Jacob Karlzon lässt auf seinem neuen Album Open Waters jedes Spiel mit bekannten Tonfolgen aus Rock und Pop und aus und konzentriert sich ausschließlich auf seine innere Intuition und sein kompositorisches Talent. Und das ist gut so. „Open Water“ ist eine Reise aufs offene Meer der Gefühlswelten. Großartig. Der schwedische Pianist geht jetzt auf Tour.
Von Dylan Cem Akalin
Jacob Karlzon gehört zweifellos zur Riege der führenden Jazzpianisten in Europa. Bekannt wurde er vor allem aufgrund seiner leichten und geschmackvollen Spielart, die zwischen der Offenheit, Neugierde und Energie des Jazz und der musikalischen Kraft und Zugänglichkeit des Pops liegt und was er gut zu verbinden weiß. Auf seinem Album Open Waters, dem eine lange Reflexion vorausging und er mit Morten Ramsbøl am Bass und Rasmus Kihlberg am Schlagzeug aufgenommen hat, macht er Musik fürs Kopfkino.
„Note to Self“ fasst seine gesamte Arbeitsweise intuitiv zusammen, indem er einfach die Dinge geschehen lässt. Der Song sei genau das: Eine Notiz, in zwanzig Minuten geschrieben, ein Blick ins eigene Unterbewusstsein, auf die Melodie, die gerade jetzt in diesem Moment am Steinway seine Gedanken und Gefühle antreibt. „Und am Ende fragte ich mich: Wo kam das denn her?“, schwärmt Karlzon.
Stilistisch und musikalisch ist Jacob Karlzon ein geübter Reisender. Er kommt aus einem klassischen Umfeld, hat sich aber die Bühne mit den großen Namen des Jazz wie Kenny Wheeler, Norma Winstone, Billy Cobham und anderen geteilt. Mit seinem Album „More“ (2012) ging er auf einen Plünderungsstreifzug durch die Heavy-Metal-Welt und auf „Now“ ließ er elektronische Instrumente den Puls der Musik schlagen. Kein Wunder, dass er sich selbst also als alternativen Musiker bezeichnet.
Neblige See der Schöpferkraft
Man hört es dem Album an, dass da einer am Werk ist, der die Wirkungen besonderer Instrumentierungen aus anderen Genres kennt. Schon der Opener, der gleichzeitig Titeltrack ist, beginnt mit eindrucksvollen sanften Anschlägen. Man hat fast den Eindruck, Karlzon versucht die Wasseroberfläche der ruhigen See nicht zu stören, so schonend bewegt er die Finger über den Tasten, um ganz sachte eine Melodie aus der Tiefe zu ziehen. Die Drums zischeln wie Kies auf dem Grund des Meeres. „Ich will die Zuhörer tatsächlich emotional aufs offene Meer ziehen, in diese Situation bringen, in der man sich entscheiden muss, in welche Richtung man schwimmen will“, erklärt Karlzon.
„Secret Rooms“ indes hat die Kraft des frühen Pat Metheny/Lyle Mays-Duos mit effektvollem Basseinsatz. „Motion Picture“ hat des Antrieb des Fusion, doch „Slave to Grace“ verliert sich etwas im hämmernden Rhythmus und der etwas eingängigen Akkordfolgen. „Ever Changing“ dagegen zieht den Hörer wieder hinaus in die neblige See der musikalischen Schöpferkraft. „Look What You Made Me Do“ klingt stark nach e.s.t., „How It Ends“ ist einfach ein unerhört schönes Stück Zusammenspiel mit sehr einfühlsamen Momenten, und „Panorama“ federleichtes Pianospiel als Beispiel einer großartigen schwedischen Jazztradition.
Auf Tour
Jacob Karlzon ist auf Deutschland-Tour. Den Auftakt macht er mit einem „extended“-Konzert des Jazzfest Bonn am Samstag, 14.9., ab 20.30 Uhr im Haus der Geschichte in Bonn. Vor drei Jahren war er das letzte Mal in Bonn. Außerdem an diesem Abend dabei: Schweizer Ausnahme-Vokalist Andreas Schaerer mit seinem langjährigen Kollegen Luciano Biondini (Akkordeon).
Weitere Tourdaten
15. September 2019 Dresden Tonne
17. September 2019 München Unterfahrt
18. September 2019 Freiburg Jazzhaus
19. September 2019 Karlsruhe Tempel
20. September 2019 Stuttgart Bix
21. September 2019 Minden Jazz Club
22. September 2019 Berlin A-Trane
24. September 2019 Hamburg Fabrik
25. September 2019 Hannover JazzClub
26. September 2019 Frankfurt Brotfabrik
27. September 2019 Kassel Theaterstübchen