Ipach Maibaum auf der Suche nach dem inneren Kompass – „Finding Places“ überzeugt mit Wärme und handgemachter Tiefe

Mit „Finding Places“ gelingt Ipach Maibaum ein bemerkenswert reifes Album

Mit „Finding Places“ gelingt Ipach Maibaum ein bemerkenswert reifes Album zwischen Singer/Songwriter, Folk und Westcoast-Rock. Es erzählt von Aufbruch, Sehnsucht und dem Finden jener Orte, die mehr im Herzen als auf der Landkarte liegen. Ein Werk voller Atmosphäre, Wärme und musikalischer Handwerkskunst.

Von Dylan Akalin

Schade, dass es kaum noch Plattenläden wie Mr. Music von Bernie Gelhausen in Bonn gibt, wo regionale Künstler/Bands ihre Platten und CDs verkaufen konnten und die man auch im Laden hören konnte. Da hätte das Album „Finding Places“ von Frank Ipach und Rolf Maibaum sicherlich seine Fans/Abnehmer gehabt. 

Die beiden Duisburger haben nämlich ein Album vorgelegt, das Liebhaber von guter handgemachter Musik mit Wurzeln in den 70er und 80er Jahren ansprechen dürfte. Die Songs klingen gleichermaßen nach Aufbruch und Ankommen klingt – nach der Suche nach inneren und äußeren Orten, an denen man sich wiederfindet. Schon der Titel deutet an, dass es hier nicht um schnelle musikalische Effekte geht, sondern um eine Reise: eine Sammlung von Momenten, die zwischen Melancholie, Nachdenklichkeit und sonnendurchfluteter Gelassenheit changieren.

Zwischen Tom Petty und Stephen Stills

Musikalisch bewegt sich das Duo souverän zwischen melodischem Rock, Singer/Songwriter-Pop und dezenten Country- oder Westcoast-Anklängen. Da winken Tom Petty, Gino Vanelli, America, Poco und Stephen Stills von Weitem zu. Akustische Gitarren bilden meist das Rückgrat, darüber schimmern warme E-Gitarren, Mandolinen, Fiddle oder gelegentlich ein Banjo. Diese Vielschichtigkeit sorgt dafür, dass das Album nie eintönig wirkt – jeder Song öffnet ein eigenes kleines Fenster, in dem andere Farben dominieren.

Opener „Falling Through“ 

Schon der Opener „Falling Through“ setzt gleich mit tollem Sound und akustischen Gitarren im Intro einen Ton der Sehnsucht, getragen von einem feinen Gitarrenspiel und einem Gesang, der unaufgeregt, aber ausdrucksstark wirkt. „Cedar Lake“ atmet eine weite, amerikanische Landschaft, während „Finding Places“ – der Titelsong – mit leichtfüßigem Folk-Gestus und feinen Instrumentalnuancen zu den Highlights zählt.

Was Ipach Maibaum auszeichnet, ist das Gefühl für Melodie und Stimmung – und die Lust am Musizieren. Die Songs sind eingängig, ohne je ins Belanglose abzugleiten. Man spürt, dass hier zwei Musiker am Werk sind, die das Handwerk verstehen, aber auch die Zwischentöne suchen – jene kleinen Verschiebungen im Arrangement, die aus einem netten Lied ein gutes machen. Selbst in ruhigeren Momenten bleibt die Musik lebendig, etwa im nachdenklichen „Grandpa’s Advice“ oder im sparsamen „Sally Reed“, das fast folkblueshaft anmutet und mit seiner Reduktion besonders eindringlich wirkt. Der Song beginnt eigentlich wie eine Highway-Ballade, dann überrascht uns der Text, in dem es doch nur um die heiße Nachbarin geht, die gerade unten duscht…

„Ghost Of The Highway“

Den America-inspirierten Highway-Song bekommt man dann mit „Ghost Of The Highway“, der dann aber leider etwas spannungslos dahingleitet. „Used To Bad News“ schlägt dann zwar andere Töne an, bleibt aber etwas an einer Pop-Oberfläche, dabei könnte das eine ziemlich gute Country-Nummer sein. Hier und da wünschte ich mir etwas mehr Mut zur Rauheit, zu überraschenden Momenten, die gegen Ende des Albums immer offenbarer werden.

Dennoch bleibt der Gesamteindruck ausgesprochen positiv. „Finding Places“ ist ein warmes, ehrlich klingendes Album, das keine Trends bedienen will, sondern sich ganz auf das konzentriert, was zeitlos bleibt: gutes Songwriting, Gefühl und musikalische Handwerkskunst. Ipach Maibaum zeigen hier ein bemerkenswertes Gespür für Atmosphäre – für die Suche nach Orten, die vielleicht gar nicht geografisch, sondern emotional gemeint sind.

Ein reifes, fein gearbeitetes Werk zweier Musiker, die wissen, was sie tun – und die dabei genug Seele zeigen, um ihre Songs leuchten zu lassen. „Finding Places“ ist kein Album, das laut schreit, sondern eines, das von Herzen kommt.

Das Album ist erschienen im Eigenbetrieb. Bestellungen über findingplaces@vodafonemail.de