Green Juice: Nicht nur die Donots wundern sich über die Nachbarschaft

Le Fly. FOTO: ca

Mit rund 7000 Besuchern war das Green Juice Festival in Bonn-Beuel ein voller Erfolg. „Der ganze Festival-Tag war Wahnsinn!“, so Mit-Veranstalter Julian Reininger.

Von Cem Akalin

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Meine Güte, was versprühen sie eine gute Laune! Le Fly werfen Ska, Hip-Hop, Rock, Discofunk und nach eigener Bekundung auch ganz viel Schnaps in einen Topf und herauskommt „St. Pauli Tanzmusik“. Da nimmt man den bekennenden St. Pauli-Fans im eher FC Köln- und/oder Dortmund-lastigen Rheinland auch keine Fangesänge aus dem hohen Norden krumm. Im Gegenteil. 7000 wippende, springende und tanzende Green Juice-Fans genossen bei optimalen Temperaturen eine große Partyatmosphäre.

Aber das ist man ja von der sympathischen Veranstalter-Crew um Julian Reininger ja gar nicht anders gewohnt. Das Geheimrezept dieses kleinen Festivaljuwels an der Neu-Vilicher Siedlung ist ja der familiäre Charakter. Ein paar Elterngenerationen schrauben das Durchschnittsalter nur unwesentlich nach oben, dafür wuseln auch jede Menge Kinder um die Picknickdecken herum. Ansonsten ist Green Juice eindeutig das Festival für junge Leute.

„Der ganze Festival-Tag war Wahnsinn! Es war die beste Stimmung, die man sich vorstellen kann, es hat einfach alles gepasst!“, so Julian Reininger. Von 11.30 bis 23 Uhr traten insgesamt elf Bands und DJs auf. Das Festivalgelände mitten im Bonner Wohngebiet war am Ende des Abends bis auf das letzte freie Fleckchen Wiese gut gefüllt.

Le Fly. FOTO: ca
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Bei bestem Festivalwetter stand ein perfekter Festivaltag mit dem größten Line Up der mittlerweile neunjährigen Green Juice-Geschichte ins Haus: „Mit den Donots als Headliner haben wir uns schon selbst einen Traum erfüllt, aber wir hätten uns nie träumen lassen, wie sehr die Leute hier abgehen!“, so Mit-Veranstalter Simon Reininger. Zu Punkrock-Songs zwischen Hymne und Heiserschreien flog der ein oder andere Ellenbogen im Circle Pit, wurde getanzt und der ein oder andere Refrain aus vollen Kehlen mitgesungen.

Die Donots schienen selbst ziemlich verblüfft von diesem Festival mitten im Wohngebiet. „Sowas gibt’s in Köln nicht“, stellte Frontmann Ingo Knollmann verblüfft fest. Er mag auch noch das eine oder andere Scherzchen über die Nachbarschaft machen, Fakt ist, dass die Reininger Brüder und ihre Crew wohl die beste Nachbarschaft der Welt haben, wenn sie sowas veranstalten dürfen. Ingo Knollmann, der erst vor ein paar Tagen seinen 40. feierte, und  sein Bruder Guido sind natürlich die bestimmenden Leute auf der Bühne. Übrigens: Der Sound war an diesem Tag erstaunlich gut abgemischt. Der Brachial-Alternative-Rock mit Punkpop-Elementen der Donots funktionierte hervorragend. Es war lauter als auf dem Kunst!Rasen, aber bedeutend leiser als sonst bei der Truppe, die eine ausgelassene Stimmung verbreitete.

Le Fly. FOTO: ca
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Große Überraschung des Tages: die Kölner Punk-Rocker KMPFSPRT. Klar, der deutschsprachige Post-Punk hat seine textlichen Regeln, und meistens geht es gegen das Spießentum: „Steck den Scheiß doch endlich in Brand/Genieß den Ausblick und wärm dich daran“. Dennoch: Die Musik geht ordentlich ab. So wie bei den Stuttgartern Schmutzki.

Mein Favorit des Tages: die Mannheimer Progressive-Alternative-Rockband The Intersphere. Das ist Rockmusik mit Niveau, angesiedelt irgendwo zwischen Incubus und Biffy Clyro. Thomas Zipner, Christoph Hessler, Sebastian Wagner und Moritz Müller sind Musiker, die sich nicht nur in der Rockgeschichte auskennen, sondern ein untrügerisches Feeling für Sounds und Melodien haben. Tolle Band!

Der Post-Punk hatte es zuvor schon City Light Thief angetan. Aus der Region kamen die Bands Juri, Landgang und Flash Forward. Zwischendurch versorgten die DJ-Teams ATOMICBUU und PAWNDA Freunde elektronischer Tanzmusik mit drückenden Bässen. Und schon am Vorabend weihten sechs lokale Bands beim Green Juice Warm Up das Festivalgelände ein.

„Das war das bisher beste Festival, das wir in diesen fast zehn Jahren auf die Beine gestellt haben! Wir möchten uns bei allen bedanken, die das möglich gemacht haben!“, resümiert Mit-Veranstalter Felix Weyrather.

Die Donots auf dem Green Juice. FOTO: ca
Die Donots auf dem Green Juice. FOTO: ca

Zum zehnjährigen Festivaljubiläum wird nochmal einer draufgesetzt, verkündete Julian Reininger abends noch auf der Bühne. Deshalb seien die Planungen für den 19. August 2017 schon im vollen Gange. Um die Wartezeit bis dahin zu verkürzen, stehen im Winter und Frühling Indoor-Festivals der neuen Reihe Green Juice Special auf dem Terminkalender der Festival-Macher.

Das junge Veranstalter-Team von Forisk Entertainment plant & organisiert das Green Juice Festival bereits seit 2008 komplett in Eigenregie. In den neun Jahren seines Bestehens ist das Festival vom kleinen Konzert im Park zur festen Größe der regionalen Musik-Landschaft geworden. Insgesamt waren beim Green Juice Festival über 250 freiwillige Helfer im Einsatz – von Künstlerbetreuung und Gastro über Ordnungsdienst bis Technik.

Möglich gemacht wird das Green Juice Festival durch die Unterstützung von zahlreichen Sponsoren, der Bundesstadt Bonn, sowie der Beueler Ortsverbände von DRK und THW. Mit seinem lokal besetzten Line Up und niedrigem Eintrittspreis leistet das Green Juice Festival einen wichtigen Beitrag zur Förderung der jungen Musikkultur in der Region Bonn/Rhein-Sieg.