Mit Pontus Snibb, dem Kof der schwedischen Rockband Bonafide, die am 26.11.2013 in der Bonner Harmonie auftreten werden, sprach Cem Akalin.
Wissen Sie, wie ich an meine erste Bonafide-CD kam?
Pontus Snibb: Wie?
Meine jüngste Tochter wollte mir eine CD zum Geburtstag schenken, ging in einen Plattenladen und sagte: Mein Vater steht auf Rockmusik und steht auf Bands wie AC/DC, Steamhammer, Black Crowes, Led Zeppelin … Können Sie mir etwas empfehlen? Der Mann griff ins Regal – und es war Eurer Debütalbum
Snibb: Das ist cool. Ich wette, das war Mr. Music Bernd Gelhausen in Bonn. (lacht)
Ich war ja ziemlich überrascht, von vier Jungs aus Schweden so einen geerdeten Rock zu hören. Wie kommt’s?
Snibb: Ich bin schon mein ganzes Leben Musiker, Rock ‘n’ Roll-Stücke zu spielen und zu schreiben ist für mich völlig natürlich. Den anderen Typen der Band geht’s genauso. Was sich so leicht anhört, ist Teil der Routine… Wir sind ja keine 20 mehr, es fühlt sich eher so an, als würden wir schon seit 20 Jahren Musik machen. (lacht)
Es gibt ja eine ganze Reihe von wirklich guten Rockbands, die aus Schweden kommen: Opeth, Mando Diao, Graveyard … Die Liste ist lang. Haben Sie eine Erklärung dafür?
Snibb: Ein Grund ist sicherlich, dass wir in Schweden Musikschulen haben, die für jedermann offen und kostenfrei sind. Dort kannst du Gitarre lernen, Schlagzeug, welches Instrument auch immer. Diese kostenfreien Musikschulen gibt es in jeder größeren Stadt. Jeder Musiker, den ich kenne, hat dort gelernt und über diese Schulen seine erste Band gegründet. Das ist schon ziemlich speziell, weil du dort alles mal antesten kannst, ohne deine Eltern zu nerven, dir ein Schlagzeug zu kaufen oder so. Also: Wer will, kann bei uns jedes Instrument lernen…
Wenn man das Booklet der neuen CD „Bombo“ aufschlägt, trifft man auf ein Foto, das Sie mit einer Gibson-Gitarre SG zeigt, der Hauptgittare von AC/DC-Mann Angus Young, Mikael Fässberg dagegen mit einer Les Paul, Jimmy Pages Lieblingsgitarre. Ist das das Geheimnis Eures Sounds? Die Fusion von unterschiedlichen Klangfarben des Rock?
Snibb: Nun, bei Bonafide benutze ich tatsächlich nur die SG, weil die tatsächlich besser zu meinen Riffs passt. Fässberg spielt manchmal eine LP Junior, auf zwei Songs spiele ich eine Fender Strat, weil die besser zu den Stücken klingt. Wir sind eigentlich nicht so sehr darauf fixiert. Das eigentliche Geheimnis ist eigentlich, die Spieltechnik der beiden Gitarren, also die zwei besten Noten eines Riffs zusammen zu spielen und sie zum Grooven zu bringen, so wie es beim Zusammenspiel von Schlagzeug und Bass sein sollte.
Ihr Gesangsstil erinnert mich an den Rock der 1970er Jahre. Rau, tough, aber durchaus in der Lage, sie zur jeweiligen Stimmung zu modellieren. Gibt es Vorbilder?
Snibb: Ja, eine ganze Menge. Wenn’s ums Rocken geht, dann sind das Bon Scott, Paul Rogers, Steve Mariott, Robert Plant, aber ich verehre auch B.B. King, Freddie King, Otis Redding, Aretha Franklin, Sinatra, Paul McCartney& John Lennon… Ich könnte die Liste immer weiter führen.
Wie entstehen die Songs? Sie entstammen ja hauptsächlich aus Ihrer Feder, richtig? Sind die anderen Bandmitglieder in den kreativen Prozess involviert?
Snibb: Yeah, Ich schreibe alles für die Band und nutze in der Regel komplette Demos und habe sehr klare Vorstellungen dessen, was ich von einem Song erwarte. Das ist für mich kein Problem, weil cih mal als Drummer angefangen habe. Wenn wir dann als Band proben, dann bringt jeder seine persönliche Note in das Stück. Aber mir geht es schon drum, das zu bekommen, was das beste für den Song ist.
Letztes Jahr haben Sie Ihr Trio-Project Loud Feathers umgesetzt. Wo ist die Grenze für Bonafide? Im Prinzip sind doch beide Bands Ihre Solo-Projekte?
Snibb: Bonafide ist meine Hauptband, und Pontus Snibb 3 ist ein Nebending. Mein nächstes Projekt wird übrigens mein erstes echtes Blues-Album. Übrigens mit meinem Dad am Schlagzeug. Wissen Sie, dass ich mit ihm schon mehr als 2000 Shows gespielt habe, seit ich 17 Jahre alt bin? Ich freue mich wirklich richtig drauf. Dennoch: Bonafide ist meine Hauptband und wird es immer bleiben.
Das erste Album mit Bonafide erscheint mir rauer, direkter als das neue. „Bombo“ scheint mir geschliffener pruduziert zu sein. Welche Idee steckt dahinter?
Snibb: Ich, als Produzent, wollteeinen dichteren Sound auf„Bombo“, mit richtigtrockenemGesang undnicht zu vielRaumklang, einen Tick härter.Ich sangdie meisten Vocalsmit einemSM57, ein Mikrofon, das eigentlichvor allemfür Live-Showsverwendet wird. Ich wollte dieses „echte“ Gefühl auf dem Album bekommen. Wirsind sehr zufrieden mitdem Ergebnis. Wir haben es im Studio von unserem BassistenMartinEkelundsaufgenommen.
Sie scheinen ja ein riesiger Kinofreak zu sein und ein echter Fan der Filme von Quentin Tarantino und Robert Rodriguez. Habe ich Recht? Das neue Album schein mir wie eine Hommage an diese Filmemacher…
Snibb: Ja, ich liebe diese Typen, und natürlich Clint Eastwood, dem ja sogar ein ganzer Song gewidmet ist: „Bad As Clint“. Kinothemen eignen sich großartig dafür, musikalisch umgesetzt zu werden.
Ja, das Cover ist ja schon an alte Filmplakate angelehnt. Was ikst das für ein Motiv?
Snibb: Das war eigentlich die Idee unseres großartigen Artdesigners Björn. Wir wollten ja nur diesen Lucha Libre Wrestler auf dem Bild. Er ist mittlerweile sowas wie ein Maskottchen geworden. Wir nennen ihn Ramon Hamon. (lacht)
Vor ein paar Tagen hat Mikael Fässberg erklärt, er steige bei Bonafide aus. Ein harter Schlag. Wieso?
Snibb: Stimmt, das ist echt traurig. Er ist von Anfang an dabei. Er hat zwei Kinder und will nicht mehr so lange auf Tour gehen und von ihnen weg sein. Wir respektieren seine Entscheidung und werden immer beste Freunde bleiben.
Ist er denn noch in Bonn dabei? Wer wird ihn ersetzen?
Snibb: Natürlich ist er in Bonn noch dabei. Er bleibt bis zum Jahresende. Wir haben ein paar tolle Optionen, aber wir wollen keine vorschnelle Entscheidung treffen. Ich freu mich jedenfalls erst mal auf Bonn. Wir werden in Flammen stehen! Ich kann es kaum erwarten, wieder in der Harmonie zu spielen.