Hammerprogramm, Spitzensound, Wow – das ist das Kurzresümee: RPWL spielen am Donnerstagabend in der Harmonie Bonn ihr komplettes neues Album „Tales from Outer Space“ und weitere Stücke aus ihrem reichhaltigen Repertoire. Noch dazu präsentiert Frontmann Yogi Lang vier Tracks aus seinem aktuellen Soloalbum. Das war mehr als zweieinhalb Stunden Hochgenuss für Freunde des gepflegten Art-/Progressive Rock.
Von Dylan Cem Akalin
Klar, der Stempel von Pink Floyd zieht sich durch die Musik der süddeutschen Art/Progressive-Rockband RPWL. Und so wundert es auch nicht, dass die Einflüsse der britischen Soundtüfftler auch bei Yogi Langs Soloprogramm durchschlagen. An der Gitarre diesmal Torsten Weber (The Doors of Perception), RPWL-Gitarrist Karlheinz „Kalle“ Wallner ist diesmal am Bass, Und auch Drums und Keyboards sind RPWL-bekannt: Marc Turiaux und Markus Jehle. Mit fantastischem Backgroundgesang unterstützen Bine Heller und Caroline von Brünken. „Move On“ kann noch als Pink Floyd/frühe Genesis-inspiriert gelten. „A Way Out Of Here“ geht eindeutig in eine poppige Richtung. „Shine On Me“ und insbesondere „I’ll Be There For You“ beeindrucken mit tiefer Emotion.
„Our Stage Is The Earth“
Dann muss Kalle Wallner nur noch seine Gitarren übernehmen, Bassist Werner Taus seinen Platz einnehmen, und es kann weitergehen mit dem Hauptprogramm. Die Titelmusiken von „Akte X“ und „Star Wars“ kündigen es schon an. Es wird musikalisch unheimlich. Zumindest geht es hinaus in die Weiten des Universums. Auf der Leinwand läuft eine inszenierte Doku. Wo sonst die farbigen Buchstaben RTL den TV-Sender markieren, steht RPWL und der Nachrichtensender berichtet von ungewöhnlichen Vorgängen. Und dann sagt der Nachrichtensprecher: „Our Stage is the Earth. The Time is the Present.“ Wir sehen verruckelte Bilder, Karten von NRW, von Bonn und lesen dann: „RPWL bestätigt Existenz von Aliens.“
Sensationelles Solo
„Tales From Outer Space“ ist sowas wie ein Erzählband aus der Science-Fiction-Literatur, und wer auf die Instrumentalleistung von Keyboarder Markus Jehle und insbesondere Gitarrist Kalle“ Wallner hört, merkt, dass das Musiker sind, die sich nicht in intellektuellen Phrasen verlieren, sondern echte Geschichtenerzähler sind. Wallner ist da besonders hervorzuheben. Was der Mann an den Gitarren zaubert, ist einfach genial. Was war das für ein Solo auf „3 Lights“ (vom Album „World Through My Eyes“)! Er greift nach dem Pianozwischenspiel ins Geschehen ein, wie ein Mann, der die Handlung engagiert fortführen will. Jeder Ton wird geformt. Da entstehen Gebirge aus Fleisch und Ton, Gebilde voller Rundungen, Risse und Täler. Das alles bringt er virtuos in einen fließenden Stil, dass einem der Mund offenstehen bleibt.
Mit „A New World“ startet das Konzert sehr rockig. der Gesang von Yogi Lang, die 70er-Jahre-Synthy-Effekte und Steve Hackett-Slides lassen an britischen Art/Prog/Rock denken.
Raumschiff aus der Sonne
„Welcome To The Freak Show” ist eine elegische Komposition, sehr nah an der „Wish You Where Here“-Phase Pink Floyds angelehnt mit harten Tom-Einlagen und schreienden Gitarren. Zirkustänzelnd und dynamisch „Light Of The World“ mit viel Wow-Gitarre. Da fliegt im Hintergrund ein Raumschiff aus der hellen Glut der Sonne heraus in einen Strudel von Licht und lässt die Band am Ende zu einem gemeinsamen orchestralen Ausdruck ausholen.
„Not Our Place To Be” klingt dann zunächst sehr nach Neal Morse Band und spätem Poprock von Genesis. „What I Really Need“ ist einer der vielen Höhepunkte. Yogi klingt hier weniger nach David Gilmore als vielmehr nach Peter Gabriel. Rau und brüchig, sehr eindringlich mit schönem Prog-Parts deys Keyboarders. „Give Birth To The Sun” beginnt mit Piano und Gesang und steht so sehr in der Tradition von Marillion. „Far Away From Home“ ist das letzte Stück vom aktuellen Album das Ende des Albums, das erst ganz ruhig startet, bevor sich daraus eine fulminante Hymne mit tollem großen Einsatz der beiden Sängerinnen entwickelt.
Nach „Hole in the Sky“ und „Start The Fire“ beginnt besagter Song „3 Lights“ erst wie ein Neil Young-Stück, dann entwickelt es sich wieder Richtung Marillion und Pink Floyd. Das Bob Dylan-Vover „Masters of War“ bekommt einen leichten Soulhintergrund verpasst. Mit „The Shadow“ wird es etwas rockiger, „Roses“ bietet viel Raum für Interaktion mit dem Publikum. Und nach vielen Rufen gibt es dann noch „Unchain the Earth (The Scientist)“ zur Zugabe. Ganz, ganz starker Abend.