Was für ein Festivalende! The Subways sind ein Rocktrio, das so viel Energie hat, dass sogar das Feuerwerk über der Bühne fast zahm wirkte. 4500 Musikfreunde feierten auch am zweiten Tag des Green Juice Festivals ausgelassen auf der Wiese am Rande der Bonner Wohnsiedlung Neu-Vilich.
Von Dylan Cem Akalin
„Energie! Vorsicht Hochspannung“, müsste auf jedem ihrer Cover stehen. Die britische Indie-Band The Subways gehören zu jenen Rocktrios, die genügend Substanz haben, um eine Festivalwiese zum Beben zu bringen. Charlotte Cooper (Bass) und die Brüder Billy Lunn (Gitarre, Gesang) und Josh Morgan (Schlagzeug) kennen sich von klein auf. Und das vertraute Verhältnis der Drei merkt man auf der Bühne. Seit dem Ende der 90er Jahre ist der Grunge-beeinflusste Rock nicht totzukriegen, auch wenn er teilweise in völlig neue Bahnen lenkt. Billy Lunns Vocals hat was von Eddie Argos von Art Brut. Kraftvoll und emotional. Und sie wissen, wie man einen Gig in eine Party verwandelt. Lunn ist ein echtes Bühnentier.
Mit 4500 Besuchern blieb die Besucherzahl zwar nicht unter den Erwartungen der Veranstalter, war aber dennoch geringer als in Vorjahren. 7500 könnten auf den Platz. Schade. Denn das Programm war genauso gut wie die Atmosphäre jedes Jahr ist. Sehr entspannt. Familiär. Und man sieht praktisch von jedem Punkt aus gut, weil das Gelände etwas abschüssig in Richtung Bühne geht. Und der Sound war auch in diesem Jahr grandios.
Von Wegen Lisbeth
Das Programm zielt eindeutig auf junges Publikum. Und das ist gut so. Von Wegen Lisbeth, die merkwürdigerweise das erste Mal in Bonn waren, sorgten für eine Riesenstimmung. Und man hat das Gefühl. Jeder Song ist ein Hit. Außerdem ist die deutsche Indie-Pop-Band aus Berlin die erste Truppe, die den Festivalnamen auf der Bühne mit ihren tausend grünen Pflanzen wörtlich nahmen. Ok, Saft gab es keinen.
Mit einem Soundfeuerwerk und „Lisa“ startet die Truppe. Doz Zschäbitz sorgt auf seiner Gitarre immer wieder für Soundüberraschungen. Mit ihren Texten, die sich mit Alltagsthemen beschäftigen, erinnern sie an Annenmaykantereit, auch wenn Sänger und Gitarrist Matthias Rohde nicht das ausgeprägte Stimmvolumen von Henning May hat. Macht nix. Es sind nette und amüsante Liebesgeschichten, Erlebnisse aus dem Supermarkt oder den Krampf der Selbstdarstellung in den sozialen Netzwerken („Sushi“). Tatsächlich stellt Rohde mitten im Konzert fest, dass kaum Smartphones hochgehalten werden. Partyband. Locker, leicht, sympathisch.
Stilmixe, Punk-Rock
Davor: die stilmixenden Leoniden, Van Holzen mit ihren kräftigen Gitarren, ihrer sehr präsenten Rhythmustruppe sowie Kieslings eindringlichen Gesang. Indiepunk kam von Abramowicz, Punkrock von KMPFSPRT. Elia hielten die Bonner Lokalfahne hoch.
Am ersten Festivaltag hatten bereits Bonner den Musiktag eröffnet: Attic. Gefolgt von der Post-Hardcore-Band 8Kids aus Darmstadt, Fjørt aus Aachen, den Hamburger Punk-Rockern Montreal und schließlich dem Headliner des ersten Tags Donots.
Die Pop-Punker um Ingo Donot aus Ibbenbüren singen ja seit dem letzten Album „Karacho“ auf Deutsch. Das Wagnis scheint sich zu lohnen. Denn die Donots spielen fast nur noch in ausverkaufen Locations so wie im März im Kölner E-Werk. Songs wie „Geschichten vom Boden“, „Keiner kommt hier lebend raus“ oder „Rauschen auf jeder Frequenz“ sind vom aktuellen Album. Die Hits „Calling“, „Stop the Clocks“ oder „Whatever happened to the 80s“ gehören zum Standardprogramm. Als letzte Zugabe nach gut zwei Stunden spielen die Donots „So Long“, ein Stück, das sie mit Singer-Songwriter Frank Turner aufgenommen haben.