Interpol macht auf der Tour nur eine Station in Deutschland – in München

Interpol live in der Muffathalle in München. FOTO: Christian Hartmann

Interpol gibt sein einziges Deutschlandkonzert in der Muffathalle in München, das selbstredend ausverkauft und einfach großartig war.

Von Christian Hartmann

Das Wetter meint es gut mit den Musikfreunden in München an diesem lauen Abend, so dass der Biergarten neben der Muffathalle zum größten Teil von Interpol-Fans bevölkert ist, die sich hier für das bevorstehende Konzert stärken. Als sich dann gegen 20 Uhr die Biergarten-Gästeschaft beinahe geschlossen in die Muffathalle bewegt, ist die Halle, wie bei einem ausverkauften Konzert zu erwarten, schnell gut gefüllt. Das erfreut sicher sichtlich ganz besonders die aus Los Angeles stammende Band Froth, die als Supportact heute den musikalischen Abend eröffnen darf.

Diese Formation, die einem großen Teil des Publikums, mich selbst eingeschlossen, wohl bis dato unbekannt gewesen sein dürfte, trifft offenbar den Geschmack des Publikums so gut, dass sie mit großer Begeisterung aufgenommen werden. Der zurückgenommene, in Intonation und Stimmlage an Billy Corgan von den Smashing Pumpkins erinnernde Gesang trifft hier auf einen Gitarrensound, der wiederum stark an das Frühwerk von Dave Evans AKA The Edge (Gitarrist von U2) und  Johnny Marr (Gitarrist von The Smiths erinnert.

Paul Banks smoking during Lighthouse. FOTO: mistress_f/everystockphoto.com

Somit versetzen Froth als Vorbereitung auf Interpol das Publikum sowohl zeitlich, als auch musikalisch an die perfekte Position, um für Interpols Musik empfänglich zu sein, denn auch Joy Division, die man sicher als die größte Inspiration von Interpol bezeichnen darf, wirkten auch nach ihrem Ende 1980 noch weit in die 80er Jahre nach. Zudem waren auch die frühen U2 und Smiths unzweifelhaft deutlich von Joy Division inspiriert und beeinflusst, als deren veritable Nachfolger Interpol besonders nach dem Erscheinen ihres ersten Albums 2002 häufig betitelt wurden.

Den 15. Geburtstag dieses Albums feiert nun Interpol mit ihrer „Turn On the Bright Lights Anniversary Tour“, zu der auch das heutige Konzert in der Muffathalle gehört, das offenbar schon seit Wochen ausverkauft war und Interpol eine verdientermaßen volle Halle beschert, im Gegensatz zu ihrem letzten Konzert in München, das 2011 im Zenith stattfand, das in meiner Erinnerung nur etwa zur Hälfte gefüllt war.

Angekündigt (und angesichts des Titels der aktuellen Tour, wenig überraschend) war das komplette Album auf der Setlist, was  so auch an anderen Spielstätten durchgezogen worden war. Angesichts dieser Erwartung überrascht, dass Interpol mit „Not Even Jail“ vom 2004er „Antics“ beginnen, einem der besten Songs dieses Albums. Es folgen weitere Stücke von „Antics“: „Take You on a Cruise“ und „Slow Hands“ und sogar jeweils eines der letzten beiden Alben („Lights“ vom 2010er „Interpol“ und „All The Rage Back Home“ von „El Pintor“), bevor dann tatsächlich das Jubiläumsalbum vollständig und in exakter Reihenfolge gespielt wird.

Sicherlich kann darüber gestritten werden, ob es sinnvoll ist, ein ganzes Konzert im Wesentlichen einem einzigen Album zu widmen. Durch die Ergänzung durch Hits von anderen Alben und aufgrund der Klasse und Qualität von „Turn on the bright lights“ stellt sich meiner Meinung nach diese Frage nicht. Man konnte das Konzert als durchaus rund und repräsentativ für das gesamte Schaffen der Band wahrnehmen und als insgesamt absolut gelungen bezeichnen. Zwar ist das sicherlich eine individuelle Geschmacksfrage, doch in Anbetracht des durchweg mitgehenden und begeisterten Publikums in München, darf man sicher davon ausgehen, dass der von mir empfundene und beschriebene positive Eindruck beim Publikum in München definitiv mehrheitlich vorlag.

Zum Abschluss und zur Abrundung folgen dann noch ein paar Hits von anderen Alben („The Heinrich Maneuver“ und „Evil“), und die Band beendet das Konzert, wie immer und wie schon während des Auftritts, recht wortkarg, aber dennoch nicht ohne uns als „best audience so far on this Tour“ zu bezeichnen. Das hört man natürlich gerne. Und dennoch hält sich der Stolz auf solche Aussagen natürlich  in Grenzen, denn die eigene Konzerterfahrung lehrt, dass Sänger Paul Banks das wahrscheinlich jeden Abend und in jeder Stadt sagt. Aber was soll’s – dieser Abend ist schon alleine deshalb etwas Besonderes für das Münchner Publikum, weil es der einzige Deutschlandtermin auf dieser Tour ist. Aber in Anbetracht dessen, dass offenbar für das kommende Jahr die Veröffentlichung eines neuen Interpol Albums geplant ist, darf man damit rechnen, dass die nächste Tour wieder etwas weitläufiger angelegt sein wird.