Hut ab vor Reese Wynans and Friends „Sweet Release“

Reese Wynans and Friends FOTO: Ed Rode

Reese Wynans and Friends
Sweet Release
Veröffentlichungsdatum: 1. März 2019
Label: Mascot Label Group (Rough Trade) Amazon

Mein Gott, spielt der Mann eine Orgel! Und wenn dann noch ein Gitarrist wie Kenny Wayne Shepherd darüber fegt, dann jagt die Band nur so dahin. Kaum zu glauben, dass Reese Wynans, Stevie Ray Vaughans einstiger Keyboarder, erst jetzt im Alter von 71 Jahren sein erstes Solo-Werk vorlegt. Und was für eins! Hut ab.

Von Mike H. Claan

Der Opener ist natürlich von SRV. „Crossfire“ klingt dank der tollen Vocals von Sam Moore nach einer SRV-Hommage von Gary Brooker, „Say What!“ ein bluesiger Teufelsritt mit Kenny Wayne Shepherd an der Leadgitarre. „That Driving Beat“ mit Paulie Cerra am Saxofon wie ein Alexis Korner-Werk in der Neuzeit. Und „You’re Killing My Love“ mit Doyle Bramhall II (Lead Vocals & Lead Guitar) ist einfach nur zum Verdeck runterklappen und abfahren. Reese Wynans aufsteigendes Orgelsolo führt zu einer großen  Spannung im Mike Bloomfield-Stil.

Neben „Crossfire“ und „Say What!” sind noch weitere Stevie-Ray-Vaughan-Nummern auf dem Album zu hören: Auf „Riviera Paradise” und „Hard To Be” wirken als Gitarristen Joe Bonamassa und Kenny Wayne Shepherd sowie Bassist Tommy Shannon und Drummer Chris Layton von Double Trouble mit. Zu den zahlreichen weiteren Gastmusikern gehören unter anderem Bonnie Bramlett (Delaney & Bonnie), Jimmy Hall, Warren Haynes und Mike Farris, um nur einige zu nennen.

Joe Bonamassa erstmalig als Produzent tätig

Angesichts dieser Besetzung fällt es schwer dieses von Texas-rockendem Blues und Southern Rock durchsetzte Werk nicht zu mögen. Reese Wynans indes schafft es auf unaufdringliche Art, der Musik seinen persönlichen Stempel aufzudrücken. „Sweet Release“ ist auch eine Auszeichnung für einen, der seit 50 Jahren in der Rock-Blues-Szene und in Nashville tätig ist und hier seine Vielseitigkeit demonstriert.

Das Album verdanken wir Joe Bonamassa, der hier erstmals als Produzent auftritt. Seit 2015 gehört Wynans zu den regelmäßigen Begleitern des Bluesrock-Superstars. Bonamassa hat Wynans darin bestärkt, seinen schon eine Weile gehegten Plan vom Solodebüt nun endlich zu verwirklichen.

„Take The Time“

Das Album strotzt nur so vor musikalischer Vielfalt und den Funken, mit denen die Musiker die bekannten Songs mit neuem Leben erstrahlen lassen, wobei vor allem die weniger bekannten Songs am meisten beeindrucken. Während Wynans sich oft an viele der ursprünglichen Arrangements hält, bricht er aber auch mal aus den gängigen Konzepten aus, so wie bei Les Dudeks „Take The Time“. In den 70er Jahren war Dudek ein gefragter Session-Gitarrist für Steve Miller, The Allman Brothers und Boz Scaggs. Sein Mix aus Rock, Blues, Funk, Balladen und jazzigen Kanten auf seinem selbstbetitelten Debütalbum von 1976 hatte ein Southern-Flair, das Reese total liegt. „Take The Time“ war nie ein bedeutender Track, aber die Version hier zischt nur so wie ein saftiger Braten auf dem heißen Grill. Dazu wirken Warren Haynes‘ Gesang und Slide-Gitarre wie der Zünder im Grill.

Der von Boz Scaggs stammende Titeltrack wird von nicht weniger als acht Lead-Sängern gesungen, und ihre kontrastierenden Phrasierungen verkörpern den zeitlosen Muscle Shoals-Sound und die bluesige Seele von Van Morrison.

„The Shape I’m In“

Robbie Robertsons „The Shape I’m In“ wird bestimmt vom Kontrast zwischen Noah Hunts heiserer Stimme und Kenny Wayne Shepherds hellerem Sound. Dann setzt Reese‘ Boogieorgel vor einem dreifachen Gitarrenfest ein! Joe Bonamassas Gesang und lineare Gitarre ist bei „So Much Trouble“ nicht zu verleugnen. Dazu die erdigen Harmonikaeinsätze von Mike Henderson machen es zu einem bluesigen Ereignis.

