Der begnadete Drummer Manu Katché stand mit Weltstars aus Pop und Jazz auf der Bühne, mit seiner Band zeigt er einen eindrucksvollen Querschnitt seiner Kompositionen. Sein Spielstil, der auf einzigartige Weise Eleganz und Kraft verbindet, macht den Schlagzeuger, Komponisten, Soundkünstler und Bandleader zu einer Ausnahmeerscheinung in der Musikwelt. Viele internationale Größen wie Peter Gabriel und Sting schwören im Studio und ihren Live-Bands auf seine Künste. Mit The Scope wechselt der Schlagzeuger/Komponist zu Electro-Soul. Der Wunsch, sich radikal zu verändern und alle seine Soul- und Pop-Einflüsse in dieses neue Projekt zu packen, führten zu The Scope: mit Jerome Regard am Bass, Jim Grandcamp an der Gitarre und Elvin Galland an den Keyboards. Nach dem Beethovenfest vor einigen Jahren, jetzt also zum zweiten Mal in Bonn.
Jazzrausch Bigband ist die Hausband eines Münchner Technoclubs und wohl äußerst schwierig zu buchen, so Materna. Die gut zwanzigköpfige Big Band aus München, die seit 2014 Jazz, Rock und Worldmusic zu einem eigenen Sound vermischt, wurde von dem Posaunisten Roman Sladek mit weiteren Studenten der Hochschule für Musik und Theater München gegründet. Party ist bei diesem Programm wohl programmiert. Wie das am 24. Mai 2019 in der Bonner Oper funktionieren soll, bleibt abzuwarten.
Florian Weber, WDR Big Band feat. Knower und Tower of Power
Leider auch bestuhlt, das Triple-Konzert am 25. Mai 2019 im Telekom-Forum. Bei Florian Webers Quartett mag das noch durchaus hinhauen, aber bei den beiden folgenden Bands?
Ungemein spannend dürfte das Zusammentreffen der WDR Big Band mit Knower werden. Knower ist ein amerikanisches Indie-Duo, das mit Online-Veröffentlichungen ziemlichen Erfolg hatte und aus Louis Cole (Drums und Gitarre) sowie Genevieve Artadi (Gesang) besteht. Die Musik ist ziemlich abgefahren und liegt zwischen James Brown, Disco, Dubstep und Neo-Soul-Pop. Wahnsinnig aufregend, modern und eigensinnig. Bob Mintzer ist sicher der richtige Mann, um die Stücke für die Kollaboration mit der Big Band zu arrangieren. Ich erwarte Großes!
Tower of Power muss man eigentlich nicht mehr vorstellen. Die Anfänge der US-amerikanische Funk-/Soul-Band aus Oakland, Kalifornien, reichen zurück bis ins Jahr 1968. Und vier der Gründungsmitglieder, Emilio Castillo, Dave Girabaldi, Stephen Kupka und Francis Prestia, sind immer noch dabei. Und die Band ist bekannt für ihren Funky Power-Soul.
Julia Hülsmann und Yellowjackets
Die Bonner Pianistin Julia Hülsmann kommt diesmal mit einem aufwendigen Oktett nach Bonn. Sie spielen am 26. Mai 2019 zusammen mit den Fusion-Pionieren Yellowjackets in der Aula der Universität Bonn.
Julia Hülsmann versammelt die ECHO Jazz Gewinnerinnen Eva Kruse (Bass) und Eva Klesse (Drums) sowie Heloise Lefebvre (Violine) und Susanne Paul (Cello) um sich und formt ein mit den drei Sängern Live Maria Roggen, Aline Frazao und Michael Schiefel besetztes Konzertprojekt. Im Mai 2015 feierte das Oktett seine Premiere im Rahmen des Women in Jazz Festivals in der ausverkauften Oper in Halle.
Julia Hülsmanns Affinität zum Gesang und zur Sprache ist das Zentrum dieses Programms. Inspiriert durch ihre intensive Arbeit mit sehr unterschiedlichen Vokalisten kam sie auf die Idee drei Sänger aus unterschiedlichen Herkunftsländern aufeinander treffen zu lassen. In Anlehnung daran titelte bereits die Süddeutsche Zeitung: „Julia Hülsmann ist der Feingeist unter den deutschen Jazzpianisten. Sie entfesselt einen melodiebetonten Fluss, was eine Nähe zu Lyrik und Gesang vorzeichnet.“
Seit mehr als 35 Jahren gelten die Yellowjackets als Inbegriff der amerikanischen Fusionmusik und gehören nach wie vor zu den besten Bands im Jazz und Fusion. Die beiden vielbeschäftigten Gründungsmitglieder Russell Ferrante (Keyboards) und William Kennedy (Drums) sind nach wie vor mit immer neuen Ideen und voller Spielfreude dabei und haben den lockeren, funkig-swingenden Sound der Band weiter perfektioniert. Mal wurden Weltmusikelemente aufgenommen, dann wieder rockig gespielt, und zeitweilig wurde dem akustischen Jazz mehr Raum gegeben. Nach über 20 Alben ist damit keineswegs Routine eingekehrt. Vor allem seit Bob Mintzer 1990 zu der Band stieß, ist sie zu einer musikalischen Einheit gewachsen. Die Kompositionen stammen hauptsächlich vom Keyboarder Ferrante. Mit facettenreichen Arrangements und einer bewährten Mischung aus Jazz, Funk, Rock und Latin-Elementen begeistern die Yellowjackets seit Jahrzehnten als echte Liveband, die auf der Bühne ihr ganzes Potential abruft. Am Bass: Dane Alderson.
