„Moanin‘“ ist wohl eines der besten Stücke, die Art Blakey mit seiner wohl besten Band aufgenommen hat. Es gehört zu den unsterblichen Kompositionen, die jetzt auf einem Jubiläumsalbum zu hören sind: Art Blakey’s 70th Birthday Jubilee Concert – The Art of Jazz.
Von Dylan Cem Akalin
Das historische Konzertevent zum 70. Geburtstag von Art Blakey vom 9. Oktober 1989 bei den Leverkusener Jazztagen wurde für den Fernsehsender ZDF aufgezeichnet. Die Aufnahme gibt es jetzt remastered auf CD. Das Line-up ist sensationell: Zu den Jazz Messengers zählten Donald Harrison, Jovan Jackson, Brian Lynch, Essiet Okon Essiet und Geoff Keezer gesellen sich als Gäste Wayne Shorter, Benny Golson, Jackie McLean, Freddie Hubbard, Terence Blanchard, Curtis Fuller, Walter Davis Jr., Buster Williams, Roy Haynes & Michele Hendricks. Das Album erscheint jetzt pünktlich zum 100. Geburtstag von Art Blakey.
Lieblingswitz des alten Mannes
Die „Jazz-Boten“ wurden liebevoll auch Studenten der University of Blakey genannt, denn Blakeys enormer Einfluss auf den Jazz ist schon seit seinen Lebzeiten bekannt. „I’m gonna stay with the youngsters“, hatte er bereits 1954 gesagt und sich stets dran gehalten. Er wechselte stetig die Besetzung, holte sich nur die Besten, und viele sind erst durch ihn zu Ruhm und Bekanntheit gekommen. Kein Wunder also, dass zu seinem 70. so viele Musiker strömten. Und sein Einfluss gilt noch bis heute. Drummer Kendrick Scott etwa sagte kürzlich in einem Interview: „Wenn ich will, dass mein Spiel geerdeter und brutzelnder wird, dann denke ich an Art Blakey (…) und grabe mich ein.“
Sein Lieblingswitz auf den Konzerten war dieser: Er sei mal mit seinem Enkel auf dem Land spazieren gewesen, als sie unten im Tal eine Gruppe von Kühen grasen sahen. „Grandpa, lass uns da runter laufen und seine von diesen Kühen ficken.“ Seine Antwort darauf: „Mein Junge, warum gehen wir nicht gemächlich zu ihnen und ficken sie alle?“ So war der Mann mit den blitzenden Augen hinterm Schlagwerk. Humorvoll mit dem Hang zu dreckigen Witzen und voller Energie.
Zur Titelauswahl auf dieser Aufnahme gehört ein bluesiger Shuffle des Pianisten Bobby Timmons, der Klassiker „Along Came Betty“ des Tenorsaxophonisten Benny Golson und sein „Blues March“, der sicherlich zum Repertoire jedes Jazzstudenten gehört. Wir hören ein kleines Drum-Duo mit Roy Heynes, „Mr Blakey“ von Horace Silver und dem Gesang von Michele Hendricks, und am Schluss gibt es auch ein Interview mit Art, das Mike Hennessey 1976 führte – ein außerordentlich lebendiges Dokument, in dem dieser über seinen Lebenslauf, seine Karriere, seine Auffassung vom Schlagzeug spricht, aber auch über die Jazz Messengers sowie seine zwölf natürlichen und adoptierten Kinder.
Das Album sprüht nur so vor euphorischer Spielfreude und der schwärmerischen Stimmung. Dazu stehen Blakeys einzigartigen polyrhythmischen Drums im Mittelpunkt. Ralph Peterson, den Art schon mal als zweiten Drummer in seiner Band engagierte, sagt über Blakey: „Künstler vom Kaliber eines Art Blakey können nicht in eine Schublade gesteckt werden. Seine Brillanz und seine Fähigkeit, subtil und unterstützend zu sein, waren ebenso mächtig wie seine Fähigkeit, bombastisch und führend zu sein.“