Wynans schwelgt mit einem rollenden Klavier über „I Got A Right To Be Blue“, einem ziemlich reduzierten Duett mit Keb Mo, und er ist in seinem Element in den Doppel-Orgel- und Bläser-Lines beim funkigen Instrumental „Soul Island“, zu dem Josh Smith ein ziemlich cooles Jazzgitarrensolo über eine knackige Rhythmusgruppe spielt.

Schließlich Paul McCartneys „Blackbird“:  eine Lektion in Attitüde, Zurückhaltung, Gefühl und voller Suggestionen. Ein echt klasse Album!

Trackliste:

1.         Crossfire
2.         Say What!
3.         That Driving Beat
4.         You’re Killing My Love
5.         Sweet Release
6.         Shape I’m In
7.         Hard To Be
8.         Riviera Paradise
9.         Take The Time
10.       So Much Trouble
11.       I’ve Got A Right To Be Blue
12.       Soul Island
13.       Blackbird

Musiker der einzelnen Songs:

Crossfire:
Reese Wynans -Keyboards
Sam Moore- Vocals
Chris Layton- Drums
Tommy Shannon- Bass
Kenny Wayne Shepherd- Guitars
Jack Pearson- Guitar

The Texacali Horns:
Darrell Leonard – Trumpet
Joe Sublett – Saxophone

Say What!:
Reese Wynans- Keyboards
Chris Layton- Drums
Tommy Shannon- Bass
Kenny Wayne Shepherd- Guitar

That Driving Beat:
Reese Wynans- Keyboards
Greg Morrow- Drums
Michael Rhodes- Bass
Mike Farris- Lead Vocals
Paulie Cerra- Lead Vocals & Saxophone
Josh Smith- Guitar
Jack Pearson- Guitar

You’re Killing My Love:
Reese Wynans- Keyboards
Lamar Carter- Drums
Travis Carlton- Bass
Doyle Bramhall II- Lead Vocals & Lead Guitar
Josh Smith- Guitar
Lee Thornburg- Trumpet
Paulie Cerra- Saxophone & Arrangement
Mahalia Barnes- Vocals
Jade MacRae- Vocals
Juanita Tippins- Vocals

Sweet Release:
Reese Wynans- Keyboards
Greg Morrow- Drums
Michael Rhodes- Bass
Joe Bonamassa- Guitar
Josh Smith- Guitar
Mahalia Barnes- Choir
Jade MacRae- Choir
Juanita Tippins- Choir
Paulie Cerra- Horns and Arrangement
Lee Thornburg- Horns

Lead Vocals in order:
Paulie Cerra
Keb’ Mo’
Mike Farris‘
Jimmy Hall
Bonnie Bramlett
Vince Gill
Warren Haynes
Paulie Cerra

Shape I’m in:
Reese Wynans- Keyboards
Chris Layton- Drums
Tommy Shannon- Bass
Kenny Wayne Shepherd- Lead Guitar & Vocals
Noah Hunt- Lead Vocals
Josh Smith- Guitar
Jack Pearson- Guitar
Steve Mackie- Additional Bass

Hard To Be:
Reese Wynans- Keyboards
Bonnie Bramlett- Lead Vocals
Jimmy Hall- Lead Vocals
Greg Morrow- Drums
Michael Rhodes- Bass
Josh Smith- Guitar
Joe Bonamassa- Baritone Guitar
Jack Pearson- Guitar
Lee Thornburg- Horns
Paulie Cerra- Horns and arrangement

Riviera Paradise:
Reese Wynans- Keyboards
Chris Layton- Drums
Tommy Shannon- Bass
Steve Mackie- Fretless Bass
Kenny Wayne Shepherd- Guitars, Solo 1
Joe Bonamassa- Guitars, Solo 2
Jack Pearson- Guitar
Jeff Bova – Orchestrations

Take The Time:
Reese Wynans- Keyboards
Greg Morrow- Drums
Michael Rhodes- Bass
Warren Haynes Lead Guitar & Lead Vocals
Joe Bonamassa- Guitar
Mahalia Barnes- Vocals
Jade MacRae- Vocals
Juanita Tippins- Vocals

So Much Trouble:
Reese Wynans- Keyboards
Greg Morrow- Drums
Michael Rhodes- Bass
Joe Bonamassa- Lead Guitar & Lead Vocals
Jack Pearson- Guitar
Mike Henderson- Harmonica

I’ve Got A Right To Be Blue:
Reese Wynans- Keyboards
Keb’ Mo’- Guitar & Lead Vocals

Soul Island:
Reese Wynans- Keyboards
Lamar Carter- Drums
Travis Carlton- Bass
Josh Smith- Lead Guitar
Jack Pearson- Guitar
Paulie Cerra- Saxophone

Blackbird:
Reese Wynans- Grand Piano

More Infos:
www.reesewynans.com
https://twitter.com/rbwynans