Kyle Eastwood und Roberto Di Gioia
Roberto Di Gioia und Christian von Kaphengst gehörten lange zu Doldingers Passport. Am 28. Mai 2019 spielen sie mit ihrer Band Web Web im Post Tower. Mit dabei: Saxofonist Tony Lakatos, Drummer Peter Gall und als Special Guest Sängerin Joy Denalane.
Er sieht seinem Vater ziemlich ähnlich und hat von ihm sicher auch die Liebe zum Jazz: Kyle Eastwood. Der Bassist kommt mit seiner Straight ahead-Formation.
Helge Lien & Knut Hem und Jason Moran
Zwei interessante Treffen präsentiert das Jazzfest Bonn am 30. Mai 2019 im Beethoven-Haus.
Helge Lien (Klavier) und Knut Hem (Gitarre, Dobro) präsentieren eine einzigartige Mischung aus Jazz und Bluegrass und zeigen dabei die verblüffenden Ähnlichkeiten zwischen zwei widersprüchlichen Welten auf: Der stillen Melancholie der Fjorde und der endlosen Einsamkeit der Canyons; der klirrenden Kälte des norwegischen Hinterlandes und der glühenden Freiheit der amerikanischen Highways. Eine maßgebliche Rolle für diesen Sound spielt Knut Hems Weissenborn, eine in den 30er Jahren entwickelte LapsteelGuitar, deren hohler Hals ihr einen unvergleichlich brillanten Resonanzkörper verleiht. Doch sind gerade die Passagen, in denen Lien’s Klavier kurzzeitig die Führung übernimmt, in denen „Hummingbird“ wahrhaft abhebt.
Jason Moran ist ein Alleskönner, einer, der die gesamte Musikgeschichte kennt, der die Jazzpianisten studiert hat – aber das Abenteuer liebt. Jason Moran begann 1997 mit dem Saxophonisten Greg Osby zu touren und aufzunehmen. Später unterschrieb er bei Blue Note und veröffentlichte eine beeindruckende Reihe von Alben: Soundtrack To Human Emotion (1999), Facing Left (2000), Black Stars (2001), Modernistic (2002) und Same Mother (2005). Diese etablierten sein Trio – mit Schlagzeuger Nasheet Waits und Bassist Tarus Mateen – als eines der mutigsten und einfallsreichsten Improvisationsensembles der Szene. Neben Originalkompositionen spielten sie auch Stücke von Duke Ellington, Jaki Byard, Sam Rivers, Bjork und Afrika Bambaataa. Interessant ist das 2006 erschienene Album „Artist in Residence“, das eine Reihe von Aufträgen versammelt, die bereits ein fester Bestandteil seines künstlerischen Profils sind, und beinhaltete Musik, die von seinen Begegnungen mit den Konzeptualisten Adrian Piper und Joan Jonas abgeleitet wurde. Jetzt also Solo. Schauen wir mal, was von seinem Helden Thelonious Monk durchscheinen wird.
Mezzoforte und Monika Roscher
Das Schlusskonzert am 31. Mai 2019 im Telekom Forum bestreiten wieder zwei interessante Big Bands, die isländische Antwort auf die Yellowjackets Mezzoforte und das ungewöhnliche Projekt von Gitarristin Monika Roscher.
Der Erfolg kam damals total überraschend. Als 1983 der Song „Garden Party“ um die Welt ging, waren die vier isländischen Jungs gerade volljährig geworden. Seither gilt Mezzoforte als eine der wichtigsten Fusionbands Europas. Letztes Jahr feierte die Band ihr 40-jähriges Bestehen und ist nach wie vor sehr aktiv. 1996 erweiterten die drei Gründungsmitglieder Eythor Gunnarsson, Johann Asmundsson und Gulli Briem die Band um den Saxofonisten Oskar Gudjonsson, 2006 um den Gitarristen Bruno Müller, der mittlerweile wieder ersetzt wurde durch Fridrik Karlsson und den Trompeter Sebastian Studnitzky, dessen Rolle mittlerweile Ari Bragi Karaso übernommen hat, was dem Sound der Gruppe eine neue Farbe hinzufügt. Diese Mischung aus Bandhistorie und frischem Blut schafft Spannungsfelder und neue Energien dieses durch unzählige Club- und Festivalauftritte zwischen Oslo und Tokio, Kapstadt und Moskau zusammengewachsenen Kollektivs.
Sie selbst bezeichnet ihre Musik als „ irrwitzigen Stilmix aus Indie, Jazz, Punk, Rock und Pop-Psychedelia“. Die Geburtsstunde der Monika Roscher Big Band schlug während eines Studienseminars an der Musikhochschule München. Eine Eigenkomposition für Big-Band-Besetzung trug der 1984 geborenen Jazz-Gitarristin so viel Lob ein, dass sie sich entschloss, diesen Weg weiter zu verfolgen. Gemeinsam mit Freunden und Mitstudenten, die auch heute den festen Kern der Besetzung bilden, bestritt die Band im Sommer 2010 im Rahmen von Monikas Diplomabschlusskonzert ihren ersten gefeierten öffentlichen Auftritt. Kein halbes Jahr später erhielt die Band ein Stipendium der Stadt München, womit sie sich an die Produktion ihres ersten Albums machen konnte. Das Jazzmagazin Downbeat listete Roscher außerdem als Risig Star unter den Jazzgitarristen auf.